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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Clémentine zufrieden. »Josette klaut bei den Fetten und gibt’s den Dünnen. Über ihre Tunnel. Das Glas trinken Sie mir aber aus, Adamsberg.«
    »Waren das die ›Umleitungen‹, die ›Zuteilungen‹, Josette?« fragte Adamsberg.
    »Ja«, sagte sie, während sie kurz seinem Blick begegnete.
    »Ich gleiche aus.«
    Und sie drückte eine Rosine ins Dach für den Schornstein.
    »Wo landen die abgezweigten Gelder?«
    »Bei einer Vereinigung und auf meinem Gehaltskonto.«
    »Von wo nehmen Sie die Gelder?«
    »Ein bißchen von überallher. Von dort, wo die dicken Vermögen sie verschleiern. Ich steige in die Safes ein und zapfe an.«
    »Ohne Spuren zu hinterlassen?«
    »In zehn Jahren hatte ich nur ein einziges Mal Ärger, vor drei Monaten, weil ich in zu großer Eile vorgehen mußte. Deshalb bin ich auch bei Clémentine. Ich verwische meine Spuren, ich bin fast soweit.«
    »Ist eben nicht gut, sich abzuhetzen«, sagte Clémentine.
    »Aber bei ihm ist es was anderes, er hat ja nur sechs Wochen Zeit. Das sollte man nicht vergessen.«
    Überrascht betrachtete Adamberg diese Piratin, diese Hackerin, die da gebeugt neben ihm saß, eine kleine alte Frau, dürr und mit zittrigen Bewegungen. Und die Josette hieß.
    »Wo haben Sie das gelernt?«
    »Das kommt von ganz allein, wenn man ein Gespür dafür hat. Clémentine sagte mir, Sie seien in Schwierigkeiten. Und ob ich, meinte Clémentine, einen Dienst erweisen kann.«
    »Josette«, unterbrach Adamsberg, »wären Sie zum Beispiel in der Lage, sich Zugang zu den Dateien eines Notars zu verschaffen? Und seine Akten zu konsultieren?«
    »Das ist eine elementare Übung«, antwortete die gebrechliche Stimme. »Vorausgesetzt natürlich, sie sind elektronisch erfaßt.«
    »Ihre Codes zu knacken? Ihre Sperren? Wie jemand, der durch Wände geht?«
    »Ja«, sagte Josette bescheiden.
    »Wie ein Gespenst, sozusagen«, faßte Adamsberg zusammen.
    »So muß es auch sein«, meinte Clémentine. »Weil er ja auch ein ziemliches Viech von Gespenst am Hals hat. Und es hat sich festgekrallt, nicht auszudenken. Josette, spiel nicht mit dem Essen, nicht, daß es mich persönlich stört, aber es hätte meinem Vater nicht gefallen.«
     
    Adamsberg saß mit nackten Füßen im Schneidersitz auf dem geblümten Sofa und holte sein neues Mobiltelefon heraus, um Danglard anzurufen.
    »Verzeihung«, sagte Josette zu ihm, »rufen Sie einen zuverlässigen Freund an? Dessen Leitung zuverlässig ist?«
    »Es ist neu, Josette. Und ich rufe damit ein Mobiltelefon an.«
    »Das ist schwierig zu orten, aber wenn Sie länger als acht bis zehn Minuten reden, täten Sie besser daran, die Frequenz zu wechseln. Ich leihe Ihnen meins, es ist aufgerüstet. Achten Sie auf die Zeit, und wechseln Sie, indem Sie auf diesen kleinen Knopf drücken. Morgen richte ich Ihres ein.«
    Sehr beeindruckt nahm Adamsberg Josettes verbessertes Gerät an.
    »Ich habe eine Frist von sechs Wochen, Danglard. Brézillons unbekannte Seite hat sie mir gerade so zugestanden.«
    Danglard stieß einen Pfiff der Verwunderung aus.
    »Ich dachte, seine beiden Seiten seien aus Eis.«
    »Nein, es gab einen Pulverschneeweg. Den hab ich genutzt. Ich habe eine Waffe, eine neue Dienstmarke sowie die teilweise und offiziöse Aufhebung der Überwachung. Ich weiß nicht genau, ob ich abgehört werde, und ich kann auch nicht überall frei herumlaufen. Wenn man mich entdeckt, fällt Brézillon mit mir. Allerdings hat sich herausgestellt, daß er mir vertraut, zumindest für ein paar Wochen. Außerdem ist er ein Typ, der seine Kippe mit dem Daumen ausdrückt, ohne sich zu verbrennen. Kurz, ich darf ihm keine Unannehmlichkeiten bereiten, ich kann nicht an die Karteien ran.«
    »Das heißt, ich übernehme das?«
    »Wie auch die Archive. Wir müssen die Lücke zwischen dem Tod des Richters und dem Mord von Schiltigheim füllen. Das heißt, wir müssen alle Morde der letzten sechzehn Jahre herausfinden, bei denen drei Einstiche vorkommen. Können Sie sich darum kümmern?«
    »Um den Schüler, ja.«
    »Schicken Sie’s per Mail, Capitaine. Eine Sekunde.«
    Adamsberg drückte den Knopf, den Josette ihm gezeigt hatte.
    »Es summt«, sagte Danglard.
    »Ich habe gerade die Frequenz gewechselt.«
    »Ausgeklügelt«, kommentierte Danglard. »Mafiagerät.«
    »Ich habe die Seite und den Umgang gewechselt, Capitaine. Ich passe mich an.«
     
    Spät in der Nacht, unter den etwas kühlen Steppdecken, starrte Adamsberg in der Dunkelheit auf das verkohlte Holz im Feuer und

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