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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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dass ich hier einfach so hereinplatze?” säuselte Frannie.
    „Aber nein! Wir haben genug Platz. Bleib so lange, wie du möchtest.”
    Das leichte Stirnrunzeln wich einem bezaubernden Lächeln.
    „In diesem Fall möchte ich gern ein wenig Zeit mit meiner Nichte und meinem Neffen verbringen.”

    Die Kinder quietschten vor Vergnügen. Frannie schien ebenfalls entzückt davon, dass ihre Pflichten sich auf die einer vergötterten Tante beschränkten. Ella konnte sich allerdings schwer vorstellen, dass Frannie ihre manikürten Hände je in Spülwasser tauchen würde, geschweige denn in Fingerfarbe.
    „Seien Sie doch so gut und bringen Sie mein Gepäck in das Schlafzimmer neben Hawks?” wandte Frannie sich an Ella. Sie lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen.
    Ella fühlte Empörung in sich aufsteigen. Sie war also das Dienstmädchen. Bemüht ruhig griff sie nach der obersten Tasche des Stapels. „Möchten Sie nicht vielleicht lieber das Gästezimmer am Ende des Korridors? Es hat einen Blick auf den Garten und das Wäldchen.”
    Der Vorschlag wurde mit einem simplen Kopfschütteln abgetan. Der Blick auf Hawk war Frannie offenbar wichtiger als der aus ihrem Fenster.
    „Warte, ich helfe dir”, sagte Hawk und nahm einen Koffer.
    Sein Bizeps schwoll unter der Last sichtbar an.
    „Tu mir nur keinen Gefallen”, zischte Ella.
    Hawk sah sie überrascht an. Er war sich offenkundig keiner Kränkung bewusst, genau wie er sichtlich nicht merkte, dass Frannie ihn unentwegt beäugte. Ella hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Sie wollte nicht undankbar sein. Gastfreundschaft war etwas, auf das sie großen Wert legte. Und Gastfreundschaft war unabhängig von der Größe des Hauses. In ihrer eigenen kleinen Hütte hatte sie über die Jahre immer wieder Freunde beherbergt, die in der Klemme steckte, Hilfe brauchten, oder einfach nur eine Auszeit von ihrem anstrengenden Leben. Woher also der plötzliche Wunsch, „Tante Frannie” samt ihrer teuren italienischen Koffer vor die Tür zu setzen?
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Tränen, die sie unbedingt vor Hawk verbergen wollte, als sie die erste Ladung im Schlafzimmer absetzte.
    „Was ist los?” fragte er, als sie an ihm vorbeieilen wollte.

    „Nichts”, sagte sie, aber ihr Ton verriet, dass es gelogen war.
    Hawk hielt sie am Arm fest. „Raus damit!”
    Ella richtete sich auf und stemmte kampfeslustig die Hände in die Hüften. „Vielleicht sollte ich das Gepäck ihrer Hoheit lieber gleich in dein Schlafzimmer bringen, dann sparst du dir den nächtlichen Weg!”
    Wäre ich keine Frau, würde Hawk mich jetzt wohl mit einem Faustschlag niederstrecken, dachte Ella.
    „So eine niederträchtige Bemerkung sieht dir überhaupt nicht ähnlich”, entgegnete Hawk.
    Sein Tonfall war eiskalt, ebenso wie der Blick, den er ihr zuschoss. Er war sichtlich verletzt und verblüfft von ihrem Ausbruch.
    „Du solltest wissen”, fuhr er fort, „dass diese Frau in außergewöhnlicher Weise für unsere Familie da war. Fran ist nicht von Laurens Bettkante gewichen, als sie nach dem Autounfall im Krankenhaus lag. Und die ganze Zeit lang hat sie uns seelisch unterstützt und den Kindern schließlich geholfen, mit dem schwersten Verlust ihres jungen Lebens fertig zu werden.”
    Seine Sätze trafen Ella bis ins Mark. Sie erinnerte sich, wie sehr sie selbst eine Freundin oder Verwandte gebraucht hätte, als ihre Mutter starb, und bereute ihre gemeinen Worte. Anders als bei Billy und Sarah war niemand da gewesen, der ihr dabei geholfen hätte, sich wieder zu fangen.
    Hawk übersah geflissentlich ihren schmerzvollen Gesichtsausdruck. „Deine Bemerkung ist deiner nicht nur unwürdig, sondern auch noch völlig unbegründet. Denkst du etwa, ich würde mit der Schwester meiner verstorbenen Frau etwas anfangen?”
    Ella wich einen Schritt zurück. So wütend hatte sie Hawk noch nie gesehen. Ihr schlechtes Gewissen war nun stärker als ihre Eifersucht. Sie sollte ihn um Verzeihung bitten, aber es fiel ihr schwer, ihren Fehler einzugestehen.

    Aber warum begriff er denn nicht, dass es ihr wehtat, wie ein benutzt beiseite geworfen zu werden, kaum dass dieses schillernde Wesen auf der Bildfläche erschien? Es erinnerte sie allzu sehr daran, wie sie als Kind von Familie zu Familie weitergereicht worden war. Wieso konkurrierte sie immer wieder mit blonden, blauäugigen Frauen? Wie hatte sie erwarten können, dass Hawk sie tatsächlich als Partnerin in Erwägung zog?
    Sie versuchte, den
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