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Der Vierte Tag

Der Vierte Tag

Titel: Der Vierte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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MS 234 aufhöre, von denen Müller-Wohlgemuth über Michael erfahren hat? Oder ist es wirklich so, dass man bei Alpha Pharmaceutics die Bürokratie kennt und unbürokratisch mal eben eine Million Lösegeld vorschießen kann, ehe der Geiselnehmer nervös wird? Aber ginge es nur um das Lösegeld, warum hatte Müller-Wohlgemuth dann 'sofort oder auch später' betont – also, so habe ich 'später' verstanden, Geld nach unserer Befreiung? Kurz gesagt, ging es eben um Lösegeld oder um Schweigegeld?
    Und eine weitere Sache beschäftigt mich mindestens ebenso: Warum meldet sich Michael, der seinem alten Freund und ehemaligen Arbeitskollegen bei Alpha Pharmaceutics die Handynummer gegeben hat, nicht endlich selbst bei seinem alten Freund und ehemaligen Arbeitskollegen in der Humana-Klinik?
    Inzwischen haben Doris Day und Rock Hudson ausgespielt, sich am Ende sicher gekriegt. Seinerzeit waren Filme noch verlässlich. Inzwischen läuft gewichtige eine Diskussion zur Steuerpolitik. Renate liegt auf Bett zwei, vielleicht schläft sie sogar schon. Käthe scheint noch unentschlossen, ob man sich einfach so in ein Patientenbett legen kann. Ich jedenfalls finde das eine gute Idee und werde es Renate bald gleichtun. Fröhlich, Instantkaffee gestärkt, wird über uns wachen. Wie lange, frage ich mich. Mit dunklen Ringen unter den Augen geht er seinen beiden Lieblingsbeschäftigungen nach, mit Stinki reden und seine blöde Pistole auf Einsatzbereitschaft überprüfen. Sorgen macht mir, dass er zeitweise auch mit der Pistole redet.
    Ich bin schon halb eingeschlafen, als sich Michael endlich doch noch meldet. Irgendwie muss ich das Gespräch falsch begonnen haben, jedenfalls fühlt sich Michael gleich verpflichtet, sich zu verteidigen.
    "He, Felix! Natürlich mache ich mir einen Haufen Sorgen um euch!"
    "Eine ganze Menge Leute machen sich Sorgen, Alpha Pharmaceutics offensichtlich auch."
    Ich weiß nur nicht, über welchen Aspekt unserer Geiselnahme genau man sich dort sorgt. Aber ich erwähne dies gegenüber Michael nicht, denn mir ist unklar, wie stark seine Verbindungen zu Alpha Pharmaceutics noch sind oder wie sehr er mit seinem Labor von deren Aufträgen abhängig ist.
    "Ich weiß, Müller-Wohlgemuth hat sich bei euch gemeldet, euch Hilfe versprochen. Ich kenne diese Firma, das ist mehr als eine Geste, Felix!"
    Genau das glaube ich leider auch. Deshalb möchte ich das Thema im Moment nicht vertiefen und frage Michael nach seinen Fortschritten bezüglich MS 234.
    "Wie gesagt, eine Wunderdroge und sicher ein Marktrenner. Sie kochen das Zeug aus irgendeiner Amazonaspflanze, aus den Blättern oder Wurzeln, jedenfalls wirkt es. Das mit dem Amazonas ist wohl noch eine kleine Schwierigkeit, weil nun die Indios kommen und sagen, das sei ihre Pflanze, böse Ausbeutung, Alpha Pharmaceutics soll zahlen."
    Ganz interessant, aber sicher nichts, was uns aktuell weiterhilft. Alpha Pharmaceutics wird als menschenfreundliche Kompensation zum Beispiel seine Pestizidproduktion an den Amazonas verlegen, und Fröhlich ist kein wütender Indio aus dem Regenwald. Allerdings merke ich, dass Michael noch etwas in petto hat.
    "Du hast versprochen, dir deine Untersuchungsergebnisse zu MS 234 anzuschauen", helfe ich ihm auf die Sprünge.
    "Na ja, da gibt es eine Merkwürdigkeit."
    "Und?"
    "Du weißt, dass in eurer Tagesklinik zwei Dosen gegeben worden sind, im Abstand von einer Woche. Ich habe dann jeweils Blut bekommen, um die Blutspiegel und die Abbauprodukte von MS 234 zu messen."
    "Michael, lass es raus!"
    "Also, Folgendes ist total außer der Reihe: Nach der zweiten Dosis hat ein Proband plötzlich einen zehnmal so hohen Blutspiegel im Vergleich zu den anderen Probanden."
    "Welcher Proband?"
    "Proband Nummer dreizehn."
    "Und wer ist Proband Nummer dreizehn?"
    "Das ist die Frage, Felix. Wir haben hier nur durchlaufende Nummern für die Probanden, keine Namen, keine Initialen. Es kann sein, dass Proband Nummer dreizehn eure Patientin ist, aber nur Zentis könnte dir das sagen oder sonst jemand in der Tagesklinik."
    Überhaupt, denke ich, könnte sich Zentis eigentlich mal bei uns melden, als ehemalige Mitgeisel und unser Chefarzt. Aber ich bezweifle, dass es dazu kommen wird, und noch mehr, dass er mir Fragen zu Proband Nummer dreizehn beantworten würde. Ob ich es noch einmal bei seinem jungen Doktor in der Tagesklinik versuchen sollte?
    "Wie viele Probanden gab es insgesamt, Michael?"
    "Dreizehn. Wie gesagt, es ging wohl nur noch um ein paar

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