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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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rekrutieren lassen. Gibby sagte, es würde sich anfühlen, als wäre eine Hälfte von ihm gestorben. Obwohl ich nicht mit Gregor aufgewachsen war, hatte ich ähnlich empfunden, als mir nach Dog 4 sein Verlust so richtig bewusst geworden war. Wir hatten es zwar geschafft, ihn zurückzubringen, aber nachdem ich ihn in der Speiche erlebt hatte, machte er mir nur noch Angst.
    Genauso wie Gibby hatte auch Mudge etwas Gewicht verloren, nachdem die Graue Lady ihm einige Körperteile weggebrannt hatte. Außerdem brauchte er ein neues Bein, aber ansonsten war es für ihn glimpflich ausgegangen. Mudge war zäh, und seine Kybernetik war von guter Qualität. Er hatte sich recht gut behauptet, aber letztlich hatte es sich bemerkbar gemacht, dass er nicht so stabil gebaut war wie wir. Das und seine dumme Idee, keine Rüstung über dem Netzhemd zu tragen, hatte dazu geführt, dass er so schnell ausgeschaltet worden war.
    Morag war fix und fertig. Sie war blind und taub gewesen und hatte schwer unter dem Sauerstoffmangel gelitten. Letzteres hatte man kurieren können. Dann hatte man ihr neue Augen und Ohren gegeben. Und versucht, sie so natürlich wie möglich aussehen zu lassen, nicht wie unsere schwarzen Linsen. Trotzdem hatte man sie verbessert, so dass sie nun ein ähnlich gutes Seh- und Hörvermögen hatte wie wir. Sie waren besser als die echten, aber jedes Mal, wenn ich die roten Narben sah, dachte ich daran, dass man ihr wieder ein Stück Menschlichkeit wegoperiert hatte und dass sie mir mit jedem Eingriff ähnlicher wurde. Was zum Henker hatten wir uns dabei gedacht, ihr zu erlauben, uns zu begleiten?
    Sie hatten meine inneren Organe wiederaufgebaut, mich zusammengeflickt, die Haut vernäht und zerstörte Komponenten ersetzt. Obwohl sie es im Grunde sinnlos fanden, genauso wie ich, da ich trotzdem an der Strahlenkrankheit sterben würde. Sie gaben sich alle Mühe, mich dazubehalten. Sie sprachen davon, meine letzten Tage im medinischen Zentrum von Atlantis so angenehm wie möglich zu gestalten. Damit ich die Gelegenheit verpasste, im Sirius-System Selbstmord zu begehen? Keine Chance.
    Unser kleiner Trick hatte ziemlich gut funktioniert. Bei der Volksabstimmung wurde mit überwältigender Mehrheit entschieden, den Krieg zu beenden und die Clique zu entmachten.
Was keine große Überraschung war. Natürlich war es zu Aufständen gekommen, es wurde gelyncht und in unterschiedlichster Form Selbstjustiz geübt, aber die Menschheit als Ganzes hatte es gut verkraftet. Keine Regierung wurde gestürzt, obwohl sie alle Federn lassen mussten, genauso wie Armeen, Geheimdienste und viele Konzerne. Etliche Nachwuchskräfte fanden sich plötzlich an sehr mächtigen Positionen wieder. Es gab durchaus ein gewisses Chaos. Leute wurden befördert und im nächsten Moment gefeuert, als neue Informationen über sie ans Tageslicht kamen. Wahrscheinlich musste den Führungspersönlichkeiten erst einmal richtig bewusst werden, welches Ausmaß an Unbescholtenheit nun von ihnen erwartet wurde. Das hieß, erwartet hatte man es vermutlich schon immer, aber nun ließ sich alles überprüfen. Die menschliche Gesellschaft brach nicht zusammen, sie hielt es aus. Die Regierungen und die Konzerne erkannten die neuen Tendenzen und beschlossen, sich anzupassen, um sie zu ihrem Vorteil zu nutzen, was normalerweise bedeutete, dass sie sich anständig benehmen sollten.
    Viele Mitglieder der Clique waren unter Hausarrest gestellt worden. Von manchen wurde das Vermögen konfisziert, was bedeutete, dass ihre medizinische Betreuung nicht fortgesetzt werden konnte. Sie wurden eigentlich nicht getötet, sondern nur abgeschaltet. In anderen Fällen wurde der Wachschutz überrannt, worauf die grauen Eminenzen vom wütenden Mob ermordet wurden. Ich vermutete, dass sich ein paar gut ausgebildete Exsoldaten diesen Mobs angeschlossen hatten.
    Natürlich konnte Cronin entkommen. Über seine Flucht würden die Weltraumpiloten noch die nächsten tausend Jahre reden. Schon jetzt gilt die Aktion als eins der gewagtesten Flugmanöver, die jemals unternommen wurden. Nur schade, dass der Anlass so niederträchtig war. Einer der neuen Fregatten der Schwarzen Schwadron, der USS Hatteras , gelang es, an den
fahrenden Lift anzudocken, in dem sich Cronin befand, bevor er Hoch-Brasilia erreicht hatte. Sobald der Lift die Atmosphäre hinter sich gelassen hatte, passte die Fregatte Kurs und Geschwindigkeit an, dann schnitt man sich durch die Notluftschleuse der Liftkabine und evakuierte

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