Der Veteran: Roman
Leiche des Zuhälters und stand dann auf.
»Mister?«, sagte eine zaghafte Stimme.
Ich drehte mich um und sah das verängstigte Mädchen, das MacFarlane als Schild missbraucht hatte. Ich antwortete nicht. Stattdessen bückte ich mich und durchsuchte MacFarlane, bis ich das Geld des Zuhälters gefunden hatte.
»Sie irren sich«, sagte das Mädchen.
Ich zog ein paar schmutzige Euros aus dem Geldbündel und bot sie ihr an. Sie riss sie mir aus der Hand, und ich steckte den Rest ein.
»Aha? Inwiefern?«, fragte ich.
»Das mit der Maschine, die tötet«, sagte sie, und ich sah sie wieder an. »Es ist kein Killer. Es ist wunderschön.«
Ich hatte keine Ahnung, was sie damit meinte, aber etwas an ihrer Ernsthaftigkeit irritierte mich. Ich ging zur Innentreppe, die mich zu einem jener Monstren führen würde, die so viele meiner Freunde getötet hatten. War es psychisch gesünder, sich Sex mit einem Alien zu wünschen oder es töten zu wollen?, fragte ich mich. Man konnte nur hoffen, dass es von den Umständen abhing.
5. Kapitel
DUNDEE
Trotz meines ramponierten Gesichts spürte ich keinen Schmerz, als ich über die Treppe tiefer ins Schiff vordrang. Die gedämpfte Beleuchtung und die abblätternde rote Farbe waren ein längst vergessener Versuch, Atmosphäre zu schaffen, doch für mein mit Drogen vollgepumptes Gehirn erhielt das Ganze dadurch ein fremdweltliches Flair.
Ich erreichte den Fuß der Treppe und blieb stehen. Mein Gehör nahm die Geräusche schwerer Atemzüge gleich hinter der Ecke wahr. Es klang nach Menschen, die sich nervös bewegten. Ich sah es mir im thermografischen Spektrum an, aber warme Röhren und zahlreiche Menschen in den umgebenden Räumen verwischten die Bilder. Ich blickte um die Ecke und zog den Kopf sofort wieder zurück, als zwei Wachmänner mit Maschinenpistolen auf mich feuerten. Die Patronen hatten eine viel zu hohe Geschwindigkeit für diesen Waffentyp. Die Kugeln schlugen durch die Wand, vor der ich gestanden hatte, und setzten ihren Weg fort. Ich hörte einen Schrei. Eine Kugel hatte einen Lustknaben irgendwo tiefer im Schiff erwischt. Ich hatte mich weiter zurückgezogen und war wieder ein Stück die Treppe hinaufgestiegen.
»Es ist vorbei«, rief ich. »Alle sind tot. Auch MacFarlane. Sie arbeiten jetzt für niemanden mehr. Gehen Sie.«
Es folgte eine Diskussion zwischen den beiden, was sie von meinem Angebot halten sollten.
»Blödsinn!«, rief einer zurück. »Sie arbeiten für die Regierung. Sie werden jeden töten, mit dem Sie Kontakt hatten.«
»Warum habe ich es dann noch nicht getan?«, fragte ich und wunderte mich gleichzeitig, warum die Leute es mir immer wieder so schwer machten, sie am Leben zu lassen. »Sie haben die freie Wahl. Entweder Sie sterben hier und jetzt, oder Sie nutzen Ihre Chance und verschwinden.«
Es kam zu einer weiteren Diskussion, dann waren Stiefeltritte auf Metall zu hören. Ich warf erneut einen Blick um die Ecke und stellte fest, dass die beiden Wachen fort waren.
Ich lehnte mich gegen die Wand und ersetzte die Patronen in der Mastodon durch Disruptorgeschosse. Sie waren darauf angelegt, die größtmögliche Zerstörung im Flüssiggewebe IHRER Bioborg-Killer anzurichten. Meine Hand zitterte. Ich hatte Angst. Ich hatte zu viel Zeit auf der Erde verbracht, wo es nichts gab, was so furchteinflößend wie der Krieg war. Ich hatte vergessen, wie sich diese Angst anfühlte.
Als ich das letzte Mal mit einem Ninja zu tun gehabt hatte, war ich bis an die Zähne bewaffnet, mit Kampfdrogen vollgepumpt und bei meiner Einheit gewesen. Trotzdem waren am Ende viele von meinen Kameraden tot gewesen, ganz zu schweigen vom Grauen, das Gregor hatte erleiden müssen. Wenn es sich hierbei um einen IHRER Ninjas handelte, konnte ich nur hoffen, dass er schwer verletzt war. Ansonsten standen meine Chancen schlecht. In diesem Moment hörte ich etwas im angrenzenden Korridor.
Ich blickte um die Ecke und sah etwa zwanzig der - nach Rigs-Standards - edleren Huren, die zu einer Kabine unterwegs waren, von der ich vermutete, dass es die Kapitänskajüte war. Verärgerte Freier liefen einigen hinterher. Ich kniff mir in den Nasenrücken, und knirschend brach verkohlte Haut auf. Vage
Schmerzsignale drangen durch den Drogennebel und die Nervendämpfung. Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte, trat erst mal in den Korridor und streckte mit einem Faustschlag einen Freier nieder, der gerade versuchte, einen minderjährigen Jungen an den Haaren in eine Kabine
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