Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
oder? Maître Jérôme Desseveaux und Partner, Boulevard Suchet, in Paris.«
    »Sie sind bei ihm drin?« fragte Adamsberg fasziniert und rückte mit dem Stuhl näher heran.
    »So bequem, als würden wir seine Wohnung besichtigen. Es ist ein ziemlich großes Unternehmen, siebzehn Teilhaber und Tausende Akten. Ziehen Sie Ihre Turnschuhe an, wir machen uns ans Durchforsten. Wie, sagten Sie, war der Name?«
    »Fulgence, Honoré Guillaume.«
    »Ich habe hier mehrere Vorgänge«, sagte Josette nach einer Weile. »Aber nichts nach 1987.«
    »Weil er gestorben ist. Er muß seinen Namen geändert haben.«
    »Ist das Pflicht, nach dem Tod?«
    »Das hängt vom Job ab, den einer machen muß, nehme ich an. Haben Sie einen Maxime Leclerc, der 1999 als Käufer in Erscheinung getreten ist?«
    »Ja«, erwiderte Josette nach einem kurzen Moment. »Hat das Schloß erworben, im Département Niederrhein. Sonst nichts weiter unter diesem Namen.«
    Fünfzehn Minuten später hatte Josette für Adamsberg die Liste aller Anwesen zusammen, die der Dreizack seit 1949 erworben hatte; die Kanzlei Desseveaux hatte die früheren Unterlagen übernommen. Demnach hatte ein und derselbe Vasall die Geschäfte des Richters nicht nur bis zu seinem Tod, sondern auch darüber hinaus verfolgt, bis hin zu dem erst kürzlich erfolgten Kauf des Schlosses.
    Adamsberg stand in der Küche und verquirlte mit einem Holzlöffel einen Pudding unter Clémentines Anweisungen. Das hieß ständiges, gleichmäßiges Rühren, vornehmlich in Form von Achten. Entscheidender Hinweis, um die Bildung von Klümpchen zu verhindern. Die Orte und Namen der aufeinanderfolgenden Anwesen des Richters bestätigten, was er bereits über Fulgences Vergangenheit wußte. Jedes von ihnen entsprach einem der Morde mit einem Dreizack, die er während seiner langen Recherche herausgefunden hatte. Zehn Jahre lang hatte der Justizbeamte im Gerichtsbezirk Loire-Atlantique Recht gesprochen und in dieser Zeit das Castelet-les-Ormes bewohnt. Im Jahr 1949 hatte er ungefähr dreißig Kilometer von dort sein erstes Opfer durchbohrt, einen achtundzwanzigjährigen Mann, Jean-Pierre Espir. Vier Jahre später war in demselben Gebiet ein junges Mädchen getötet worden, Annie Lefebure, unter sehr ähnlichen Umständen wie Elisabeth Wind. Sechs Jahre danach schlug der Richter erneut zu und pfählte einen jungen Mann, Dominique Ventou. Zu diesem Zeitpunkt war das Castelet vorsichtshalber bereits verkauft worden. Fulgence richtete sich in seinem zweiten Gerichtsbezirk ein, im Département Indre-et-Loire. Die notariell beglaubigten Unterlagen erwähnten den Kauf eines kleinen Schlößchens aus dem 17. Jahrhundert, Les Tourelles. Auf diesem neuen Territorium massakrierte er zwei Männer, Julien Soubise, siebenundvierzig Jahre alt, und vier Jahre später einen Greis, Roger Lentretien. 1967 verließ er auch diese Gegend und bezog das Herrenhaus im Dorf der Familie Adamsberg. Dort hatte er sechs Jahre gewartet, bis er Lise Autan ermordete. Diesmal hatte ihn die Bedrohung, die von dem jungen Adamsberg ausging, gezwungen, den Ort unverzüglich zu verlassen und sich in der Dordogne anzusiedeln, im Pigeonnier. Adamsberg kannte dieses herrschaftliche Anwesen, wo er, wie in Schiltigheim, zu spät eingetroffen war. Der Richter war vor seiner Ankunft bereits geflohen, unmittelbar nach dem Mord an Daniel Mestre, fünfunddreißig Jahre alt.
    Adamsberg hatte ihn danach im Département Charente aufgespürt, wo eine Jeanne Lessard, sechsundfünfzig Jahre alt, umgebracht worden war. Diesmal war er schneller gewesen und hatte Fulgence in seinem neuen Wohnsitz La Tour-Maufourt angetroffen. Zum erstenmal seit zehn Jahren sah er den Mann wieder, und seine strahlende Autorität war noch immer nicht erloschen. Der Richter hatte über die Anschuldigungen des jungen Inspektors nur höhnisch gelacht und gedroht, er werde ihn zerstampfen und zermalmen, wenn er ihn weiterhin attackiere. Zwei neue Hunde begleiteten ihn, Dobermänner, die man im Zwinger wütend bellen hörte. Adamsberg hatte dem Blick des Justizbeamten nur schwer standgehalten, er war nicht leichter zu ertragen gewesen als damals mit achtzehn Jahren, im Herrenhaus. Er hatte die acht Morde aufgezählt, deren er ihn beschuldigte, angefangen von Jean-Pierre Espir bis zu Jeanne Lessard. Fulgence hatte ihm die Spitze seines Stocks auf die Brust gedrückt, ihn rückwärts vor sich her geschoben und im Ton einer höflichen Entlassung ein paar endgültige Worte gesprochen.
    »Faß

Weitere Kostenlose Bücher