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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Hilfe?«
    Adamsberg bedeutete ihm Nein, was seinen Schmerz im Schädel neu belebte. Er hatte nur einen Wunsch, sich ausstrecken, nicht mehr reden.
    »Ist nichts«, sagte er mit schwacher Stimme. »War nur eine kleine Prügelei. Eine Bande.«
    »Diese verdammten Sauhunde. Spazieren immer in der Gang, wenn sie ’ne Dreschung provozieren wollen, einfach widerlich.«
    Adamsberg pflichtete ihm mit einem Wink bei und stieg in den Aufzug. Kaum war er in seinem Appartement, stürzte er ins Bad und gab einen Großteil des Alkohols von sich. Verflucht, was hatte man ihm bloß für ein Dreckszeug zu trinken gegeben? Mit brösligen Beinen und zitternden Armen warf er sich aufs Bett, behielt die Augen offen, um zu vermeiden, daß das Zimmer ins Schwanken geriet.
     
    Als er aufwachte, hatte er noch immer einen ähnlich schweren Kopf, doch schien es ihm, als sei das Schlimmste überstanden. Er stand auf und machte ein paar Schritte. Seine Beine, nun schon stabiler, knickten noch immer unter ihm weg. Er ließ sich aufs Bett zurückfallen, sprang jedoch gleich wieder auf, als er seine Hände sah, die bis unter die Nägel braun von Blut waren. Er schleppte sich ins Bad und betrachtete sich eingehend. Sehr übel. Durch den Schlag vor die Stirn war eine dicke violette Beule entstanden. Er mußte stark geblutet haben, sich das Gesicht gerieben und das Blut über die Wangen verschmiert haben. Hervorragend, dachte er, während er sich das Gesicht abzuwischen begann, verfluchter Sonntagabend. Er drehte den Wasserhahn mit einem Ruck zu. Montag, neun Uhr, Treffen in der GRC.
    Der Wecker zeigte dreiviertel elf. Großer Gott, er hatte fast zwölf Stunden geschlafen. Vorsichtshalber setzte er sich hin, bevor er Laliberté anrief.
    »Oh, was für ein Joke ist das?« antwortete der Surintendant aufgeräumt. »Du hast durchgeratzt, ohne auf die Uhr zu achten?«
    »Entschuldige, Aurèle, aber es geht mir nicht gut.«
    »Was ist passiert?« entgegnete Laliberté besorgt und in verändertem Ton. »Klingst ziemlich verteppert.«
    »Bin ich auch. Dieses Mal aber bin ich richtig auf die Schnauze gefallen, gestern abend auf dem Pfad. Ich hab mächtig geblutet und gekotzt heute morgen, ich halt mich kaum auf den Beinen.«
    »Warte, Mensch, hast du gegrubbert, oder hast du getrunken wie ein Loch? Weil, das paßt alles nicht zusammen.«
    »Beides, Aurèle.«
    »Erzähl’s mir lang und anschließend breit, wenn du magst? Also zuerst hast du dir einen ins Jackett gekloppt, korrekt?«
    »Ja. Ich bin’s nicht gewohnt, deshalb hat’s mich total umgehauen.«
    »Warst du mit deiner Kollegengang rumschlindern?«
    »Nein, ich war allein, in der Rue Laval.«
    »Warum hasta denn getrunken? Hasta Trübsal geblasen?«
    »So ist es.«
    »Hast du Heimweh gehabt? Läuft es nicht gut hier?«
    »Es läuft großartig, Aurèle. Ich war nur etwas deprimiert, das ist alles. Nicht mal der Rede wert.«
    »Ich will dich nicht nerven, Mensch. Und weiter?«
    »Ich bin auf dem Tragestellen-Pfad nach Hause gegangen und gegen einen Ast gelaufen.«
    »Criss, wo hast du den Patsch denn abbekommen?«
    »An der Stirn.«
    »Und hast du Sterne gesehen?«
    »Ich bin sofort zusammengesackt. Danach hab ich mich mühsam über den Pfad geschleppt und bin schließlich im Appartement gelandet. Ich bin erst jetzt wieder zu mir gekommen.«
    »Hasta dich in voller Montur in die Pofe gehaun?«
    »Ich verstehe nicht, Aurèle«, sagte Adamsberg müde.
    »Hast du in deinen Sachen geschlafen? Gingsda dermaßen schlecht?«
    »Dermaßen. Heute morgen hab ich einen Schädel wie Blei und keine Beine. Das wollte ich dir sagen. Ich kann noch nicht wieder Auto fahren, vor vierzehn Uhr werde ich wohl kaum in der GRC sein.«
    »Hältst du mich für ein Ekel? Du wirst schön relaxed zu Hause bleiben und dich pflegen. Du hast hoffentlich alles, was du brauchst? Für die Schmerzen in der Birne?«
    »Nichts.«
    Laliberté legte den Hörer hin und rief Ginette. Adamsberg hörte seine Stimme durchs Büro dröhnen.
    »Ginette, du wirst den Kommissar verarzten. Er ist verschmalzt wie ’n Ochse, im Bauch nur Slack, und die Omme tut ihm auch weh.«
    »Saint-Preux bringt dir alles Nötige«, sagte der Surintendant wieder ins Telefon. »Beweg dich nicht weg, ja? Wir sehen uns morgen, wenn’s dir besser geht.«
     
    Adamsberg ging unter die Dusche, damit Ginette ihn nicht mit blutverschmiertem Gesicht und diesen Händen sah. Er schrubbte sich die Nägel, und als er schließlich angezogen war, konnte er sich, die blau

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