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Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition)

Titel: Der vierte Mörder: Klemens Raupachs erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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hatte. Sie klagte darüber, der Polizei dauernd Rede und Antwort stehen zu müssen. Ein Kommissar namens Woytas sei mit einem ganzen Kommando bei ihr gewesen und habe sie mit dem Tod von Chris Tiedke konfrontiert. Was Raupach denn noch wissen wolle? Als er ihr erklärte, dass er nicht in offiziellem Auftrag gekommen sei und erst einmal ein Sonnenbad nehmen wolle, bemühte sie sich, wenigstens höflich zu sein.
    Raupach öffnete vorzeitig die Klappe der Bräunungsliege. Fünfzehn Minuten reichten, er fühlte sich euphorisch, eine winterliche Wohltat, die kein Sonnenbrand beeinträchtigen sollte. Er nahm die Schutzbrille ab, wischte mit einem kleinen Handtuch den Schweiß aus den Achseln und zog sich an. So etwas hätte er schon viel früher machen sollen, dachte er. Jahrelang lässt man die kleinen Freuden des Lebens einfach links liegen. Wie viele mochten ihm schon entgangen sein?
    Er öffnete die Tür der Kabine und rief nach Valerie Braq. Kurz darauf erschien sie mit Küchenkrepp und Reinigungsmittel. Als sie die gläserne Oberfläche der Sonnenbank sauber machte, sprach er sie auf ihren Kinobesuch an. Er hatte eine frühe Stunde gewählt, zehn Uhr, bevor die ersten Kunden zum Bräunen kamen.
    Valerie Braq trug ein weit ausgeschnittenes, rotes Top mit langen Ärmeln. Ihre Haut hatte eine Tönung wie die der Models auf den Werbeplakaten des Studios, allerdings mit einem Stich ins Rötliche. Wenn sie sich beim Putzen vorbeugte, kam ihr Dekolleté noch stärker zur Geltung. Vermutlich Firmenphilosophie, dachte Raupach und schloss die Tür.
    Die Kabine war nur mit dem Nötigsten ausgestattet. In ihrer Kargheit glich sie einem Vernehmungsraum. Ein Stuhl, ein Wandspiegel, kaltes Deckenlicht. Die geöffnete Sonnenliege wirkte mit ihren Reflektorröhren wie eine hoch technisierte Folterbank.
    »Wissen Sie von dem Brand im Apollo?«, fing er an.
    »Natürlich. Das kam ja dauernd im Radio.«
    »Hatten Sie einen besonderen Grund, ins Apollo zu gehen?«
    »Nein.«
    »Aber Sie wollten sich doch diesen Film anschauen. Broken Wings? «
    »Das hat sich so ergeben.«
    »Gehen Sie oft ins Apollo?«
    »Hin und wieder«, erwiderte sie und besprühte die Liegefläche erneut mit Glasreiniger.
    »Würden Sie das bitte präzisieren?«
    Sie überlegte. »Alle zwei Monate vielleicht. Ich mag das Programm. Sie zeigen nicht den üblichen Unterhaltungsquatsch.«
    »Ist Ihnen dort irgendwann jemand aufgefallen? Eine Person, die sich merkwürdig verhielt?«
    Valerie wischte heftiger, als nötig war. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wer das Feuer gelegt hat. Warum fragen Sie mich?«
    Raupach räusperte sich. »Frau Braq, es besteht die Möglichkeit, dass es der Brandstifter auf Sie abgesehen hat. Außer Gunter Aalund sind alle Musiker aus der Band Ihres Mannes tot. Lübben, Materlink und jetzt auch Tiedke wurden ermordet. Und wir wissen nicht, ob Aalund noch lebt.«
    »Was habe ich damit zu tun?«
    »Sie kannten die Opfer. Sie standen Barbarossa nahe. Fürchten Sie sich nicht?«
    »Sollte ich?«
    »Wiegen Sie sich in Sicherheit?«
    »Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich mich aus der Band herausgehalten habe.« Valerie stellte ein Schild auf die Liegefläche. »Frisch gereinigt« stand darauf. »Chris tut mir Leid. Er war der einzige halbwegs Normale aus der Truppe.«
    »Und Ihr Mann?«
    »Kann man nicht vergleichen.«
    »Haben Sie eine Erklärung für diese Morde?«
    »Sicher ist, dass sich Jef und die anderen mit ihrer Musik wenig Freunde gemacht haben.«
    »Ist das ein Tatmotiv?«, fragte Raupach.
    »Das müssen Sie beurteilen.«
    »Ich möchte keinem Klischee aufsitzen in der Art von: Laute Rockmusik verdirbt unsere Jugend.«
    »Wissen Sie, was in den Köpfen solcher Leute vor sich geht?«, gab sie zurück. »Ich nicht.«
    »Meinen Sie die Fans von Barbarossa oder die Gegner dieser Art von Musik?«
    »Beide. Und jetzt muss ich wieder an die Theke.« Sie verließ die Kabine. Raupach folgte ihr.
    »Gab es Feindschaften innerhalb der Band?«
    »Haben Sie Gunter im Verdacht?«, fragte sie.
    »Ich ziehe alles in Betracht.«
    »Er spielte sich gerne als der eigentliche Bandleader auf. Aber das nahmen alle hin. Grundsätzlich waren sie sich einig.«
    Valerie setzte ein Lächeln auf und bediente eine ältere Frau. Sie hatte präzise Wünsche, schien eine Stammkundin zu sein. Raupach wartete, bis Valerie fertig war und hinter die Theke zurückkehrte.
    »Wissen Sie, dass die Rechte an den Barbarossa-Liedern an Sie fallen, wenn Aalund tot ist?«
    Sie

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