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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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herum. Sie sagte nichts, sondern versuchte nur, das Blut wegzublinzeln.
    Ich wandte mich an den Heiden. »Was ist passiert?«
    Er schüttelte nur den Kopf und blickte wieder auf Morag. Rannu stand neben ihr und untersuchte ihre Augen und Ohren. Verärgert steckte ich den Revolver ein und nahm meine Pumpgun von der Schulter, um die zunehmend nervösen Gefangenen in Schach zu halten.
    »Jakob, wenn wir es tun wollen, müssen wir es jetzt tun«, sagte Mudge.
    Alles schien auseinanderzufallen: Morag war fix und fertig,
Rannu war abgelenkt, Balor zog sein ganz eigenes Ding durch, und der Heide schien unter Schock zu stehen.
    »Heide!«, rief ich, doch er ignorierte mich. »Heide!«, brüllte ich, und nun blickte er zu mir auf. »Komm her und übernimm die Bewachung der Gefangenen!« Er sah mich zunächst nur verständnislos an. »Sofort!«, rief ich mit der Stimme, die jeder Soldat vom Exerzierplatz kannte.
    Der Heide wachte aus seiner Benommenheit auf und übernahm meinen Platz.
    Ich drehte mich um und fing ein Betäubungsgewehr auf, das Mudge mir zuwarf. Die Injektionsspritze erinnerte viel mehr an das Pfeilgeschoss einer Gauss-Waffe als an ein medizinisches Instrument. Ich überprüfte die Waffe. Sie verfügte über ein Smart-Link und arbeitete nach dem Prinzip eines Gauss-Gewehrs. Ich vermutete, die hohe Geschwindigkeit war nötig, um die dicke Haut dieses - seines, korrigierte ich mich - Körpers mit der radikal veränderten Physiologie zu durchdringen.
    »Balor, tritt von der Scheibe zurück«, sagte ich, aber er hörte nicht auf mich. »Balor!« Diesmal funktionierte es nicht. »Verdammt!« Ich wandte mich an den verängstigten Wissenschaftler, der mir die Informationen gegeben hatte. »Sie, öffnen Sie die Tür, und dann gehen Sie zu den anderen zurück.«
    Er wollte protestieren, genauso wie einige andere Gefangene.
    »Klappe halten!«, rief der Heide. Er schien seine Angst immer noch nicht ganz überwunden zu haben. Ich hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, was vielleicht im Netz passiert war.
    »Tun Sie es, jetzt!«, brüllte ich den Wissenschaftler an und richtete das Betäubungsgewehr auf ihn. Er erhob sich und hastete zu einer Kontrollkonsole hinüber. Einige Gefangene riefen ihm zu, dass er es nicht tun sollte. Wieder schrie der Heide sie an. Gregor hatte verfolgt, wie der Wissenschaftler zur Konsole ging, und war daraufhin erwartungsvoll zur Tür seines Gefängnisses
gestakst. Balor blickte ihm nach, hielt sich aber dankenswerterweise aus der Schusslinie.
    »Rannu«, sagte ich, »wenn du fertig bist, könnte ich hier einen weiteren Schützen gebrauchen.«
    »Ich bringe Morag hier raus«, sagte er zu mir, und ich wünschte, ich hätte selbst daran gedacht.
    Dann war das Zischen zu hören, mit dem sich die Versiegelung der Tür öffnete. Langsam schwang sie auf. Gregors schiefe Silhouette stand im Eingang, im Gegenlicht der grellen Leuchtstreifen in seiner Zelle. Er trat über die Türschwelle. Ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Er öffnete den Mund und schrie. Es klang wie das, was die Turmspitzen in meinem Traum von sich gegeben hatten, nur dass er nicht sang. Es klang wütend, gemischt mit einem sehr menschlichen Schrei des Zorns.
    Mudge und ich feuerten. Beide Schüsse trafen. Gregor schien es gar nicht zu bemerken. Wir ließen beide gleichzeitig die Betäubungsgewehre fallen, wichen zurück und zogen unsere Waffen. Die Gefangenen schrien und versuchten trotz des Laserkarabiners, mit dem der Heide ihnen drohte, übereinander hinwegzusteigen und zur Tür zu gelangen.
    Ich glaube, für Balor war es wie Weihnachten. Mit ausgefahrenem Dreizack sprang er heran und schritt zielstrebig auf Gregor zu. Auch seine Bewegungen wirkten unmenschlich, fast als wäre er einer von IHNEN. Balor stieß den Dreizack mit einer Hand nach vorn. Die Spitzen der Waffe drangen in Gregors Brust, doch er ließ nicht erkennen, dass er etwas davon gespürt hatte. Balor drängte ihn zurück in die Ecke neben der offenen Tür. Brüllend sprang er in die Luft und holte mit der freien Hand aus, bereit, dem Mischwesen die Krallen in den Körper zu schlagen.
    Ich sah, wie Gregors schwarze Fingernägel wuchsen und sich verfestigten, bis sie zwanzig Zentimeter lange Klingen waren. Mit der rechten Hand packte Gregor den Schaft des Dreizacks
und zog ihn sich aus dem Fleisch. Seine linke Hand kam hoch und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die ich bisher nur ein einziges Mal beobachtet hatte - in der Nacht, als Gregor

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