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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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nicht der eigentliche Grund, warum wir die ganze Zeit gekämpft und getötet haben? Mussten all die Marines in Atlantis nicht deswegen sterben? Haben wir uns nicht bemüht, die Welt besser zu machen? Ist das nicht unsere Aufgabe, wenn wir stark sind? Hast du nicht zu Cronin dasselbe gesagt?«, knurrte er. »Die Welt ohne Krieg, die Welt, die ihr verwirklichen wollt, hat keine Verwendung mehr für jemanden wie mich«, sagte er schließlich.
    Das ließ mich innehalten. »Und was ist mit Rolleston und der Schwarzen Schwadron?«, fragte ich erschöpft.
    »Ob du es glaubst oder nicht, nachdem du mich kämpfen gesehen hast«, sagte er in gleichmäßigem Tonfall, »aber ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, Menschen zu töten.«
    »Du bist hierhergekommen, um zu sterben?«, fragte ich.
    »Nein. Ich bin gekommen, um auf eine Weise zu sterben, über die die Menschen noch sehr lange reden werden.«
    »Du willst mit Glanz und Gloria in den Kampf ziehen.«
    Er nickte. »Deshalb ist es ganz besonders wichtig, dass von uns allen auf jeden Fall Mudge überlebt.«
    »Damit er deine Geschichte erzählen kann«, sagte ich. »Und du willst mich nicht dabeihaben, weil du trotz der Dinge, die du
mit deinem Körper und deinem Kopf gemacht hast, nicht daran erinnert werden möchtest, dass du immer noch ein Mensch aus schwachem Fleisch bist.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Das musstest du auch nicht.«
    »Ich mache mir Sorgen, dass du ein Risiko für die Mission …«
    »Du bist auf dem Weg zu einem verdammten Selbstmordeinsatz, Kumpel. Die anderen interessieren dich einen Scheißdreck - das hast du gerade selbst gesagt. Du weißt, wie wir unsere Arbeit erledigen. Wie lautet dein Motto? Nicht durch Stärke, sondern durch List? Wir wollen uns leise anschleichen, und du willst ein verdammtes Spektakel aus deinem Tod machen!«
    »Ich versuche dir einen Ausweg zu bieten«, knurrte er.
    »Was ist los?«, fragte Morag von der offenen Tür.
    Ich hatte sie gar nicht gehört, aber Balor musste etwas gemerkt haben. Keiner von uns beiden sagte etwas. Ohne vernünftigen Grund hatte ich plötzlich Schuldgefühle. Ich glaubte, auch eine Spur davon in Balors Gesicht zu sehen, aber wer konnte sich da schon sicher sein?
    Morag warf einen Blick auf die Waffe, das Messer und die Pillendose.
    »Was habt ihr gemacht?«, wollte sie von uns wissen.
    »Nichts«, sagte ich.
    Morag blickte Balor finster an.
    Balor erhob sich, und sein riesiger schuppiger Körper schien die gesamte Kabine auszufüllen.
    Morag kam herein und wirkte neben Balor winzig. »Wolltest du ihn töten?«
    »Ich habe ihm einen Ausweg angeboten«, knurrte er.
    Ich hatte Morag noch nie so wütend erlebt.
    »Einen Ausweg? Einen Scheiß-Ausweg!«, schrie sie ihn an. »Warum sprichst du nicht vom Töten - oder noch besser von Mord?«

    »Morag …«, begann ich.
    Sie hatte sich Balors Schrotpistole gegriffen und hielt die schwere Waffe unsicher mit beiden Händen. Balor streckte den Arm aus, um ihr die Pistole wieder abzunehmen. Der Knall war im engen Zimmer ohrenbetäubend - beziehungsweise wäre es gewesen, wenn wir nicht alle über Audiodämpfung verfügt hätten. Der Rückstoß warf Morag gegen die Wand, während die Waffe polternd zu Boden fiel. Schrotquerschläger sausten überall durch die Luft. Der grelle Mündungsblitz der Pistole hatte einen schwarzen Brandfleck auf Balors Brust hinterlassen. Balor wich nicht einmal einen Schritt zurück. Morag hatte auf dieselbe Stelle geschossen wie Rolleston. Und ihm die schöne neue Panzerung versengt.
    »Tut mir leid«, sagte Morag, eher schockiert über das, was sie getan hatte, als aus Angst vor Balor.
    Balor bückte sich und hob die Schrotpistole auf. Dann steckte er auch das Messer und die Pillendose wieder ein. Offenbar hatte sich die Sache nicht so entwickelt, wie er es sich vorgestellt hatte. Sein unmenschliches Gesicht ließ keine eindeutigen Rückschlüsse zu, aber ich glaube, es war ihm peinlich.
    Mudge und Rannu tauchten im Türrahmen auf. Rannu hatte das MedPak abgenommen. Eine Hälfte seines Gesichts bestand aus nachgewachsener roter Haut. Er hielt in jeder Hand eine Waffe. Der Heide war hinter ihm. Balor stapfte los und wollte sich an ihnen vorbeischieben.
    »Balor«, sagte ich ruhig.
    Er blieb stehen und drehte sich zu mir um.
    »Balor, wenn ich lange genug lebe, werde ich zusammen mit dir untergehen.«
    Er dachte einen Moment lang darüber nach und nickte dann, bevor er sich wieder zum Gehen wandte.
    Mudge und der Heide

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