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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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»So etwas hat nie einen Sinn.«
    »Jakob, bitte!«, sagte Morag leise.
    Ich gab nach. Ich hatte nur noch den Wunsch, mich hinzulegen.
    »Ist Jess rausgekommen?«, fragte ich.
    »Wir konnten sie nicht mehr erreichen«, sagte der Heide leise.
    Ich blickte auf. Er sah alt und runzlig aus, als wäre er geschrumpft.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Und Botschafter?«
    Morag kramte in ihrem Beutel und hielt den soliden Speicherwürfel hoch.
     
    Irgendwann kam ich dazu, sie zu fragen. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Wir saßen in einem Boot, das vom Heiden gesteuert wurde. Wir waren wieder auf der trügerisch stillen braunen Ebene aus Flüssigkeit, die der Humber war. Der Hacker hatte seinen zusammengelegten Stab aus dem Rucksack gezogen und ihn wieder auseinandergeklappt. Wie es schien, vermittelte er ihm ein Gefühl der Sicherheit.
    »Nein«, sagte sie. »Das haben diese Menschen nicht verdient.«
    »Niemand hat so etwas verdient. Obwohl das vielleicht gar nicht stimmt.«

    »Was willst du jetzt tun?«, wandte sich Morag an den Heiden.
    Der Hacker zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht abhauen, vielleicht in einem anderen Teil der Stadt ein Versteck suchen. Vielleicht fangen ein paar von vorn an.« Er schüttelte den Kopf. »Wir hatten bereits sehr viel aufgebaut.« Danach verfiel er wieder in Schweigen.
    »Ich meinte, da drinnen«, sagte ich zu Morag und zeigte auf ihren Kopf.
    »Ich habe immer noch furchtbare Kopfschmerzen, und meine Gedanken fühlen sich sehr chaotisch an. Ich weiß gar nicht mehr, wer ich bin und was neu ist. Der Heide bringt mir bei, Subroutinen zu schreiben, um alles zu sortieren.«
    »Was, in diesem Moment?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    Ich blickte zum Heiden, der sich im Heckbereich des Bootes mit seinem Kummer auseinandersetzte. Mir wurde bewusst, dass ich irgendwie neidisch auf ihre gemeinsame interne Welt war.
    »Wo war es?«, fragte ich sie.
    Sie zuckte mit den Schultern, worauf der Heide antwortete. »An sehr vielen Orten, manche davon harmlos, manche nicht. Es scheint wahllos eine große Menge Informationen gesammelt zu haben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Alles von Literaturbibliotheken bis zu großen Äquatorialkonzernen«, sagte er.
    »Das war das Schlimmste, was es getan hat?«, fragte ich.
    Der Heide schüttelte den Kopf. »Nein, ich würde sagen, die NSA und das GCHQ waren das Schlimmste.«
    Mir wurde kalt. Sogar ich wusste, dass die National Security Agency und das Government Communications Headquarter angeblich so gut wie nicht zu knacken waren.
    »Ach du Scheiße«, fluchte ich.

    Der Heide sagte nichts.
    »Hast du irgendwas davon in deinem Kopf?«, fragte ich Morag.
    »Wahrscheinlich«, antwortete sie mit einem Schulterzucken.
    »Wie gut hast du deine Spuren verwischt?«, wollte ich vom Heiden wissen.
    »Recht gut, aber wie du dir vorstellen kannst, sind diese beiden Institutionen jetzt im Netz hinter uns her. Mit Recht dürften sie sich so angepisst fühlen, dass sie sich sehr große Mühe geben.«
    Ich fand, dass er das Problem unterschätzte.
    »Rolleston hatte zweifellos schon seine Leute im Netz, damit sie nach uns suchen«, fuhr er fort, »aber jetzt dürften uns alle gleichzeitig auf den Fersen sein.«
    »Und es dürfte Kopfprämien geben«, sagte ich.
    Der Heide nickte, und ich schwieg. Die Lage schien ziemlich hoffnungslos zu sein.
    »Hat es irgendwelchen Schaden angerichtet?«, fragte ich nach einer Weile. Ich war immer noch nicht davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Schlag gegen die Kommunikationsinfrastruktur der Erde handelte.
    »Soweit ich sagen kann, nicht. Es hat nur Informationen mitgenommen.«
    »Hat es nach etwas Bestimmtem gesucht?«
    Der Heide sah mich an, als könnte er nicht glauben, dass ich es immer noch nicht kapiert hatte.
    Ich kümmerte mich um meine Verletzungen und versuchte nicht an die Tragweite dessen zu denken, worin ich verstrickt war. Ich tat, was ich konnte, um die Wunden zu säubern, zu vernähen oder zumindest zu versiegeln, wozu ich ein ziemlich einfaches Erste-Hilfe-Set benutzte, das ich in den Avenues gefunden hatte, bevor wir aufgebrochen waren. Ich war eine beschädigte Maschine, und ohne einen guten Mechaniker würde
ich nicht mehr meine gesamte Leistungsfähigkeit ausschöpfen können.
    »Was ist damit?«, fragte ich Morag und zeigte auf die MP.
    »Jess hat mir ein paar Kampf-Softskills gegeben - kleine Waffen, Kleingruppentaktik, unbewaffneter Kampf«, sagte sie. Als sie Jess erwähnte, sah ich Tränen in ihren Augen.

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