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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Galitz
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nachgiebig. Aber verglichen mit ihrem Vater war er Gold wert. Hawk hatte seine Kinder nicht im Stich gelassen, als es schwierig wurde. Er hatte sie auch nicht in ein Internat abgeschoben, so wie viele Eltern, die ihr schlechtes Gewissen, weil sie ihren Kindern keine Zeit widmeten, mit hohen Schulgebühren beruhigten. Hawk tat sein Bestes, um seine kleine Familie zusammenzuhalten.
    Sicher vermisste er seine schöne Frau ebenso sehr wie die Kinder ihre Mutter. Sie, Ella, konnte nur davon träumen, einmal in solcher Weise geliebt zu werden. Es musste ein vollkommenes Glück sein, von einer liebenden Familie umgeben zu sein, so wie Lauren es gewesen war, bevor sie so schrecklich und viel zu früh aus diesem wunderbaren Leben herausgerissen wurde.
    Ella fühlte sich wie ein Voyeur, als sie Hawk und seinem Sohn zusah. Sie fühlte sich, als sähe sie die beiden durch eine dicke Glasscheibe. Sie fühlte sich ausgeschlossen und einsam. Leise zog sie sich zurück und ließ den beiden ihre Zweisamkeit. Hawk brauchte Zeit, um die verwundeten Herzen seiner Kinder auf seine Weise zu heilen.

6. KAPITEL
    Beim Frühstück am nächsten Morgen sah Hawk müde aus. In den ersten Monaten nach Laurens Tod hatten seine Kinder im Schlaf oft geweint. Seit Ella da war, hatte das nachgelassen, und er hatte das für ein gutes Zeichen gehalten. Vielleicht kamen sie endlich darüber hinweg, ihre Mutter verloren zu haben.
    Der Vorfall gestern Abend hatte ihn sehr getroffen, und er hatte lange wach gelegen und darüber nachgedacht. Wie hatte er nur glauben können, ein guter Vater zu sein, seinen Kindern gleichzeitig die Mutter zu ersetzen und außerdem noch eine Firma leiten zu können, in der zahlreiche Angestellte darauf vertrauten, dass er auch aus der Entfernung saftige Gewinne einfuhr?
    Dem Himmel sei Dank, dass er Ella hatte. Es war beruhigend, ihr dabei zuzusehen, wie sie das Frühstück bereitete, und dabei leise vor sich hin sang. Es war zwecklos, sich etwas vormachen.
    Sie war diejenige, die für die Kinder da war, und ihnen ein Zuhause gab.
    Ella hatte es irgendwie geschafft, die teure Espressomaschine zu aktivieren, die er gekauft, aber noch nicht einmal ausgepackt hatte. Der bittersüße Geschmack des starken Kaffees tat ihm gut und half ihm dabei, nach der rastlosen Nacht wieder wach zu werden.
    Hawk war Ella dankbar, dass sie ihm und Billy Zeit füreinander gelassen hatte. Er hatte den mitleidigen Ausdruck in ihrem Gesicht sehr wohl bemerkt, bevor sie ging. Ein vertrauter Ausdruck, den er seit dem Tod seiner Frau oft zu sehen bekommen hatte. Nicht zuletzt deshalb war er hierher gezogen, wo keiner ihn oder seine Vergangenheit kannte.

    Hawk breitete den Wirtschaftsteil der Zeitung auf dem Tisch aus. Er murmelte „Danke”, als Ella ihm das Frühstück hinstellte, und vertiefte sich dann in die Börsenkurse.
    Ella konnte nicht verstehen, dass etwas so Langweiliges Hawks Aufmerksamkeit von ihrem Omelette ablenkte. Morgen würde er nur kalten Kaffee bekommen, das erschien ihr passender. Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Es regnete - das hieß, es würde heute schwierig werden, die Kinder bei Laune zu halten. Doch ihr würde schon etwas einfallen.
    Nach dem Abräumen machte sich Ella wieder ans Bügeln und Geschichtenerzählen. Billy und Sarah trugen noch ihre Schlafanzüge. Da sie ja sowieso nicht aus dem Haus könnten, brauchten sie sich auch nicht anzuziehen, hatte Billy überzeugend argumentiert.
    Während Ella nun eines von Hawks teuren italienischen Hemden bügelte, erzählte sie die indianische Legende vom Traumfänger. Sie handelte von einem tapferen kleinen Jungen, der aber nachts von Albträumen geplagt wurde und dann zitterte wie Espenlaub. Deshalb machte er sich eines Tages auf, um nach einem Talisman zu suchen, der ihn nachts beschützen sollte, wenn Pfeil und Bogen ihm nichts nützten. Schließlich flocht er sich ein Schutzschild, das er vor den Eingang seines Tipis hängte. Durch das Gewebe drangen nur noch angenehme Träume und schöne Erinnerungen. Albträume aber blieben hängen wie Fliegen in einem Spinnennetz.
    „Weißt du, wo man so einen Traumfänger kaufen kann?”
    fragte Billy mit vor Erwartung ganz großen Augen.
    „Nein, aber ich kann euch zeigen, wie man einen macht”, sagte Ella.
    Das schien eine ausgezeichnete Idee zu sein.
    Ella brachte ihre Zaubertasche, wie sie einen Beutel mit Mal-und Bastelutensilien nannte, ins Kinderzimmer und zeigte Billy und Sarah, wie sie sich einen Traumfänger basteln

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