Der Veteran: Roman
Sinn, wenn man sie selber getan hat. Ich weiß nicht, ob mit mir etwas nicht stimmt - ich versuche nur, mit den Sachen zurechtzukommen, mit denen ich zu tun bekomme -, aber du musst keine Angst vor mir haben.«
Sie lächelte mich an. Dann drückte sie mich kurz an sich. »Ich weiß«, flüsterte sie.
Ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte. Ich erwiderte die Geste nicht. Sie spürte, wie ich mich anspannte, und ließ mich los.
»Aber dieser Mudgie hätte nicht dabei sein müssen?«, fragte
sie. Offenbar versuchte sie, von der peinlichen Situation abzulenken.
»Ich glaube«, sagte ich. »Aber er war einer von den guten Jungs.«
»Wer?«, fragte der Heide, als er zu uns zurückkam.
»Was hast du erreicht?«, fragte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Kommt drauf an, wie man es definiert. Wir könnten mit einem Schlitten nach Russland fahren.«
Morag und ich starrten ihn entgeistert an. Russland war ein großes und sehr gefährliches kriminelles Imperium, das praktisch den gesamten Schwarzmarkt im nördlichen Europa unter Kontrolle hatte. Es war keine Überraschung, dass eine Passage nach Russland kein großes Problem war, da es Russen wie die U-Boot-Kapitänin waren, die den illegalen Verkehr und Handel mit allem Möglichen organisierten, von Menschen bis zu schweren landwirtschaftlichen Maschinen und den Drogen, die in den holländischen Fabriken produziert wurden.
»Wie sieht unser Plan aus?«, fragte ich.
»In Russland geht mit Geld alles. Wir kaufen uns eine Portion Ungestörtheit und bringen unsere Arbeit an Gott zu Ende. Und du sorgst in der realen Welt für unsere Sicherheit.« Er stützte sich auf seinen Stab. Der Heide hatte jetzt ein altes BAE-Lasergewehr aus Militärbeständen, das er in einer Tasche auf dem Rücken trug, und eine Pistole an der Hüfte. Wahrscheinlich hatte er sie sich während des Angriffs der Fortunate Sons angeeignet.
»Was ist mit Mudge?«, wandte ich mich wieder an Morag.
»Der Journalist?«, fragte der Heide.
»Du hast von ihm gehört?«, fragte ich zurück und sah den gealterten Hacker an.
»Natürlich. Er war der Schreiberling, der die Geschichte mit den entsorgten Vets der Spezialeinheiten aufgedeckt hat. Du kennst ihn?«
Ich nickte.
Morag sah mich an, bevor sie sich an den Heiden wandte. »Er hat zusammen mit ihm gedient.«
»Wirklich? Ein feiner Kerl«, sagte der Heide. Mudges Enthüllungen hatten vermutlich verhindert, dass noch viel mehr Angehörige der Spezialeinheiten getötet wurden. »Moment mal …«
Ich ahnte, was jetzt kam.
»Du warst Soldat A«, sagte er. »Der Meuterer, richtig?«
Ich seufzte.
»Was soll das heißen?«, fragte Morag.
»Kurz nach meiner Entlassung aus dem aktiven Dienst«, erklärte der Heide, »wurde der Regierung klar, dass es ein großes Risiko war, jede Menge Exangehörige der Spezialeinheiten auf der Straße herumlaufen zu lassen, da sie auch mit blockierten kybernetischen Systemen immer noch sehr gefährlich werden konnten.«
»Außerdem«, setzte ich hinzu, »wurden die Leute, denen man die Kybernetik abgenommen hatte, von den Konzernen, den Syndikaten, verschiedenen Söldnertruppen oder sogar den finanzkräftigeren Straßengangs angeheuert und neu ausgerüstet.«
Der Heide nickte. »Sie waren ein hohes Sicherheitsrisiko. Dann entdeckte irgendein kluges Köpfchen eine Gesetzeslücke, die im Prinzip darauf hinauslief, dass die Regierung unter gar keinen Umständen für etwas verantwortlich gemacht werden konnte, was im nichtterritorialen Weltraum mit ihren Soldaten passierte.«
Morag war entsetzt. »Ihr meint, sie haben diese Leute einfach im Weltraum entsorgt?«
Ich nickte.
»Er war einer von ihnen«, sagte der Heide und zeigte auf mich.
»Viele Truppentransporter sind umgebaute Frachter«, begann
ich leise. Das war ein Thema, über das ich nie gerne sprach. »Die Frachträume sind modular angelegt und lassen sich leicht von der eigentlichen Schiffszelle abriegeln. Sie mussten nur die Luftschleusen aufsprengen, und das Problem war erledigt.«
»Nachdem ihr für uns gekämpft habt?«
»Ja.« Ich war selber überrascht. Ich war gar nicht mehr wütend über diesen Verrat, sondern nur noch traurig.
»Aber dich hat man nicht gespaced?«, hakte sie nach.
»Oh, man hat es versucht«, sagte ich.
Der Heide lächelte. »Das Problem war, dass man versucht hat, einen Haufen ziemlich einfallsreicher Leute zu töten. Soldat A und ein paar andere leisteten Widerstand und brachten den Truppenstransporter in ihre
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