Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
Vom Netzwerk:
Gewalt.«
    »Und töten dabei einige Leute«, fügte ich hinzu.
    »Soldat A?«, fragte Morag.
    »Während einer Anhörung oder einer Verhandlung vor dem Kriegsgericht werden Angehörige der Spezialeinheiten in dieser Art bezeichnet, weil ihre Identität aus Sicherheitsgründen geheim bleiben soll«, erklärte ich ihr.
    »Man hat die Verantwortlichen vor ein Kriegsgericht gestellt?«, fragte sie und klang ein wenig beruhigt.
    »Nein«, sagte ich.
    »Man hat euch angeklagt?«, fragte sie fassungslos. »Warum?«
    »Weil wir nach dem Gesetz Unrecht getan hatten. Ich wurde der Meuterei und des mehrfachen Mordes angeklagt, und ich wurde für schuldig befunden. Ich sollte erschossen werden, aber Mudge war bei mir gewesen. Er war an der Meuterei beteiligt. Er nutzte seine Kontakte aus, um dafür zu sorgen, dass die Geschichte überall publik gemacht wurde.«
    »Ein richtig großer Skandal«, sagte der Heide. »Und ein großer öffentlicher Aufschrei.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Inzwischen ist fast jeder ein Vet. Also könnte es auch sie erwischen. Mudge hatte mir das
Leben gerettet, wieder einmal. Ich wurde nicht erschossen, sondern unehrenhaft entlassen.«
    »Wirklich?«, fragte der Heide lachend. Heutzutage war es schwierig geworden, unehrenhaft entlassen zu werden, weil Soldaten so dringend gebraucht wurden. Wenn man etwas so Schlimmes getan hatte, dass man dafür angeklagt werden konnte, war es wahrscheinlicher, dass man erschossen wurde. Jeder wünschte sich, unehrenhaft entlassen zu werden.
    »Mudge verschwand vor etwa acht Monaten«, sagte ich. »Er hatte sich auf die Suche nach einem Freund von uns gemacht.«
    »Ich weiß, wo Mudge ist«, sagte Morag.

13. Kapitel
    NORDATLANTIK
    »Wir gehen nach New York«, sagte ich und hoffte, dass es nach einer endgültigen Entscheidung klang.
    »Bist du verrückt?«, sagte der Heide, dem die Endgültigkeit offenbar entgangen war.
    »Ist New York nicht eine ziemlich schlimme Stadt?«, fragte Morag.
    »Im Vergleich zu was?«, fragte ich zurück. »Zu den Avenues? Ja, wenn dort gerade keine Razzia stattfindet. Zu den Rigs? Wahrscheinlich. Zu Dog 4? Wohl kaum.«
    Wir rasten knapp unter der Schallmauer etwa drei Meter über der Nordsee die Küstenlinie hinauf. An Dundee vorbei, wo für Morag und mich alles angefangen hatte. Wir hockten in der engen umgebauten Frachtkammer eines schnellen Kampfschlittens. Ich vermutete, dass er sein Leben als Lockheed begonnen hatte, aber dann war das Fahrzeug so gründlich umgerüstet worden - wahrscheinlich nach einem schweren Schaden -, dass es kaum noch Ähnlichkeit mit seiner ursprünglichen Gestalt hatte.
    Es war ein langer, grauer, gepanzerter Keil, der es irgendwie schaffte, gleichzeitig ebenso aerodynamisch wie hässlich zu sein. Um die Tarneigenschaften zu verbessern, hatte er keine rechten Winkel, und die Waffensysteme waren zurzeit hinter
Klappen verborgen. Es war nicht mehr als ein zweckmäßiger Klumpen aus unansehnlichem Metall.
    Der russische Pilot hatte sich über einen Lautsprecher vorgestellt. Er hieß Michail Rivid, und er versicherte uns, dass er bereits für die Speznas Schlittenpilot gewesen war. Andererseits hatte ich den Eindruck gewonnen, dass jeder russische Schlittenfahrer das behauptete. Der Heide hatte gesagt, dass Rivid ganz in Ordnung war, aber laut Auskunft seiner Freunde in Fosterton auch leicht gaga. Andererseits behauptete das jeder von Russen und von Schlittenpiloten. Es deutete sogar einiges daraufhin, dass Rivid etwas verrückt war, denn er flog mit knapp 1200 km/h in nur drei Metern Höhe über der Nordsee, eine Leistung, zu der nur jemand mit sehr guten verstärkten Reflexen imstande war.
    Wie die meisten Piloten von Bodeneffektfahrzeugen wie diesem war Rivid eine Chimäre. Er war direkt mit dem Gefährt verdrahtet, bei solchen Geschwindigkeiten und der komplizierten Steuerung eine unabdingbare Notwendigkeit. Und wie die meisten Chimären war Rivid schwerbehindert. Er existierte in einer technischen Gebärmutter, die an einer komplexen gyroskopischen Aufhängung in den vorderen Bereich des Schlittens eingebaut worden war.
    Die Gebärmutter kümmerte sich um all seine körperlichen Bedürfnisse. Seine Nahrung wurde ihm über einen Tropf in vielen leckeren Geschmacksrichtungen zugeführt, und ein recht sichtbarer Katheter entfernte seine Abfallprodukte. Sein Senso-Link kam dem Gefühl sehr nahe, einen anderen Menschen zu berühren, und seine externe Welt war eine Halluzination aus Geistwesen, die ihm über

Weitere Kostenlose Bücher