Der Veteran: Roman
sich führte. Mudge sicherte mit seiner AK-47 nach backbord, und dann schlenderten wir beide hindurch. Trotz der Drogen spürte ich, wie meine Begeisterung für paramilitärischen Unsinn nachließ.
Ich war mir nicht sicher, was ich von einem Sendestudio erwartet hatte, vielleicht eine großzügig ausgestattete Bühne oder Hightech-Konsolen, viele Leute, etwas in der Art. Jedenfalls war ich ziemlich enttäuscht. Ich wusste nicht, wie dieser Knoten genannt wurde, aber man hatte sich hier offensichtlich auf »Reality«-Soap-Opera-Pornos spezialisiert. Es war erheblich kostengünstiger, computergenerierte Kulissen und Akteure zu verwenden, aber es schien Leute zu geben, die angeblich den Unterschied bemerkten. Und für jene, die es sich leisten konnten, die Sendegebühren für reale Körper zu bezahlen, gab es Läden wie diesen. Das hinderte das Studio nicht daran, Sachen wie Kostüme und Kulissen computergeneriert hinzuzufügen, und wahrscheinlich wurden auch einige Attribute der Schauspieler digital verbessert.
Im Prinzip waren es schlichte weiße Kulissen mit verschiedenen Platzhaltern für Möbel, mit denen die Schauspieler agieren konnten und denen in der Postproduktion Details hinzugefügt
wurden. Es waren drei Schauspieler auf dem Set, zwei Männer und eine Frau, jeder auf sehr durchschnittliche und farblose Weise attraktiv. Alle trugen enge weiße Anzüge, die bis auf das Gesicht den ganzen Körper bedeckten, damit ihnen später die Kostüme auf den Leib maßgeschneidert werden konnten. Außer ihnen gab es nur noch eine weitere Person auf dem Set. Die Frau hatte Kameraaugen wie Mudge und einen Sender in einer Augenhöhle, der vermutlich in Verbindung mit einem Medienboard stand. Mehrere Miniaturkameras schwebten lautlos rund um die Kulissen und fingen die Akteure aus jedem denkbaren Winkel ein. Sie waren ähnlich wie die, mit denen Mudge meinen Kampf gegen Rannu in New York aufgezeichnet hatte, nur wesentlich kleiner und technisch ausgereifter.
Ein Laufsteg zog sich um den Studioraum herum, und uns genau gegenüber gab es eine Glaskabine, in der sich zwei Männer aufhielten, von denen einer unzweifelhaft eine Art Wachmann war. Dahinter erkannte ich einen Durchgang, der wahrscheinlich zu einem Empfangsbereich führte, von dem aus man in diesen Bereich der Speiche gelangte. Darauf steuerte ich zu, mit ruhigen Schritten, während ich mir eine Zigarette anzündete.
Balor schüchterte die Schauspieler ein, indem er sie anschrie, dass sie sich auf den Boden legen sollten.
»Beruhige dich«, sagte ich zu ihm. »Setzen Sie sich einfach da drüben hin und verhalten Sie sich still«, wies ich die Schauspieler an, während ich auf ein schlichtes weißes Sofa zeigte. Sie nickten. Einer der beiden Männer blinzelte seine Tränen weg.
Rannu hatte seine Metal Storm im Anschlag, den Karabinerkolben fest gegen die Schulter gepresst, als er ruhig die Metalltreppe zum Laufsteg hinaufstieg. Ich lief auf den Durchgang zum Empfangsbereich zu. Die Wände des Korridors waren türkis gestrichen und mit einem hippen Logo dekoriert, das für mich wie eine rennende Hightech-Henne aussah. Wahrscheinlich
sollte das irgendwie cool sein, oder vielleicht waren Hennen gerade in.
Hinter mir hörte ich, wie Morag jemanden anbrüllte, dass er seine Waffe runternehmen solle.
»Vergesst nicht, dass wir niemanden töten wollen«, sagte ich über das taktische Netz. Von Balor empfing ich so etwas wie weißes Rauschen. Ich spazierte um eine Ecke und kam in den Empfangsbereich, wobei ich meine Pumpgun weiter auf dem Rücken trug. Dabei geriet ich in die wild abgefeuerte Salve einer MP. Ich wankte leicht, während mein Mantel und die subkutane Panzerung die kleinkalibrigen Geschosse aufhielten.
»Oh, Scheiße!«, lautete meine spontane, wenig intelligente Erwiderung. Dann taumelte ich stinksauer zurück hinter die Ecke, aber vorher hatte ich noch jemanden gesehen, bei dem es sich vermutlich um einen recht militanten Empfangschef handelte. Er ging hinter einem großen und ziemlich schicken Empfangstresen in Deckung. Ich hörte etwas hinter mir und blickte zurück. Die asymmetrische Missgestalt Gregors kam auf mich zugehumpelt, die Retributor im Anschlag.
»Ich glaube, die Railgun wäre hier zu viel des Guten«, sagte ich zu ihm. »He!«, rief ich dem Empfangschef zu. »Wir wollen Ihnen nicht wehtun. Verschwinden Sie einfach, okay?«
»Woher weiß ich, dass Sie mich nicht erschießen, wenn ich abhaue?«, fragte er.
»Wir haben Sie noch nicht
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