Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Galitz
Vom Netzwerk:
Arbeitszeit um war, sobald Billy und Sarah ihre Schlafanzüge trugen, verfolgte sie Hawks ungeschickte Bemühungen belustigt nur aus der Ferne.

    Billy und Sarah versuchten alles, um länger aufzubleiben. Sie fragten nach etwas zu trinken, wollten noch einmal ins Bad und kommandierten ihren Vater nach Herzenslust herum. Wenn sie schon darauf und daran war, Hawk doch für einen unfähigen Vater zu halten, klang seine weiche, dunkle Stimme aus dem Schlafzimmer der Kinder und die Gutenachtgeschichte folgte.
    Dabei musste sie dann immer daran denken, dass jeder Vater besser war als einer, der sich einfach davonmachte. Und Hawk tat gewiss sein Bestes. Das machte eine Menge wieder wett.
    Ella sehnte sich nach jemandem, der auch ihr Gute Nacht sagte und sie zudeckte. Jemand mit weicher, dunkler Stimme - jemand, der viel zärtlicher war, als man zunächst dachte.

5. KAPITEL
    Die Mittwochabende wurden zu einer wöchentlichen Qual, und zwar in der Weise, das etwas, worauf man sich eigentlich freuen sollte, zu einer Angelegenheit wurde, die man insgeheim fürchtete.
    Von Anfang an hatte Ella klargestellt, dass sie ihren Kunstkurs auf keinen Fall aufgeben würde. Also ließ sie die Kinder mittwochs immer in Hawks Obhut zurück und fuhr in die Stadt.
    Hawk hatte nichts gegen Ellas Bedingung gehabt. Seiner Meinung nach sollte jeder Gelegenheit bekommen, seine Talente zu fördern. Also bat er die Kinder, nicht so traurig zu gucken, als ihr neues Kindermädchen zum ersten Mal aufbrach, um zu ihrem Kurs zu fahren. Angesichts von Ellas offenkundiger Vorfreude darauf, den Abend mit Gleichgesinnten und Gleichaltrigen zu verbringen, fühlte er sich älter, als er tatsächlich war, und ein klein wenig verletzt. Sie schien sich ja wirklich sehr zu freuen, einen Abend ohne ihn und die Kinder zu verbringen.
    Jeden Mittwochabend sahen alle drei Ellas Auto lange nach.
    Hawk versuchte, die Abende dazu zu nutzen, seinen Kindern etwas näher zu kommen, weil er nicht ständig in Ellas Schatten stehen wollte. Er wollte Billy und Sarah zeigen, dass er auch lustig sein konnte. Genau wie in seinem Beruf stellte er einen Plan auf, wie die Zeit möglichst produktiv und erbaulich gestaltet werden könnte.
    „Ich habe ein paar neue Spiele für euch”, begann er dann mit einem breiten Lächeln.
    „Was für welche?” kam die skeptische Gegenfrage.
    „Lustige Spiele”, antwortete er grimmig.
    Billy und Sarah verdrehten die Augen und folgten Hawk ins Haus. Drinnen warfen sie sehnsuchtsvolle Blicke auf den Fernseher. „Können wir nicht Zeichentrickfilme gucken?”

    „Nein.” Hawk bedachte nicht, dass seine Kinder unter Ellas Aufsicht nicht mehr fernsehen durften, und deshalb einfach die Gelegenheit nutzen wollten. Er glaubte, dass sie lieber fernsahen, als mit ihm zu spielen, und das wurmte ihn.
    Voller Entschlossenheit baute er das Spiel auf, das er extra gekauft hatte, und verkündete: „Das wird bestimmt Spaß bringen - und sehr lehrreich sein.” Aber der Einzige, der etwas lernte, war letztlich er selbst. Er musste nämlich feststellen, dass das Spiel offenbar weniger für Kinder als für junge, erfolgreiche Eltern konzipiert war, und dass Billy und Sarah sich zu Tode langweilten.
    Er versuchte, einige von Ellas Methoden anzuwenden, aber ohne Erfolg.
    „So macht Ella das aber nie”, maulte Sarah jedes Mal, wenn Hawk einen neuen Vorschlag machte.
    „Ich mach es aber so!” rief er ungeduldig.
    Als die Kinder wiederholt klagten, wie doof sie das Spiel fänden, packte er es entnervt zusammen und warf es in den Papierkorb. Er machte sich daran, Popcorn in der Mikrowelle zuzubereiten, stellte aber die Uhr falsch ein, und alles verbrannte. Keiner wollte es essen. Hawk schloss die Augen. Wenn seine Kinder seine Angestellten gewesen wären, hätte er sie kurzerhand gefeuert. So aber wollte er am liebsten selbst die Kündigung einreichen.
    An diesem Mittwochabend gab er sich nun geschlagen und schaltete den Fernseher an. Sein Leben hatte sich doch wesentlich unkomplizierter gestaltet, als es noch klar in Arbeit und Privatleben unterteilt war. Nur der Versorger der Familie zu sein war sehr viel einfacher gewesen, als einen Haushalt zu führen und zwei kleine Kinder zu beaufsichtigen. Vor dem Tod seiner Frau hatte er keine Ahnung gehabt, was es bedeutete, ein richtiger Vater zu sein und nicht nur derjenige, der für die nötigen Finanzen der Familie sorgte. Aber das Schicksal hatte ihn gezwungen, seine Rolle zu überdenken - und festzustellen, dass

Weitere Kostenlose Bücher