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Der viel zu schoene Traum

Der viel zu schoene Traum

Titel: Der viel zu schoene Traum
Autoren: Cathleen Galitz
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lachte erleichtert auf. Wenn es weiter nichts war! Hawk konnte so viel von offener Beziehung reden, wie er wollte, aber seine Eifersucht war offenkundig, und sie fühlte sich plötzlich im Vorteil.
    „Als Buzz mich das letzte Mal geküsst hat”, sagte sie ernst,
    „ist er über mich hergefallen und hat mich mehr oder weniger dazu gezwungen.”
    Hawks Augen wurden dunkel. Wütend umklammerte er das Lenkrad.
    Einen köstlichen Moment lang dachte Ella, er würde auf der Stelle zurückfahren und Buzz stellen. Sie beeilte sich, ihm die Sache zu erklären. „Wir waren in der ersten Klasse, wenn ich mich recht entsinne. Es war am ersten Mai, und in dieser Gegend ist es üblich, dass man an diesem Tag einen Geschenkkorb bekommt, und die Person, von der er ist, dann küssen muss. Ich habe mich allerdings gegen diese Tradition gewehrt und bin weggelaufen. Buzz hat mich erst einen Block weiter eingeholt.”
    „Der Arme”, sagte Hawk ohne jedes Mitleid. Er musste lächeln, wenn er an Ella dachte, die vor einem Jungen, der sie küssen wollte, davonlief. „Ich nehme an, dein Vater hatte alle Hände voll damit zu tun, die Jungen fortzujagen, die dir nachstellten.”
    „Mein Vater hatte sich zu dem Zeitpunkt schon längst aus dem Staub gemacht.”
    Hawk war bestürzt. Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie jemand seine Kinder im Stich lassen konnte. Und wegen Ellas Geschick mit Kindern hatte er geglaubt, dass sie selbst wundervolle Eltern haben musste.
    „Du hast mir nie etwas von deiner Vergangenheit erzählt”, sagte er sanft.
    „Weil es da nicht viel zu erzählen gibt”, entgegnete Ella knapp und hoffte, dass er es dabei bewenden ließ. Aber sein besorgter Gesichtsausdruck ließ sie fortfahren. „Mein Vater ging, als meine Mutter schwanger mit mir war. Wir hatten nie viel Geld, aber wir hatten wenigstens einander. Nach ein paar wundervollen Jahren wurde bei meiner Mutter Krebs diagnostiziert.
    Sie lebte nicht mehr lange, und ich kam in ein Waisenhaus.”
    Hawk war kein ausgesprochen sentimentaler Mann, aber jetzt brannte es heiß hinter seinen Augenlidern. Er holte tief Luft.
    „Aber so ein süßer kleiner Rotschopf wie du ist doch sicher schnell adoptiert worden, nicht wahr?” fragte er und hoffte, dass er Recht hatte.
    Ella lachte bitter. „Nein, aber ich habe eine erstklassige Ausbildung als Kindermädchen erhalten, weil ich so oft in Pflegefamilien kam, die einen kostenlosen Babysitter brauchten - und eine Putzfrau.”
    Hawks Bestürzung wuchs sichtlich, und Ella beeilte sich, dem Gespräch eine etwas heiterere Note zu verleihen. Hawk sollte sie nicht als Sozialfall betrachten. „Es hatte auch sein Gutes.

    Immerhin sind mir diese Fähigkeiten in letzter Zeit gut zupass gekommen.”
    Hawk konnte Ellas Optimismus jetzt nicht teilen. Er nahm ihre Hand und drückte sie. Es tat ihm in der Seele weh, dass sie so früh verwaist war. Sicher war sie deshalb so einfühlsam, im Umgang mit seinen beiden mutterlosen Kindern, die den Einfluss einer warmherzigen Frau in ihrem Leben brauchten.
    Ihm war bewusst, dass sie ihre Geschichte absichtlich herunterspielte, und er drängte sie nicht, weiterzusprechen. Dass jeder Mensch mit seiner Trauer auf seine Weise umging, wusste er selbst nur zu gut.
    Er weckte Sarah und Billy und ging dann um das Auto herum, um Ella die Tür zu öffnen.
    Bei dieser einfachen Geste fühlte Ella sich wie eine Prinzessin, die aus einer goldenen Kutsche stieg. Es war ihr egal, dass solche Gedanken gefährlich verführerisch waren. Wie sollte sie sich denn gegen die Hoffnung wehren, die in ihr aufstieg?
    Vielleicht würde ihr Leben wirklich zu einem wahren Märchen werden. Aber all ihre Luftschlösser brachen in sich zusammen, als sie mit Hawk und den Kindern das Haus betrat und sah, warum im Haus alle Lichter brannten.

9. KAPITEL
    „Tante Frannie!” riefen die Kinder und liefen an Ella vorbei.
    Auf dem Sofa im Wohnzimmer saß die schönste Frau, die Ella je gesehen hatte. Sarah hatte zwar schon einmal von ihrer Tante erzählt, aber Ella hatte sich eine ältere Frau vorgestellt, nicht eine blonde Version von Cleopatra. Frannie trug eine seidenes Hauskleid und einen Morgenmantel und setzte ihr Weinglas ab, um die Kinder in die Arme zu schließen. So, wie die Kinder ihre Tante begrüßten, schienen sie sie ehrlich gern zu haben.
    Auch Hawk umarmte Frannie herzlich - und für Ellas Geschmack viel zu lange. Offenbar war die Beziehung der Familie zu Frannie nach Laurens Tod alles andere als
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