Der Veteran: Roman
Gregor damit keinen Schaden zufügt?«, fragte ich. »Schließlich scheint der Kokon so etwas wie eine Schutzhülle zu sein.«
Die beiden waren sich nicht sicher, was sie sagen sollten. »Wir müssen es wissen«, bekräftigte Morag schließlich. »Er hätte sich nicht verpuppen dürfen, ohne uns zu sagen, wie sein Plan aussieht.«
»Das sehe ich ein, aber wenn wir ihn töten, werden wir es nie erfahren.«
»Also kehren wir um, was wir sowieso schon ins Auge gefasst haben«, sagte der Heide.
Ich starrte ihn mit meinen Linsen an. »Er ist immer noch ein Freund von mir«, rief ich ihm ins Gedächtnis, obwohl ich vermutete,
dass ich mit meinem leichenähnlichen Erscheinungsbild eine weniger bedrohliche Wirkung ausübte als früher.
»Klar, aber er machte einen recht robusten Eindruck. Schließlich ist er zum Teil eine Alien-Killermaschine. Wenn wir das Sirius-System erreicht haben, können wir dort nicht allzu lange untätig herumhängen, ob wir nun getarnt sind oder nicht. Wenn SIE uns nicht finden, wird die Clique uns finden.«
Ich fand, dass er etwas übertrieb. Schließlich war es nicht so einfach, in etwas so großem wie dem Weltraum etwas so Kleines wie ein Raumschiff zu finden.
»Was wollt ihr von mir? Meine Erlaubnis?«, fragte ich.
Beide machten einen leicht schuldbewussten Eindruck.
»Ihr habt bereits beschlossen, es zu tun, nicht wahr?«, sagte ich, was der Heide mit einem Nicken bestätigte. Ich seufzte. »Schön«, sagte ich etwas sauer. »Könnt ihr wenigstens dafür sorgen, dass ich dabei bin, wenn ihr mit ihm redet?«
»Das ist mit ein Grund, warum wir hier sind«, sagte Morag. Sie trat ans Bett und rollte mich so behutsam wie möglich auf die Seite. Ich konnte nur noch auf die Wand starren. Das bewahrte mich davor, Morags Grimasse zu sehen, als sie mit meinem wundgelegenen Rücken, den blutenden Geschwüren von der Strahlenkrankheit und dem üblen Gestank eines Sterbenden konfrontiert wurde. Ich spürte, wie sie das drahtlose Netz-Interface einsteckte.
»Wir sagen dir Bescheid, wenn wir so weit sind«, sagte sie, bevor die beiden wieder gingen.
An Bord der Spear war das Netz winzig. Streng genommen hätte es jeden beliebigen Umfang haben können, aber es existierte nur in den Systemen der Spear . Die Netz-Darstellung des Schiffs war seltsam. Ich war mir nicht sicher, ob es eine verwitterte Speerspitze oder der längliche Schädel eines Fabelwesens sein sollte. Auf dem Knochen standen Symbole, die entfernt
an die Veves erinnerten, die Papa Neon benutzte, aber sie veränderten sich ständig und verwandelten sich in neue Symbole, wenn man sie genauer betrachtete. Das waren verschlüsselte Daten des Betriebssystems der Spear . Eine riesige und größtenteils gestaltlose Wüste umgab die Darstellung des Schiffs - vermutlich sollte sie den Weltraum veranschaulichen. Der Himmel war ein sehr schönes Rendering eines Wüstensonnenuntergangs. Verschiedene virtuelle Bereiche des Schiffs wurden als glatte Höhlen im Knochen dargestellt. In einer dieser Höhlen hatten Morag und der Heide das Pub-Ambiente nach Gregors unbewussten Erinnerungen eingerichtet. Es wirkte etwas merkwürdig zwischen den glatten Knochenflächen.
Mein Avatar wäre ein sehr gelungenes Rendering von mir gewesen, wenn ich ohne Kybernetik und Strahlenschäden herumlaufen würde. Diesmal dachte ich daran, in den Spiegel hinter der Theke zu blicken, weil ich wissen wollte, welche Farbe Morag meinen Augen gegeben hatte. Sie hatte sie grün gemacht, aber das sah irgendwie nicht richtig aus.
Gregors Avatar war meinem recht ähnlich, eine gute Nachbildung seines Aussehens, als er noch ein Mensch ohne Maschinerie gewesen war. Es erleichterte mich, dass er jetzt kein Smiler mehr war. Vermutlich waren irrationale alte Stammesloyalitäten kaum totzukriegen. Morag war da. Sie war wieder die Schwarze Annis. Ich glaube, mir war das Blumenmädchen lieber - oder wie auch immer man die hübschere Version nennen wollte. Der Heide trat wieder in seinem Druiden-Avatar auf. Alle saßen an einem Tisch mitten in der ansonsten menschenleeren Bar. Ich ging zu ihnen hinüber. Auf dem Tisch stand bereits ein Glas mit virtuellem Whisky. Ich nahm einen Schluck - gut programmiert, aber letztlich sinnlos.
»Ich dachte, du würdest wie ein Luftballon platzen, wenn sie dich anstechen. Wie hat sich die Verletzung deiner Privatsphäre angefühlt?«, fragte ich.
Gregor starrte mich nur an.
Ich seufzte, das hieß, die animierte virtuelle Repräsentation von mir
Weitere Kostenlose Bücher