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Der Veteran: Roman

Titel: Der Veteran: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith , Bernhard Kempen
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das Netz zugeführt wurden. Ich war für einen Moment neidisch auf ihn, bevor mir klar wurde, dass ich es sogar für meine Verhältnisse mit dem Selbstmitleid etwas übertrieb.
    Der Schlitten war Rivids Körper. Er war so sehr darin integriert, dass er eine Vertrautheit mit der Maschine entwickelt
hatte, die die meisten Menschen nicht einmal mit ihren Partnern erlebten. Es ging weit über das hinaus, was ich spürte, wenn ich mich in mein Bike einklinkte. Chimären waren sehr gute Piloten, denn wenn ihre Fahrzeuge einen Unfall bauten, gab es für sie keine Möglichkeit, daraus zu entkommen. Das steigerte die geistige Konzentration enorm.
    »Es wird eine Weile dauern, bis nach New York zu düsen«, sagte Rivid. Seine Stimme tönte blechern aus dem Lautsprecher, aber der Akzent war unüberhörbar. »Viel Treibstoff und … viel Aufregung. Wir müssen einen Zwischenstopp bei den Färöer-Inseln einlegen.«
    »Bist du schon mal dort gewesen?«, fragte der Heide.
    Ein Rauschen kam aus dem billigen Lautsprecher, bis mir klar wurde, dass es Gelächter war.
    »Natürlich! Ich war auf Barney’s World! Warum soll ich noch nicht in New York gewesen sein?«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich seiner Logik folgen konnte. »Ist es dort wirklich so schlimm, wie die Leute behaupten?«, fragte ich.
    »Viel schlimmer! Sehr blutig! Sehr … aufregend! Und gefährlich, es sei denn, man ist Pirat.«
    »Fliegst du gern nach New York?«, wollte der Heide von Rivid wissen.
    »Warum nicht? Mehr Geld für mich.«
    Der Heide sackte leicht in sich zusammen, dann wandte er sich im engen Raum wieder mir zu. Wir wurden in den Schalensitzen hochgerissen, da die Kompensatoren des Schlittens nicht sämtliche G-Kräfte neutralisieren konnten. Als wir scharf nach links abbogen, klebte ich an der rechten Wand. Ich blickte auf den Heiden und Morag hinunter, die mir gegenüber angeschnallt waren.
    »’tschuldigung«, war die fröhliche und überhaupt nicht bedauernd klingende Stimme Rivids zu hören.

    »Wir würden dort ein sehr großes Risiko eingehen«, sagte der Heide. »Wir sollten einfach zusehen, dass wir das Projekt fertigstellen.« Damit meinte er Gott.
    »Glaubst du, in Russland wäre es sicherer?«, fragte ich. »Man kann dort alles kaufen, wie du gesagt hast. Die anderen werden den Preis überbieten, den wir für unsere Ungestörtheit bezahlen, das ist klar. Außerdem werden die russischen Institutionen, ob kriminell oder nicht, mit den Leuten, die nach uns suchen, auf eine Weise kooperieren, wie es Balors Haufen niemals tun würde.«
    Morag erschauderte, als ich Balors Namen erwähnte. Wie die meisten Leute in ihrem Alter kannte sie Balors Ruf als krimineller Buhmann. Ein Cyborg, der sich so hatte umbauen lassen, dass er nun wie ein sagenhaftes Meeresungeheuer aussah, der sein Piratenkönigreich in den Ruinen von New York beherrschte.
    Der Heide und ich wussten es besser. Balor war bei den Spezialeinheiten gewesen, beim SBS. Vielleicht hatte er sogar unter Rolleston gedient.
    Einige Soldaten, hauptsächlich ehemalige Straßenpunks, hatten sich zu Monstern umgestalten lassen. Es gab komplette Einheiten, die aus Werwölfen, Kobolden oder sogar Figuren aus den alten Medien wie die Klingz bestanden. Häufig waren es nicht nur kosmetische Veränderungen. Ein Werwolf ließ sich auch den Geruchssinn verfeinern und die Eckzähne und Krallen verstärken. Es war klar, dass solche Sachen vielleicht auf der Straße nützlich waren, aber keineswegs im Krieg. In Soldatenkreisen fand man, dass solche Leute es übertrieben, und man betrachtete sie als schlechten Witz. Sie schafften es nur selten in die Spezialeinheiten. Balor und seine Truppe waren die Ausnahme. Es interessierte ihn einen Scheißdreck, was andere Leute über ihn dachten. Er wollte einfach nur anders sein. Er wollte kein Mensch sein. Er wollte das Meer sein.

    Balor hatte den größten Teil seiner Dienstzeit im Proxima-Centauri-System verbracht, tief in den kalten toten Ozeanen eines kalten toten Planeten. Er war gründlich umgebaut worden, um als U-Boot-Pilot in unglaublichen Tiefen operieren zu können. Von seinem ursprünglichen Körper war kaum etwas übrig geblieben. Gleichzeitig hatte er sich ummodellieren lassen, so dass sein Körper nun einem urtümlichen Meeresdämon der Mythologie ähnelte. Das Ergebnis war so überzeugend, dass mir bei unserer bisher einzigen Begegnung die Spucke weggeblieben war. Es schien nichts Menschliches mehr an ihm zu sein, aus ihm war praktisch ein Alien

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