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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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kurzen Zeitfenster, das er in den Ablauf des Abends eingebaut hatte. Doch je länger sie hier standen und redeten, desto schneller vergingen die kostbarenExtrasekunden. Und so wie die Dinge sich entwickelten, hatte er seine eine Chance bald verpasst. Ihm blieb keine andere Wahl – er musste zum Podium gehen, obwohl er sich eigentlich hätte im Hintergrund halten sollen. Samimi schaute kurz zu Deborah hinüber. Er wollte nicht, dass sie alles mitbekam. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, wie er den nächsten Schritt verhindern konnte. Doch er wusste, es gab keinen.
    Deborah erwiderte seinen Blick. Ihre Züge waren starr vor Angst, ihre Augen weit aufgerissen. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Aber ihm blieben nur noch Minuten. Wenn alles nach Plan lief, dann spielte es keine Rolle, wenn er sich als Komplize der Geiselnehmer offenbarte. Und wenn nicht … Nun, dann würde er ohnehin Taghinias Wut zu spüren bekommen. Wie er sich jetzt verhielt, würde nichts an der Schwere der Strafe ändern, die ihn dann erwartete.
    „Wo ist die andere Statue?“, schrie Samimi. „Bringen Sie sie sofort hierher! Sobald wir sie sehen, nehmen wir den Frauen die Gürtel ab.“
    Lucian rief Weil zu: „Lassen Sie sie holen! Sofort!“
    Weil nickte Olshling zu.
    „Ich kann sie in zehn Minuten herbringen lassen.“
    „Sie haben drei Minuten“, sagte Samimi. Er nickte zwei seiner Männer zu. „Ihr geht mit ihm.“
    Kaum waren der Sicherheitschef und seine Begleitung verschwunden, zog Samimi sein Handy aus der Tasche und gab eine Nummer ein. „Bleiben Sie am Apparat“, sagte er zu dem Mann am anderen Ende der Leitung. „Wir kommen in fünf bis sechs Minuten raus.“
    Über das Podium hinweg spürte er noch immer Deborahs Blick auf sich, doch er wandte sich nicht mehr zu ihr um.

67. KAPITEL
    Exakt vier Minuten und zehn Sekunden später kam Olshling zurück und transportierte auf einem Karren eine zweite Statue in den Charles Engelhard Court. Sie sah genauso aus wie der Hypnos, der in der Mitte des Raums stand.
    „Welche ist das Original?“, fragte Samimi.
    „Zuerst nehmen Sie die Gürtel ab.“ Lucian gab nicht nach.
    Samimi nickte dem Anführer der Terroristen zu, der daraufhin den Gürtel von Ninas Taille löste. Im gleichen Moment wollte Nina das kleine Mädchen vom Podium herunterziehen.
    „Ich kann nicht weggehen!“, schrie Veronica. „Ich kann Hosch nicht alleine lassen.“
    „Sie soll aufhören, hier herumzuheulen“, brüllte der Anführer von Samimis Männern.
    „Ich lasse ihn nicht allein!“, schrie das Kind.
    „Wenn ihr das Gör nicht ruhigstellen könnt, tu ich’s.“
    Genau so nahmen Tragödien ihren Lauf, dachte Lucian und rannte hinüber zu Veronica und kniete sich vor dem Kind auf den Boden. Die Nerven von allen waren zum Zerreißen gespannt. Als Erstes musste er das Mädchen beruhigen. Er redete in einem leisen Flüsterton auf es ein. „Dieses Mal“, sagte er und war sich nicht mal sicher, was er sagen sollte, Hauptsache, er drang durch zu ihr, „dieses Mal kannst du gehen. Du musst dich selbst in Sicherheit bringen, und zwar schnell. Was beim letzten Mal passiert ist, war nicht deine Schuld. Verstehst du?“
    Sie weinte, aber nicht wie ein Kind weinen würde. Ihre erstickten Schluchzer waren die einer alten Frau, die längst keine Tränen mehr hat.
    „Du hättest ihn nicht retten können. Aber dieses Mal kannst du dich retten, dich und deine Großmutter.“
    Veronicas Mund entspannte sich, und der Blick in ihrenAugen wurde weich, und dann stand ein siebenjähriges, verängstigtes Mädchen vor Lucian auf dem Podium. Sie drehte sich um und lief davon, wobei sie ihre Großmutter an den Händen mitzerrte, damit sie so schnell wie möglich weg vom Zentrum des Geschehens kamen.
    Nach und nach wurden alle Geiseln von den Bombengürteln befreit. Einer der Terroristen nahm sie und brachte sie zu strategischen Stellen im Innenhof. Einen platzierte er unterhalb eines der bunten Glasfenster, einen anderen wickelte er um die Beine einer Bronzestatue der Diana. Die Kerle machten den gesamten Innenhof mit den Sprengkörpern scharf.
    Lucian versuchte die Gefahr abzuschätzen und die Strategie der Eindringlinge zu erahnen. Wie hatten sie ihren Fluchtweg geplant? Wie wollten sie die Statue aus dem Museum bekommen? Und wenn sie weg waren, wie viel Zeit blieb ihm und den Museumsmitarbeitern, um den Charles Engelhard Court zu räumen, bevor die Bomben hochgingen?
    „Wir haben Ihre Forderung erfüllt“, sagte Samimi zu

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