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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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hat er das Mädchen auf dem Pfad gesehen. Und plötzlich, mit einem Knitts, hat er sich ins Hemd gemacht und sie umgebracht.«
    »Ich verstehe, Surintendant, aber ich kann es trotzdem nicht glauben. Adamsberg und ein Mord, das krieg ich einfach nicht unter ’n Hut.«
    »Knödel doch hier nicht rum. Du kanntest ihn erst sein vierzehn Tagen, was weißt du denn schon über ihn? Nichts. Der ist heimtückisch wie ’n dürrer Ochse. Und er hat sie umgebracht, der Hund. Der Beweis, daß er ’ne Schraube locker hat: Er hat keinerlei Erinnerung mehr an das, was er in jener Nacht getan hat. Hat er alles ausradiert. Korrekt?«
    »Ja«, sagte Sanscartier.
    »Dann schnappt mir diesen Scheißkerl gefälligst. Klemmt euch ordentlich dahinter, macht Überstunden, bis er eingebunkert ist.«

38
     
    Einen erschöpften Menschen ohne Gepäck bei sich aufzunehmen störte Basile nicht, sobald dieser Mensch ihm durch einige Zeilen von Retancourt, einen Generalpassierschein sozusagen, empfohlen wurde.
    »Sagta das zu?« fragte er, indem er die Tür zu einem kleinen Zimmer öffnete.
    »Ja. Vielen Dank, Basile.«
    »Du ißt doch noch einen Happen, bevor du dich hinlegst. Violette ist ’ne Frau, was?«
    »Eine Erdgöttin, könnte man meinen.«
    »Hat sie’s also geschafft, sämtliche Cops von Gatineau hinters Licht zu führen?« fragte Basile sehr amüsiert.
    Demnach wußte er über das Wesentliche Bescheid. Basile war ein kleiner Typ mit rosiger Haut und Augen, die durch eine rotgefaßte Brille noch größer wirkten.
    »Kannsta mir ihren Trick verraten?« sagte er.
    Adamsberg resümierte ihm die Operation in einem Satz.
    »Nein«, sagte Basile und brachte zwei Sandwichs. »Nicht in der Zusammenfassung. Erzähl mir das Ganze erst lang und dann breit.«
    Adamsberg berichtete das Heldenepos Retancourt, angefangen von ihrem Unsichtbarkeitstrick in der GRC bis zu ihrem Pfeilertrick. Was für Adamsberg eine Katastrophe gewesen war, erheiterte Basile sehr.
    »Was ich allerdings nicht begreife«, sagte er zum Abschluß, »warum ist sie nicht zusammengebrochen? Ich wiege zweiundsiebzig Kilo.«
    »Du mußt verstehen, daß Violette diese ganze Chose kennt. Sie wandelt ihre Energie um, in was immer sie will.«
    »Ich weiß. Sie ist mein Lieutenant.«
    Sie war es, dachte er, als er in sein Zimmer ging. Denn selbst wenn es ihnen gelingen sollte, über den Atlantik zu kommen, würde er nicht wieder in die Brigade zurückkehren und sich einfach an seinen Schreibtisch setzen können. Ein gesuchter Verbrecher, untergetaucht. Später, sagte er sich. Die Proben sortieren und in schmale Lamellen schneiden. Und sie eine nach der anderen in die Wabenzellen einzusetzen.
     
    Retancourt traf gegen einundzwanzig Uhr bei ihnen ein. Begeistert hatte Basile bereits ihr Zimmer und das Abendessen vorbereitet und alle ihre Anweisungen befolgt. Er hatte für Adamsberg Kleidung, Rasierzeug, Waschsachen und alles Notwendige herangeschafft, das man für eine Woche brauchte.
    »Kinderleicht«, erklärte Retancourt Adamsberg, während sie die Crêpes mit Ahornsirup aßen, die Basile gebacken hatte. Was Adamsberg daran erinnerte, daß er noch immer keinen Sirup für Clémentine gekauft hatte. So was wie eine unausführbare Mission.
    »Gegen fünfzehn Uhr kamen die Cops noch einmal in mein Zimmer. Ich lag lesend auf dem Bett, in schrecklicher Unruhe und überzeugt, daß Sie einen Unfall gehabt hätten. Dazu ein Lieutenant, der vor Sorge um seinen Vorgesetzten regelrecht umkam: arme Ginette, ich habe ihr fast weh getan. Sanscartier war auch dabei.«
    »Wie war er?« fragte Adamsberg lebhaft.
    »Er war untröstlich. Er muß Sie wohl sehr gern gehabt haben.«
    »Das beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte Adamsberg und malte sich das Entsetzen des Sergent aus, der entdeckt, daß sein neuer Freund wahrhaftig ein Mädchen mit dem Dreizack durchbohrt hat.
    »Untröstlich und zugleich wenig überzeugt«, präzisierte Retancourt.
    »In der GRC halten ihn einige für einen Trottel. Portelance meint, er habe Wasser im Hirn.«
    »Nun, da hat er verdammt unrecht.«
    »Und Sanscartier war nicht ihrer Meinung?«
    »Sah ganz danach aus. Er machte sowenig wie möglich mit, als wolle er sich nicht die Hände schmutzig machen. Nicht teilnehmen, nicht dazugehören. Er roch nach süßen Mandeln.«
    Adamsberg schlug eine zweite Crêpes-Runde aus. Der Gedanke, daß Sanscartier der Gute, eingeseift mit Mandelmilch, ihn nicht den Löwen zum Fraß vorgeworfen hatte, tat ihm ein wenig gut.
    »Nach dem,

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