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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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wie die beiden Frauen so misshandelt wurden, doch wenn er jetzt eingriff, verschlimmerte er die Situation nur.
    Auch der Schläger schnallte seinen Bombengürtel los und band ihn um Maries Taille. Der Anführer der Terroristen, Talbot, legte seinen Gürtel ebenfalls ab und schnallte ihn um Deborah. Ein vierter Maskierter brachte noch zwei Geiseln zum Podium. Er legte seinen Bombengürtel Emeline Jacobs um. Der Gürtel war zu weit für ihren schmalen Körper, und der Kerl zog ihn mit Gewalt fester als notwendig zu, damit er ihr nicht von den Hüften rutschte. Bei jeder ruckartigen Bewegung blitzten die Diamantohrringe auf, doch Emeline ließ alles über sich ergehen, ohne einen Laut von sich zu geben. Andre Jacobs stand hilflos und gebrechlich neben ihr. Tränen rannen ihm aus den wässrigen Augen.
    Widerstreitende Gefühle brachen über Lucian herein, doch jetzt und hier war kein Platz dafür.
    „Kann denn keiner von euch richtig zählen, verdammt noch mal?“ Der Anführer brüllte seine Männer an. „Was schleppt ihr diesen alten Knacker hier hoch?“
    Bis jetzt war alles perfekt nach Plan verlaufen, aber hier hatte jemand einen Fehler gemacht. Nur ein harmloses Missverständnis, doch Lucian überlegte krampfhaft, wie er vielleicht doch einen Vorteil daraus schlagen konnte, dass die Terroristen kurz abgelenkt waren. Er kalkulierte, wog das Risiko ab, während er von den maskierten Männern zu den Frauenblickte, von denen jede in eine menschliche Bombe verwandelt worden war. In den Augen von Marie Grimshaw, Nina Keyes und Deborah Mitchell sah er nur die blanke Angst.
    Nur Emeline wirkte stark. Sie erwiderte seinen Blick, und in ihren Augen lag Entschlossenheit und Vertrauen – Vertrauen auf ihn.
    „Also …“ Larry Talbot wandte sich an Weil. „Wir fangen jetzt mit dem Abtransport an, und Sie werden uns dabei helfen. Wenn nicht, dann verschwinden wir einfach wieder …“, er deutete zu den Ausgängen, „… und bevor Sie auch nur Buh sagen können oder einen einzigen Bombengürtel loskriegen, zünden wir die Sprengkörper …“ Er richtete den Finger auf die Frauen und das Kind. „Und zwar bei einer reizenden Dame nach der nächsten.“

65. KAPITEL
    Lucian trat vor und wandte sich direkt an den Anführer. „Keine Geiseln!“, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. „Wir helfen Ihnen beim Abtransport. Aber nur, wenn Sie die Gürtel von den Körpern dieser Frauen abschnallen.“
    Talbot in seinen blauen Jeans lachte nur. Er drehte sich weg von Lucian, winkte seinen Männern und fuhr mit einer scharfen Handbewegung durch die Luft. Einer der Maskierten blieb bei der Gruppe der Frauen, die anderen drei näherten sich den ausgestellten Bildern.
    Sie haben es also wirklich auf die Gemälde abgesehen. Der Gedanke machte Lucian wütend. So viele Leute hatten so hart gearbeitet und so viel riskiert, um diese Bilder zu retten, und jetzt sollten sie diesen Kerlen einfach so in die Hände fallen?
    Doch die Terroristen berührten die Bilder auf den Staffeleien nicht. Sie stellten sich um Hypnos und hievten die Statue auf einen Transportwagen, der noch vom Aufbau an der Wand gestanden hatte.
    Hypnos? Wer steckte hinter diesem Angriff? Etwa Malachai Samuels? Aber hätte Elgin Barindra nicht irgendeinen Hinweis darauf bekommen? Und hätte Malachai in der kurzen Zeit, seit er von der Existenz der Statue wusste, wirklich eine so aufwendige Geiselnahme planen können? Die Antworten auf diese Fragen waren wichtig, aber sie konnten warten. Viel wichtiger war die Frage, wie sie die Bombengürtel von den Geiseln abschnallen konnten und wie sie all die Menschen aus dem Innenhof hinausbekamen, bevor etwas schiefging. Denn bei solchen Überfällen ging immer etwas schief, selbst wenn sich alle an die Anweisungen der Terroristen hielten. Situationen wie diese eskalierten. Die Polizei würde nicht lange warten, bis sie das Gelände stürmte. Es mussten nur einem die Nerven durchgehen, und schon wurden überstürzt und zuschnell falsche Entscheidungen getroffen. Und es konnte jede Sekunde losgehen. Er musste jetzt handeln.
    „Es gibt da ein Problem“, sagte Lucian und versuchte, jeden Anflug von Spott aus seiner Stimme herauszuhalten. Der Anführer sollte ihm zuhören.
    „Nein. Sie kriegen ein Problem, wenn Sie nicht sofort die verdammte Klappe halten!“
    „Woher wollen Sie wissen, ob das hier die richtige Statue ist?“, fragte Lucian.
    Marie Grimshaw unterdrückte ein Stöhnen. Deborah Mitchell schaute

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