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Der Vierte Tag

Der Vierte Tag

Titel: Der Vierte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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development. Oder, weil die in Frankreich sitzen, Recherche et Développement."
    "Dann gehört dieser Müller-Wohlgemuth wahrscheinlich irgendwie zur Abteilung Forschung und Entwicklung bei Alpha Pharmaceutics."
    "Und weiter? Was ist mit dem?"
    "Wissen wir noch nicht, nur 'R Kringelchen D' und dieser Name kommen im Klartext, sehr häufig gemeinsam. Den Rest müssen wir noch entschlüsseln, hoffentlich bald. Die Leute vergessen immer, dass E-Mails dann offen wie Postkarten sind!"
    Jedenfalls für Leute wie Celine und ihren Freund in Hamburg.
    Natürlich hätte ich gerne weiter mit Celine gesprochen, wenigstens ein paar Einzelheiten von ihrer Versuchstierbefreiung erfahren, kann mich aber Fröhlichs heftigen Gesten nicht widersetzen und gebe ihm das Handy zurück.
    Auf dem Fernsehschirm tanzt Doris Day inzwischen in hellgrün herum, Rock Hudson unverändert im dunklen Anzug wie ihr immer bereiter persönlicher Versicherungsvertreter. Gelegentlich hört man noch das Grollen des abziehenden Sommergewitters. Unsere Klimaanlage hält weiter 22 Grad, kämpft wacker gegen die Sommerhitze und das heute Morgen zu Bruch gegangene Fenster an. Mit dem Geld von der polizeilichen Haftpflichtversicherung und aus der erhöhten Patientenzuzahlung wird sich die Intensivstation endlich schallisolierte Fenster leisten können. Dann bleibt nicht allein die Sommerhitze ausgeschlossen, auch Gewitter werden nur noch als Stummfilm laufen. So stelle ich mir die Zukunft vor: Das Wetter findet nur noch auf der Deutschlandkarte im Anschluss an die Tagesschau statt.
    Schon wieder geht Renates Handy. Wir haben uns daran gewöhnt, als Geiseln wenn überhaupt nur über Telefon oder Computer zur Außenwelt Kontakt zu halten, aber dieser Anrufer erstaunt mich doch sehr. Wieder reicht mir Fröhlich das Handy.
    "Für Sie!"
    "Spreche ich mit Dr. Hoffmann?" meldet sich eine mir unbekannte männliche Stimme.
    "Ja."
    "Ich bin Dr. Müller-Wohlgemuth, Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Alpha Pharmaceutics. Sie kennen unsere Firma, nicht wahr?"
    Ja, mein Freund, und inzwischen kennt die sogar auch meine Freundin Celine. Merkwürdig, dass Du gerade jetzt anrufst. Habt ihr Celines Aktivitäten entdeckt? Oder ist diese Vorstellung erneut typische Geiselparanoia?
    "Ja, natürlich kenne ich Ihre Firma. Von wem haben Sie diese Nummer?"
    "Von einem gemeinsamen Freund, der einige Zeit auch geschätzter Mitarbeiter in unserem Hause war und durch gelegentliche Aufträge weiter mit uns verbunden ist. Wie auch Ihre Klinik, wie Sie wissen."
    Also hatte Michael seinem ehemaligen Arbeitskollegen Müller-Wohlgemuth diese Nummer gegeben. Hätte er uns da nicht vorher fragen sollen? Egal, Müller-Wohlgemuth spricht längst weiter.
    "Ich möchte Ihnen sagen, Dr. Hoffmann, alle hier bei Alpha Pharmaceutics verfolgen Ihre augenblickliche Situation mit großer Anteilnahme und wünschen Ihnen alles Gute. Ich rufe mit ausdrücklicher Billigung, nein, auf ausdrücklichen Wunsch auch unseres Mutterkonzerns an. Man hat mich beauftragt, Ihnen zu versichern, dass wir Ihnen jede uns mögliche Hilfe zukommen lassen werden, wenn dies notwendig ist. Sofort oder auch später."
    Erst einmal bin ich sprachlos.
    "Dr. Hoffmann, hören Sie mich noch? Haben Sie mich verstanden?
    Das ist der Punkt. Ich meine, Herrn Müller-Wohlgemuth exakt verstanden zu haben, deshalb meine Sprachlosigkeit, die ich nur stotternd überwinde.
    "Ich glaube, ich habe verstanden. Sie bieten Ihre Hilfe an. Dafür danken wir Ihnen und Ihrer Firma."
    Nun, merke ich, hat Müller-Wohlgemuth von der Abteilung 'R Kringelchen D' ein Problem. Er ist seine Botschaft losgeworden, kann aber jetzt nicht einfach auflegen. Andererseits, was soll er mir noch sagen? Er kann mir kaum mit gewöhnlichem Smalltalk kommen oder gar die Produkte seiner Firma anpreisen. Also macht er, was er an vielen Konferenztischen eingeübt hat: Er wiederholt seine Botschaft.
    "Wirklich, jede mögliche Hilfe. Seien Sie da ganz sicher. Unsere Firma verfügt über einige Ressourcen, auf die Sie vielleicht zurückgreifen wollen."
    Ich beschließe, es ihm leicht zu machen: "Ich danke Ihnen noch einmal, Herr Müller-Wohlgemuth, für diese Zusage. Wir werden uns über unseren gemeinsamen Freund melden, wenn es zu einer solchen Situation kommt. Danken Sie bitte auch Ihren Kollegen."
    Das verspricht er, und wir können das Gespräch beenden. Aber die Frage bleibt: Habe ich richtig verstanden? Bietet Alpha Pharmaceutics Geld, damit ich mit den Fragen zu

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