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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Cronin und seine Leute. Nur etwa ein Viertel der Besatzung und der Passagiere an Bord des Lifts kamen durch die explosive Dekompression ums Leben, bevor es ihnen gelang, die inneren Luftschleusen zu schließen. Die Fregatte erlitt durch die Orbitalwaffen von Hoch-Brasilia und der Raumstreitkräfte schwere Schäden, aber dann richtete ein anderer ihrer engelhaften Hacker Chaos und Verwüstung an. Die Hatteras mit Cronin an Bord entkam und setzte die Segel für den Flug in ein anderes System.
    Einige der Leute, die mit der Clique zu tun hatten oder generell sehr fiese Dinge getan hatten, schafften es zu überleben. Viele neue Führungspersönlichkeiten waren zuvor völlig unbekannt gewesen und kamen zum Teil direkt von der Straße. Jeder, der Anführer einer Gemeinschaft oder einer Gang gewesen war, rückte in wesentlich mächtigere Positionen auf. Alles blieb, wie es war, und doch änderte sich eine Menge. Ich glaube, insgesamt wurde es besser. Die Menschheit verkraftete das alles sehr gut, indem sie darauf verzichtete, sich angesichts der großen Umwälzungen selbst zu zerreißen.
    Der Wandel hätte viel schlimmer ausfallen können. Wenn jemand versuchte, sich Vorteile zu verschaffen, kam sofort jemand und gebot ihm Einhalt. Warum das nicht zum totalen Chaos führte, ist mir unbegreiflich. Vielleicht hatte die Menschheit einfach nur genug von Krieg und Kampf. Vielleicht wurden wir endlich erwachsen, obwohl mir das sehr unwahrscheinlich vorkam. Im Nachhinein muss ich sagen: Unsere Aktion war so unglaublich dumm gewesen, dass der Vorwurf der Verantwortungslosigkeit viel zu schwach war. Wir hatten es nicht gründlich durchdacht, und wir hatten verdammt großes Glück gehabt.
Nicht nur unser siebenköpfiger Haufen, sondern alle Menschen in diesem System. Es hätte viel, viel schlimmer kommen können. Nur Buck hatte kein Glück gehabt. Auch ich fand, dass ich mich nicht unbedingt glücklich schätzen konnte.
    Mudge hatte ein gefährliches Spiel getrieben. Seine mediale Manipulation war genauso raffiniert gewesen wie das, was die Clique getan hatte, nur erheblich leichtsinniger. Wenn irgendwer auf die Idee kam, die Sache zu überprüfen, und irgendwann würde es zweifellos jemand tun, würde ihm auffallen, dass Mudge die Szenen zensiert hatte, die Gott den Menschen bei unserer kleinen Revolutionsshow vorgeführt hatte. Er hatte dafür gesorgt, dass Gott keine der schlimmen Vorfälle zeigte - wie Kinderschänder gelyncht wurden, wie Fortunate Sons auf Menschenmengen geschossen hatten, wie Regierungs- und Konzerngebäude abgefackelt wurden. Er hatte darauf gesetzt, dass die meisten Leute viel zu sehr von der großen Neuigkeit überwältigt und über das Ende des Krieges erleichtert waren, um auf dumme Gedanken zu kommen. Wenn die Menschen den Eindruck erhielten, dass es eine große Feier und keine blutige Revolte war, gingen sie sich selbst als gutes Beispiel voran. Es hatte funktioniert, aber wie gesagt, war es sehr riskant gewesen. Unsere Welt hätte genauso gut in Flammen aufgehen können.
    Warum hatte ich mich also nicht irgendwo verkrochen, um auf den Tod zu warten? In guter Gesellschaft von Nutten, Drogen und Whisky? Warum war ich an Bord dieses beschissenen Schiffs, das zum Sirius flog, obwohl ich mir geschworen hatte, nie wieder dorthin zurückzukehren? Wir schienen immer wieder alles auf eine Karte zu setzen, bis wir irgendwann unser Glück überstrapaziert hatten und den Tod fanden. Man konnte nicht so lange hoch pokern und die Gefahr suchen und erwarten, dass man damit durchkam.
    Ich fand, dass wir unseren Beitrag geleistet hatten. Jetzt war
es an der Zeit, dass die Regierungen und das Militär aktiv wurden und sich mit Demiurg, Crom und der Schwarzen Schwadron auseinandersetzten. Aber Gregor genügte das nicht. Er wies sogar darauf hin, dass das doch der Sinn des Ganzen gewesen war: Wir mussten selber die Verantwortung übernehmen und durften nicht mehr darauf hoffen, dass es ein anderer tat. Gregor sagte, dass Crom unser Problem war. Wenn die Regierungen reagierten, war vielleicht schon alles zu spät. Außerdem wusste er, wie und wo Crom freigesetzt werden sollte. Er wollte auf jeden Fall losziehen. Ich wollte ihm widersprechen - nach allem, was wir durchgemacht hatten, kam es mir so sinnlos vor -, aber ich lag sowieso im Sterben, und ich war ihm noch mindestens einen Gefallen schuldig. Nach meiner Rückkehr hatte ich mir keine besondere Mühe gegeben, nach ihm zu suchen. Mudge hatte es getan, aber ich

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