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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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rechten Seite hörten sie Stimmengemurmel und folgten ihm über einen breiten, mit Teppichen ausgelegten Gang. Sie kamen an drei leeren Büros vorbei und erreichten schließlich einen Innenhof, der sich über zwei Stockwerke zog und offenbar ein informeller Konferenzsaal mit zwei Ausgängen war. Das Stimmengemurmel, das sie hergeführt hatte, war inzwischen verstummt, und das GPS konnte den Standort der Statue im Gebäude nicht präziser anzeigen. Jetzt waren sie auf sich allein gestellt, arbeiteten blind. Matt zeigte auf eine Tür und dann auf sich, dann zu einer anderen und auf Lucian. Sie sollten sich trennen.
    Doch plötzlich ertönte hinter ihnen eine tiefe Männerstimme.
    „Hände hoch! Sie befinden sich auf Privatbesitz.“

44. KAPITEL
    Selbst mit gezückter Waffe hatte der Wächter keine Chance; er war in der Minderheit und merkte das sofort. Lucian und Matt fuhren herum, ihre Glocks auf ihn gerichtet, während Jeffries von einer Seite kam und seine Pistole packte. Agent O’Hara kam von der anderen und warf ihn nach einem kurzen Handgemenge zu Boden.
    Dem ersten Wächter folgte ein zweiter auf dem Fuße; er lief mitten in die vier FBI-Agenten, die ihn schon erwarteten. Sellers und Jeffries legten beiden Männern Handschellen und Fußfesseln an, O’Hara knebelte sie mit Klebeband. Aber was sollten sie nun mit ihnen tun? Lucian brauchte alle seine Männer und konnte keinen zu ihrer Bewachung dalassen.
    Er gab Sellers ein Zeichen. Eine Waffe war immer das überzeugendste Argument, und mit den Pistolen im Rücken schlurften die beiden Männer folgsam mit.
    Die erste Tür, die Lucian öffnete, führte zu einer leeren Küche, die zweite zu einem dämmrig erleuchteten Raum mit dunkelgrauen Wänden und einem Dutzend schwarzer Ledersessel, die in Reihen vor einer überdimensionalen Kinoleinwand aufgestellt waren.
    Dort schwangen eben zwei Männer in FedEx-Uniformen Brecheisen und Hammer, um die riesige Holzkiste aufzustemmen, die vor einigen Stunden aus dem Laderaum des Frachtflugzeugs gekommen war.
    „FBI“, rief Lucian. „Waffen fallen lassen! Sie sind verhaftet wegen Handels mit Diebesgut.“
    „Wir haben keine Waffen“, rief der eine FedEx-Kurier und ließ sein Werkzeug fallen.
    Der zweite tat es ihm nach.
    „Runter, auf den Boden!“ Lucian sprach schnell und abgehackt wie ein Maschinengewehr. „Hände auf den Rücken!“
    Beide FedEx-Männer ließen sich auf den Boden fallenund enthüllten dabei einen dritten Mann, der nahe hinter ihnen gestanden hatte. Er war über eins neunzig groß, und sein schwarzes Haar hatte silberne Strähnen, die im indirekten Licht glänzten. Seine Augen waren hellgrau und wirkten beinahe wie Stahl, als er seinen Blick über den Trupp Agenten wandern ließ, die gerade sein Anwesen gestürmt hatten. Die Überraschung in seinen Augen wich Empörung.
    „Sie befinden sich hier widerrechtlich auf Privatbesitz!“
    Lucian konnte instinktiv innerhalb weniger Sekunden die Echtheit eines Gemäldes feststellen. Dieselbe Art von Instinkt sagte ihm nun, dass er dem Mann gegenüberstand, der den Matisse zerstört und mit dem Metropolitan Museum of Art verhandelt hatte.
    „Kommen Sie zu uns rüber, Sir!“, befahl Lucian.
    Der Mann blieb, wo er war.
    „Sie sind verhaftet wegen Handels mit Diebesgut. Sie können das auf die leichte oder die harte Tour haben, das liegt ganz bei Ihnen.“
    „Diebesgut? Ich fürchte, Sie irren sich.“ Der Mann warf einen Blick zurück auf die teilweise geöffnete Kiste, und als Lucian näher kam, konnte er in den silbergrauen Augen ein Gefühl sehen, das er sofort erkannte – Sehnsucht. „Das war ein sehr fairer Handel.“
    „Verdammt, Lucian!“, sagte Matt leise. „Weißt du nicht, wer das ist?“
    Lucian hatte nicht die leiseste Ahnung. „Wie ist Ihr Name, Sir?“
    „Darius Shabaz“, antwortete der, und in jeder Silbe klang Stolz.
    Shabaz? Vor seinem inneren Auge sah Lucian einen kobaltblauen Himmel mit weißen Wolken, hörte einen Donnerschlag und sah auf einer imaginären Filmleinwand smaragdgrüne Buchstaben auftauchen. Bei jedem Blitz flammten die Buchstaben auf und fügten sich schließlich zum fertigen Logozusammen: Sha… Shabaz … Shabaz Productions.
    Er war das gewesen, der sich den perfiden Austausch der Skulptur gegen die vier Gemälde ausgedacht hatte? Der Filmproduzent?
    Lucian zog ein Paar Handschellen hervor. Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Er ging ein Dutzend möglicher Szenarien durch. Konnte Shabaz mit Solanges

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