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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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Schlüssel.«
    Plötzlich wurde der Heide wieder ernst und sprach uns beide an. »Der Vikar hat nicht nur die Informationsgestalt in den Speicherwürfel geladen, sondern auch die Ergebnisse der Tests,
die er mit dem Alien durchgeführt hat. Er hat festgestellt, dass IHRE Physiologie komplett integriert ist. Sie besitzen keine separaten Organe. Das Gehirn ist über den gesamten Körper verteilt und mit allen Artgenossen kompatibel, wenn sie sich zusammentun, um ein Kollektivbewusstsein zu bilden«, sagte er.
    Auch das war etwas, das bereits theoretisch postuliert worden war.
    »Also ist es eine biologische Maschine?«, sagte ich leicht gönnerhaft, wahrscheinlich mehr zu Morags als zu meinen Gunsten.
    »Ja«, sagte der Heide. »Genauso, wie Menschen es sind, aber SIE differenzieren nicht zwischen sich selbst und dem, was wir als Technologie betrachten.«
    »Bioborgs. Und?« Das war nun wirklich nichts Neues.
    »Der Heide sagte, sie wären die flüssigen biologischen Entsprechungen von Naniten«, warf Morag ein.
    Der Heide nickte. »Das ist richtig, aber der wesentliche Punkt ist der, dass Botschafters Verarbeitungskapazität enorm ist, und er scheint genauso schnell lernen zu können, wie wir es untersuchen können.«
    »Also?«, fragte ich.
    »Also wäre es in der Lage, Informationen in dem Umfang zu verarbeiten, wie es für den Plan des Heiden und seiner Freunde nötig ist«, erwiderte Morag.
    »Du hast alles mitgehört?«, fragte ich entsetzt.
    »Ich habe ihr die Aufzeichnung unseres Gesprächs geschickt, als sie die Bibliothek betreten hat«, sagte der Heide.
    »Jakob, du kannst es dir nicht vorstellen«, sagte sie. »Mit der Hardware kann ich unglaublich schnell verarbeiten und verstehen. Ich weiß so viel, ich lerne so schnell.« Ihre Begeisterung wäre ansteckender gewesen, wenn ich nicht die ganze Zeit an das Metall und das Plastik hätte denken müssen, das uns alle zu infizieren schien. Ich hatte genug davon.

    »Gut, wunderbar, ihr habt jetzt euren eigenen Alien. Viel Glück damit. Wir haben damit nichts mehr zu tun«, sagte ich, ohne nachzudenken.
    Die Schwarze Annis sah mich an. War es Belustigung, was ich in den schwarzen Kugeln sah, die ihre Augen waren?
    »Beziehungsweise ich«, sagte ich deprimiert.
    Es klang wie zersplitterndes Glas, als das Alien aus dem Eindämmungsprogramm ausbrach. Schwarze Tentakel schossen durch die Risse im Dach von Dinas Emrys nach draußen. Dort sah ich nur Finsternis, was bedeutete, dass wir uns in einem weniger populären Teil des Netzes befanden, mitten im virtuellen Nirgendwo. Die Hauptmasse der Informationsgestalt des Aliens schien innerhalb des Kreises zu bleiben. Instinktiv duckte ich mich, aber der Heide war bereits bei der Arbeit. Schriftrollen erschienen und verschwanden wieder vor ihm, während blaues Licht aus seinen Händen strömte und Strahlenkränze aus Energie um Botschafters schwarze Tentakel bildete, jedoch ohne sonst etwas zu bewirken, wie es den Anschein hatte.
    »Raus jetzt!«, rief der Heide in einem Kommandoton, der im Widerspruch zu seiner sonstigen Sanftmütigkeit stand. Da ich mit dieser Umgebung nicht vertraut war, suchte ich zunächst nach einem tatsächlichen Ausgang, bevor ich mich wieder an die Escape-Funktion erinnerte. Die Tentakel krümmten sich nun wie eine Schlange, die ein Beutetier verspeiste, und zuckten immer schneller.
    »Ja«, hörte ich Morag flüstern. Ich wandte mich ihr zu, um zu sehen, zu wem sie sprach, genauso wie der Heide, der entsetzt die Augen aufriss. Das Gesicht des Annis-Avatars war eine Fratze grotesken Erstaunens. Ein dünner schwarzer Tentakel schoss von Botschafter heran und durchbohrte den Kopf der Hexengestalt.
    »Nein!« Mir war kaum bewusst, dass ich schrie, als ich mich auf sie zubewegte, bevor mir klar wurde, dass ich keine Möglichkeit
hatte, ihr irgendwie zu helfen. Die Schwarze Annis lag auf dem gebeugten Rücken und schüttelte sich, als würde sie unter einem schweren epileptischen Anfall leiden. Der schwarze Tentakel steckte im virtuellen Schädel und zuckte ebenfalls krampfhaft.
    »Raus! Sofort!«, schrie der Heide. Meine jahrelange militärische Konditionierung drängte mich, dem Befehl zu gehorchen. Mir war klar, dass ich zu einem Teil des Problems wurde. Ich warf einen letzten Blick auf die Schwarze Annis, während ich bereits den desorientierenden Sog der Realität spürte.

11. Kapitel
    HULL
    Es schien ziemlich lange zu dauern, bis die Informationen, die ich empfing, irgendeinen Sinn ergaben.

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