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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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mich nicht an, komm mir nicht näher. Ich werde den Blitz auf dich schleudern, wann immer es mir gefällt.«
    Dann hatte er seinen Stock heruntergenommen, die Schlüssel vom Zwinger gegriffen und genau dieselbe Formulierung wiederholt, die er zehn Jahre zuvor in der Scheune gebraucht hatte.
    »Ich gebe dir einen Vorsprung, junger Mann. Ich zähle bis vier.«
    Und wie damals war Adamsberg vor dem wilden Lauf der Dobermänner geflohen. Im Zug hatte er wieder Atem geschöpft und sich nach Kräften über die Großschnäuzigkeit des Richters empört. Dieser Typ, der den Herren markierte, würde ihn nicht so einfach mit einem Stoß seines Stockes zermalmen. Er nahm die Jagd wieder auf, doch Fulgences plötzlicher Aufbruch aus La Tour-Maufourt unterbrach sein Vorhaben. Erst bei der Nachricht von seinem Tod, vier Jahre später, erfuhr Adamsberg von seinem letzten Unterschlupf, einem stattlichen Haus in Richelieu, im Département Indre-et-Loire.
    Adamsberg zog fleißig seine Achten durch den Pudding. In gewisser Weise half ihm diese Übung, daß er nicht wankend wurde und sich selbst in der teuflischen Haut des Dreizacks sah, wie er Noëlla durchbohrte, genau so, wie Fulgence es getan hätte.
    Während er den Holzlöffel bewegte und auf sein ruhiges Schaben hörte, umriß er in Gedanken, welches unterirdische Terrain er mit Josettes Hilfe demnächst freilegen müßte. Er hatte an ihren Talenten gezweifelt und angenommen, die alte Dame würde übertreiben und in ihren Hirngespinsten ein letztes Mal zum Leben erwachen. Doch es wohnte ohne Zweifel eine kühne und erfahrene Hackerin in Josettes einst bürgerlichem Körper. Er konnte sie nur bewundern. Und er zog die Kasserolle vom Feuer, als die gewünschte Konsistenz erreicht war. Wenigstens war es ihm gelungen, die Crème nicht zu versauen.
     
    Er griff wieder zu Josettes Mafiosotelefon, um Danglard zu erreichen.
    »Noch nichts«, sagte sein Stellvertreter zu ihm. »Ist ein langer Weg.«
    »Ich habe eine Abkürzung gefunden, Capitaine.«
    »Aus Pulverschnee?«
    »Fest. Bis zu seinem Tod hat sich immer derselbe Notar um Fulgences Grundstückskäufe gekümmert. Und auch um die seines Schülers«, fügte er vorsichtshalber hinzu, »auf jeden Fall um das Hagenauer Schloß.«
    »Wo sind Sie, Kommissar?«
    »In einem Notariatsbüro, Boulevard Suchet. Ich gehe dort ein und aus, wie’s mir gefällt. Ich hab Turnschuhe angezogen, um keinen Krach zu machen. Reinwollener Teppichboden, glänzende Aktenordner und Ventilatoren. Alles vom Feinsten.«
    »Aha.«
    »Nach seinem Tod sind die Käufe indessen unter anderen Namen getätigt worden, wie Maxime Leclerc. Ich habe also eine Chance, sie für die letzten sechzehn Jahre ausfindig zu machen, vorausgesetzt, es fallen mir Namen und Vornamen ein, die an Fulgence denken lassen könnten.«
    »Ja«, bestätigte Danglard.
    »Aber dazu bin ich nicht in der Lage. Ich kenne mich mit Etymologie nicht aus. Könnten Sie mir nicht eine Liste erstellen mit allem, was an Leuchten, Blitz, Licht und auch an Größe und Macht erinnert, wie in Maxime Leclerc? Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt.«
    »Brauche ich nicht aufzuschreiben, kann ich Ihnen auch gleich aufzählen. Haben Sie einen Stift?«
    »Also los, Capitaine«, sagte Adamsberg, erneut voller Bewunderung.
    »Allzu viele Möglichkeiten gibt es nicht. Was das Licht betrifft, sehen Sie unter Luce, Lucien, Lucenet und anderen Formen nach, wie auch unter Flamme oder Flambard. Für den Glanz schauen Sie nach Ableitungen von clarus, strahlend, berühmt. Sehen Sie unter Clair oder Clar und eventuell auch unter den Verkleinerungsformen Ciaret und Clairet nach. Was die Vorstellung der Größe betrifft, versuchen Sie’s mit Mesme oder Mesmin, volkstümliche Varianten von Maxime, Maximin und Maximilien. Sehen Sie auch unter Legrand, Majorai, Majorel oder auch Mestrau und Mestraud nach, abgewandelte Formen von ›überragend‹ und ›meisterlich‹. Nehmen Sie Primat hinzu, eventuell auch herabsetzende Varianten wie Primard oder Primaud. Probieren Sie auch Auguste, Augustin, für das Majestätische. Und vergessen Sie jene Vornamen nicht, die an Größe im übertragenen Sinn erinnern, wie Alexander, Alex, César oder Napoléon, obgleich letzterer zu auffällig wäre.«
    Adamsberg brachte seine Liste gleich darauf zu Josette.
    »Dies alles müßten wir kombinieren, um eventuelle Käufer zu finden in der Zeit zwischen dem Tod des Richters und Maxime Leclercs Erwerb des Schlosses. Immer in Verbindung mit

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