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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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distanzierter geworden. Hawks Schwägerin war klein und zierlich und reichte ihm kaum bis zur Schulter. Vielleicht übersah sie Ella deshalb, die im Schatten der Tür darauf wartete, vorgestellt zu werden.
    Frannie grub ihre Hände in Hawks Rücken und hauchte:
    „Drück mich nicht so fest! Ihr großen, starken Männer vergesst manchmal, wie zerbrechlich wir sind …”
    Auch wenn Ella die Lady noch nicht kannte, hätte sie sie am liebsten auch gedrückt - und zwar an der Kehle.
    „Was machst du hier?” fragten die Kinder und sprangen aufgeregt herum. „Wie lange bleibst du?”
    Mit einem liebreizenden Lächeln antwortete Frannie: „Ich bin hier, um auf euch aufzupassen - und zwar solange ihr wollt!”
    Ella hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Fü
    ßen weggezogen werden. Es schien zu grausam, von dieser Märchenfee von ihrem Platz verdrängt zu werden. Warum glich Frannie nicht eher einer „richtigen” Tante und war rund, und mit Doppelkinn und Falten, und hatte eine verschnupfte Stimme statt eine mit verführerischem Timbre? Warum ging sie nicht zurück nach Paris oder New York oder wo auch immer sie diese umwerfende Garderobe erstanden hatte?
    Warum machte das Leben ihr immer dann einen Strich durch die Rechnung, wenn sie sich gerade ein wenig Hoffnung machte?
    Frannies Ankündigung schien allen die Sprache verschlagen zu haben. Offenbar hatte Frannie eine etwas begeistertere Reaktion erwartet, denn sie fragte gekränkt: „Habe ich etwas Falsches gesagt?”
    „Ganz und gar nicht”, antwortete Hawk. „Wir sind nur so überrascht, dich zu sehen. Immerhin ist das ländliche Wyoming nicht dein gewohntes Urlaubsziel.”
    Frannie lachte kehlig. „Das stimmt. Aber als du sagtest, dein letztes Kindermädchen habe dich mit den Kindern allein sitzen lassen, da wollte ich so schnell wie möglich zu Hilfe eilen.”
    „Das ist lieb von dir, Frannie”, begann Hawk, „aber …”
    Billy fiel ihm ins Wort. „Aber wir haben doch schon Ella!”
    rief er und zeigte in den Schatten, in dem sie noch immer stand.
    Er lief zur Tür und zog Ella ins Licht.
    Sie wischte sich verlegen die Hände an der Hose ab. Wenn hier jemand eine Prinzessin war, dann bestimmt nicht sie. Der Blick, den Frannie ihr zuwarf, machte das auch sehr deutlich.
    „Wo hast du denn diese charmante junge Dame gefunden?”
    fragte sie.
    Ella fühlte sich so verletzlich, als würden ihr in aller Öffentlichkeit die Kleider vom Leib gerissen. Trotzdem bemühte sie sich, Frannie freundlich die Hand zu geben. Ihr Händedruck wurde nur schwach erwidert. Die Wärme, die Frannie für diese Familie aufbrachte, schloss sie spürbar nicht ein.
    „Das ist Ella McBride, die junge Frau, die ich eingestellt habe, um auf die Kinder aufzupassen”, erklärte Hawk. „Ich dachte ich hätte dir das in meiner letzten E-Mail geschrieben.”
    Ella zuckte bei der Beschreibung zusammen. Sie erwartete ja nicht, als seine neue Geliebte vorgestellt zu werden. Aber Hawk könnte sich doch etwas deutlicher auf ihre Seite stellen.

    Frannie winkte ab. „Ach, ich bin mit meinen E-Mails genauso nachlässig wie mit meiner Post.”
    Hawk lächelte nachsichtig, als sei sie ein kleines Kind, dem man alles verzieh. „Ella, das hier ist Laurens Schwester Frannie.
    Sie war ein Geschenk des Himmels für uns. Ohne sie hätte ich die schwere Zeit sicher niemals überstanden.” Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck ehrlicher Dankbarkeit. „Ich kann es gar nicht oft genug wiederholen. Und dass du jetzt auch noch alles stehen und liegen lässt, um mir mit den Kindern zu helfen, bedeutet mir mehr, als ich sagen kann.”
    „Ach hör auf”, sagte Frannie
    Die Röte auf den Wangen der schönen Frannie verriet alles.
    Sie war auf mehr aus als auf Dankbarkeit. Ella fragte sich, ob Hawk sich der sexuellen Spannung bewusst war, die im Raum lag. Die Ähnlichkeit zwischen Frannie und Lauren war so frappierend, dass die Frage nahe lag, was für Erinnerungen in Hawk wach wurden, und was für Gefühle: Dankbarkeit? Schuld?
    Trauer?
    Ella glaubte, eine Mischung all dessen in Hawks Augen zu sehen, als er Frannie anblickte.
    „Du kannst doch bleiben, obwohl Ella auf uns aufpasst”, sagte Sarah und zog Frannie am Ärmel.
    „Ich weiß nicht.” Frannie beugte sich zu der Kleinen hinunter. „Vielleicht bin ich nur im Weg.”
    Außer Ella schienen alle entrüstet zu sein über diese Idee.
    „Du bist hier immer willkommen”, versicherte Hawk.
    „Dann macht es dir wirklich nichts aus,
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