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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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schicken. Ich gehe dorthin, wo ich will!«, schrie sie mich an. Nun war ihre Stimme wie zersplitterndes Glas moduliert.
    »Das hilft uns nicht weiter«, sagte Gregor.
    »Halt die Klappe.« Ich wandte mich wieder an Annis. »Hör zu, Morag. Du hast recht. Es steht mir nicht zu, dir zu sagen, was du tun und lassen sollst, aber ich werde jeden Versuch von dir sabotieren, dieses Schiff zu verlassen.«
    Ihr Hexen-Avatar machte den Eindruck, als wollte sie über den Kneipentisch springen und mir die Kehle zerfleischen.
    Ich beachtete sie nicht weiter und sah Gregor an. »Du, ich und wahrscheinlich Balor können in den Kampf ziehen. Wenn das nicht reicht, wird es schwierig.«
    »Das sind nicht genug Kämpfer, und wir brauchen einen SigTech«, sagte Gregor.
    »Dann tun wir es eben nicht«, sagte ich fest entschlossen.
    »Ich komme mit«, sagte die Schwarze Annis.

    Ich blickte nicht mehr durch. »Warum willst du unbedingt sterben?«, schrie ich sie an. »Zum ersten verdammten Mal habe ich wieder Hoffnung - warum willst du das alles wegwerfen? Wenn ich nicht bereits tot wäre, würde ich auf gar keinen Fall bei dieser Sache mitmachen«, fuhr ich etwas ruhiger fort. »Wenn es für mich eine realistische Möglichkeit zum Weiterleben gäbe, würde ich sie nutzen.«
    »Ich werde es überleben«, sagte Annis mit Entschiedenheit.
    »Du weißt nicht, wovon du redest«, sagte ich entnervt.
    »Botschafter will Frieden schließen. Ich werde mit IHNEN reden«, sagte sie.
    Wir alle starrten sie verblüfft an.
    Dann lachte der Heide schallend. »Diese Idee ist mindestens genauso gut, wie einfach hineinzuspazieren und uns von IHNEN umbringen zu lassen«, sagte er sarkastisch.
    »Morag, ich verstehe, woher du kommst«, sagte Gregor, »und ich glaube, dass sich irgendwann die Gelegenheit dazu bieten wird, und wahrscheinlich wirst du dabei eine sehr wichtige Rolle …«
    »Aber nicht, wenn sie dann tot ist«, unterbrach ich ihn, was mir einen weiteren giftigen Blick von der Hexe einbrachte.
    »Aber wir können dieses Risiko nicht in der Anfangsphase eingehen«, fuhr Gregor fort. »Was ist, wenn du SIE nicht überzeugen kannst, bevor die Sporen losschlagen? Was ist, wenn die Clique mit der Sirius-Flotte angreift, während wir mit IHNEN reden? Was ist, wenn SIE uns einfach töten, bevor wir irgendetwas bewirken können, aus Gründen, die wir vielleicht gar nicht verstehen? Vergiss nicht, dass die allermeisten von IHNEN nur darauf programmiert sind, uns zu töten, sobald SIE uns sehen, bis IHNEN ein anderer Befehl erteilt wird. Wir sollten SIE zuerst retten und IHNEN anschließend ein Friedensangebot machen.«
    Die Schwarze Annis hatte aufmerksam zugehört. »Ganz einfach.
Ihr zieht los und tut, was ihr tun müsst. Und ich ziehe los und spreche mit IHNEN. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht beides machen können.«
    »Vielleicht weil wir dann alle sterben werden«, gab der Heide zu bedenken.
    Morag drehte sich zu ihm um. »Das hilft uns nicht weiter«, sagte sie.
    »Es hilft uns auch nicht weiter, wenn wir sinnlos getötet werden«, sagte der Heide. Womit er nicht ganz unrecht hatte.
    »Wir werden nicht sterben«, bekräftigte Annis. »Vergesst nicht, dass ich die Hure Babylon bin.«
    »Du weißt nicht, wovon du redest!«, fuhr der Heide sie an. »Auch wenn du als Hackerin ein Wunderkind bist, hast du keinen blassen Schimmer vom Krieg - und das hier ist Krieg, nebenbei bemerkt. Außerdem brauchen wir etwas mehr als jugendlichen Optimismus, um diese Sache erfolgreich durchzuziehen.«
    Die Hexe öffnete den Mund. Es sah aus, als wäre sie bereit, den Heiden richtig fertigzumachen.
    »Er hat recht«, sagte ich ruhig.
    Der Schmerz und der Vorwurf des Verrats in den dämonischen Zügen des Avatars hatten fast etwas Komisches.
    »Tut mir leid, Morag, aber du hast wirklich keine Ahnung, wovon du redest. Deine einzige Kommunikation mit IHNEN fand mit Botschafter statt. Jetzt spielt es keine Rolle mehr, wer den Krieg angefangen hat. Aber wir wissen, wozu SIE imstande sind, und du weißt es nicht.«
    »Also habe ich hier überhaupt kein Mitspracherecht?«
    »Also solltest du auf die Leute mit Erfahrung hören«, gab ich zurück.
    »Warum traut ihr mir nichts zu?«, fragte sie verbittert. »Rannu glaubt an mich, er vertraut meinen Fähigkeiten. Warum kannst du das nicht?« Diese Frage war an mich gerichtet.

    »Rannu glaubt an dich«, erklärte der Heide ruhig. »Das ist etwas anderes als Vertrauen, und in diesem Fall mangelt es dir an

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