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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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ist mit den Finanzmärkten? Geld und Waren werden die ganze Zeit als Informationen hin und her bewegt. Jetzt hat jeder andere Zugang dazu.«
    »Es wird Sie überraschen, wie wenige Menschen das betrifft«, sagte der Heide. »Vielleicht überrascht es Sie auch gar nicht. Für die meisten von uns geht es weiterhin nur um das
Bargeld unter der Matratze oder illegale Kreditchips. Was sagst du dazu, Gott?«
    »Die Sicherheitssysteme werden durch den freien Zugang zu allen Informationen nicht beeinträchtigt. Geld und andere Waren lassen sich weiterhin nur durch befugte Personen bewegen, obwohl es jetzt wesentlich einfacher geworden ist, die Befugnis einer bestimmten Person zu überprüfen«, sagte Gott.
    Ich bemerkte, dass der Heide kurz in Trance verfiel, aber wieder voll da war, als Gott seine Erklärung beendet hatte.
    »Das heißt, dass sich nun viel leichter herausfinden lässt, wie viel Geld bestimmte Leute haben. Wow! Sie sind reich, Mr. Cronin«, sagte der Heide. Plötzlich hatte er etwas von einem typischen jugendlichen Hacker an sich. Die Sache machte ihm buchstäblich einen Heidenspaß. »Ich würde gern wissen, wie Sie so viel Geld verdient haben«, fuhr er fort. Gleichzeitig scrollten alle möglichen Informationen über den Bildschirm.
    »Das ist eine obszöne Verletzung der Privatsphäre«, sagte Cronin, der alles andere als zufrieden wirkte.
    »Ich bin der Ansicht, dass diese Informationen für die Bevölkerung relevant sind, weil sie uns alle direkt betreffen«, sagte der Heide ein wenig abgelenkt, als er die Informationen studierte. »Hmm, auf den ersten flüchtigen Blick sieht es danach aus, dass Sie viel Geld mit Waffengeschäften verdient und vor kurzem in Biotechnologie investiert haben. Ich frage mich, warum.«
    »Verstehen Sie nicht, dass Ihr Alien-Computervirus der totalen Wahrheit eine Waffe ist, die SIE gegen die Menschheit zum Einsatz gebracht haben?«, versuchte Cronin es mit einem neuen Ansatz. »Lügen dienen nicht nur der Täuschung, sie schützen die Menschen auch. Was wäre, wenn jede Lüge, die man Ihnen jemals erzählt hat, plötzlich aufgeklärt würde? Wäre der Nutzen oder der Schaden größer? Wir leben in einem Netz von Lügen - von ›Ja, darin siehst du fett aus‹ bis hin zu Pearl
Harbour -, und nicht alle sind schlecht. Die Wahrheit kann eine zerstörerische Kraft haben, wie Ihr Versuch, die Menschheit zu entzweien, beweist.«
    »Aber warum Ihre Lügen?«, fragte Mudge. »Warum sollen Sie entscheiden, welche Lügen uns aufgetischt werden?«
    »Weil wir die Erlaubnis dazu haben, weil wir hart dafür gearbeitet haben, in eine Position zu gelangen, die es uns gestattet, solche Entscheidungen zu treffen, weil wir stark genug dafür sind. So funktioniert unser System: Es belohnt Erfolg, und es belohnt Stärke. So sollte es auch sein. Wer sonst sollte die Menschen führen? Etwa Sie?«
    Unwillkürlich musste ich über das Selbstbewusstsein dieses Kerls grinsen.
    »Wie wär’s mit Demokratie?«, fragte Mudge.
    Ich hätte fast laut gelacht. Schon das Wort war ein Witz, aber Mudge meinte es todernst. Für ihn war es sehr wichtig.
    Ich sah, wie sich Cronins Augenlider um die maßgeschneiderten Linsen zusammenzogen, die wie echte Augen aussehen sollten. Auf dem großen Viz-Schirm war das Designer-Logo gerade noch zu erkennen. Ich glaube, er versuchte einzuschätzen, wie ernst Mudge es meinte.
    »Wir arbeiten innerhalb einer demokratischen Rahmenordnung«, sagte Cronin vorsichtig. Ich glaube, er erkannte die Falle. Für solche Leute war Demokratie eine leeere Floskel, fast ohne Bedeutung. Er wusste es, und wir wussten es, aber er konnte es nicht offen aussprechen.
    »Glauben Sie, wir hätten für den Krieg abgestimmt?«, fragte Mudge.
    »Das ist ein unsinniges Argument. Sie wissen, dass so etwas völlig naiv ist. Die Regierungen, die Sie an die Macht gewählt haben, geben uns den Spielraum für verschiedene Entscheidungen.«
    »Zum Beispiel, einen Krieg anzufangen«, sagte Mudge.

    »Ich habe keinen Krieg angefangen«, wiederholte er leicht verärgert. »Wir drehen uns im Kreis.«
    »Sollten die Regierungen nicht den Willen des Volkes umsetzen?«
    »Das tun sie, wenn sie gewählt wurden, aber trotz Ihrer Versuche, die Sache zu simplifizieren, wissen Sie ganz genau, dass die Bevölkerung aus Sicherheitsgründen nicht in bestimmte Fakten eingeweiht sein sollte und auch nicht in die Entscheidungen, diese Fakten geheim zu halten. In einer Demokratie delegieren die Menschen ihr Vertrauen an

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