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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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sich mit seinem Denis-Lamproie-Ausweis vor, auf der Suche nach dem ehemaligen Wohnsitz der Guillaumonds. Der Bürgermeister war zu jung, um die Familie gekannt zu haben, doch alle hier wußten von dem Drama in Collery.
    In der Sologne wie auch anderswo war es kaum möglich, jemandem auf der Türschwelle eine Auskunft abzuverlangen. Die leichtfertige Eile von Paris ziemte sich hier nicht. Schließlich saß Adamsberg, die Ellbogen auf einer Wachstuchdecke, um fünf Uhr nachmittags vor einem kleinen Glas Schnaps. Hier störte sich niemand daran, wenn einer im Haus eine Kopfbedeckung trug. Auch der Bürgermeister hatte eine Mütze auf und seine Frau ein Tuch um.
    »Normalerweise«, erklärte der Bürgermeister, pausbäckig und mit neugierigem Blick, »machen wir die Flasche nicht auf, bevor es sieben geschlagen hat. Aber, nun ja, der Besuch eines Kommissars aus Paris entschuldigt einiges. Hab ich nicht recht, Ghislaine?« fügte er hinzu, indem er sich, Absolution heischend, seiner Frau zuwandte.
    Ghislaine, die an einer Ecke des Tisches Kartoffeln schälte, nickte gleichgültig, wobei sie mit einem Finger ihre dicke Brille hochschob, deren Gestell durch Heftpflaster zusammengehalten wurde. Man war nicht gerade reich in Collery. Adamsberg warf einen Blick auf sie, um zu sehen, ob sie wie Clémentine mit der Spitze ihres Messers die Augen des Gemüses heraushüpfen ließ. Ja, sie tat es. Das Gift muß raus.
    »Der Fall Guillaumond«, sagte der Bürgermeister und drückte mit der flachen Hand den Korken in die Flasche, »Gott weiß, wieviel darüber gesprochen wurde. Ich war noch keine fünf Jahre alt, da erzählte man mir schon davon.«
    »Kinder sollten solche Sachen nicht zu hören bekommen«, bemerkte Ghislaine.
    »Das Haus stand danach immer leer. Niemand wollte es. Die Leute dachten, drinnen würde es spuken. Na ja, solchen Unsinn eben.«
    »Natürlich«, murmelte Adamsberg.
    »Schließlich hat man es abgerissen. Man sagte, dieser Roland Guillaumond sei nicht bei Verstand gewesen. Ob das wirklich stimmt, steht auf einem andern Blatt. Aber man muß ja wohl nicht bei Verstand sein, wenn man seine Mutter so aufspießt.«
    »Aufspießt?«
    »Wenn man jemanden mit einer dreizinkigen Forke umbringt, nenn ich das aufspießen, wie denn sonst. Hab ich nicht recht, Ghislaine? Eine Ladung Schrot abfeuern, den Nachbarn mit der Schaufel erschlagen, ich sag nicht, daß ich so was gutheiße, aber solche Sachen passieren eben, wenn einem das Blut kocht. Aber mit einem Dreizack, Entschuldigung, Kommissar, also das ist einfach barbarisch.«
    »Und noch dazu die eigene Mutter«, sagte Ghislaine.
    »Was suchen Sie denn in dieser alten Geschichte?«
    »Roland Guillaumond.«
    »Sie wissen ja sicher, was Sie damit anfangen wollen«, sagte der Bürgermeister. »Aber nach all der Zeit ist es ja sowieso verjährt.«
    »Natürlich. Aber einer meiner Männer ist mit dem alten Guillaumond entfernt verwandt. Und das läßt ihm keine Ruhe. Eine etwas persönliche Ermittlung, wenn Sie so wollen.«
    »Ach, wenn es persönlich ist, ist es natürlich was anderes«, sagte der Bürgermeister und hob seine rauhen Hände, ein wenig wie Trabelmann, der vor den Kindheitserinnerungen respektvoll zurückgewichen war. »Ich gebe zu, es muß nicht gerade lustig sein, solch einen Mörder in seiner Verwandtschaft zu haben. Aber Roland, den werden Sie nicht finden. Er ist im Maquis umgekommen, nach allem, was man so gesagt hat. Weil, in der Ecke hat’s damals überall gekracht.«
    »Wissen Sie vielleicht, was sein Vater machte?«
    »Er war Metallarbeiter. Ein anständiger Mann. Er hatte eine gute Partie gemacht mit diesem jungen Mädchen aus La Ferté-Saint-Aubin. Und das alles, um in einem Blutbad zu enden, wenn das kein Unglück ist. Hab ich nicht recht, Ghislaine?«
    »Gibt es in Collery jemanden, der die Familie gekannt hat? Der mir etwas über sie erzählen könnte?«
    »Da wäre André«, sagte der Bürgermeister, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. »Er geht auf die Vierundachtzig zu. Als ganz junger Mensch hat er beim Vater Guillaumond gearbeitet.«
    Der Bürgermeister sah auf die große Standuhr.
    »Sie gehen besser dorthin, bevor er mit seinem Abendessen beginnt.«
     
    Der Schnaps des Bürgermeisters brannte noch in seinem Magen, als Adamsberg bei André Barlut anklopfte. Der alte Mann, in einer Jacke aus Kordsamt und mit einer grauen Mütze auf dem Kopf, blickte feindselig auf seinen Ausweis. Dann nahm er ihn zwischen seine krummen Finger und

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