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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Lucian, nachdem alle Gürtel abgeschnallt waren und die Geiseln sich wieder zu den anderen verängstigten Gästen stellten. „Jetzt sind Sie dran! Welche der beiden Statuen ist die echte?“
    „Das weiß ich nicht, aber …“ Lucian sprach langsam, um Zeit zu gewinnen. Er musste wissen, was die Terroristen als Nächstes vorhatten, und behielt alle sechs genau im Auge. „Wenn man Elfenbein einer Flamme aussetzt“, sagte er, „dann setzt sich Ruß auf der Oberfläche ab und färbt sie schwarz. Doch den Ruß kann man einfach abwischen, und das Elfenbein ist unbeschädigt.“ Wieder ließ er sein Feuerzeug aufflackern und hielt die Flamme unter den abgebrochenen Daumen der rechten Hand einer der beiden Statuen.
    Tyler Weil gab keinen Laut von sich, er versuchte auch nicht, Lucian an dem Test zu hindern. Ein schwarzer Film legte sich über den Finger des Gottes. Doch schon nach ein paar Sekunden warf das Material Blasen, und ein beißenderGeruch erfüllte den Raum.
    „Wäre das der echte Hypnos, und würde echtes Elfenbein wirklich so auf Erhitzung reagieren, dann hätte er …“, Lucian deutete auf Weil, „dann hätte er nie zugelassen, dass ich die Statue anbrenne.“
    Er machte einen Schritt nach links und knipste das Feuerzeug ein zweites Mal an. Jetzt hielt er die orangeblaue Flamme unter den abgebrochenen rechten Daumen der anderen Statue.
    Alle starrten wie gebannt, als der Finger schwarz wurde. Lucian dachte nicht daran, wie heiß das Elfenbein wohl sein würde und ob er sich daran verbrennen würde; er wischte einfach mit der Hand den Ruß ab.
    Hypnos’ Daumen war elfenbeinfarben und unbeschädigt. „Dies hier ist die echte Statue.“
    Als wären seine Worte ein Signal, hörte Lucian in diesem Moment das knatternde Geräusch von Rotorblättern.
    Er schaute nach oben.
    Direkt über dem Charles Engelhard Court der amerikanischen Sammlung des Museums schwebte ein rotweißer Hubschrauber, auf dessen Seiten in Blau die Worte SightSeeNY standen. Der New Yorker Luftraum wurde extrem streng kontrolliert. Es war deshalb geradezu absurd, dass kleinere Flugzeuge und Helikopter, die unter 1110 Fuß Flughöhe blieben, keine Fluggenehmigungen einholen mussten. Aufgrund dieser laxen Bestimmungen konnten Dutzende von Unternehmen Flüge für Touristen anbieten, die die Halbinsel von der Luft aus erkunden wollten. Allerdings brauchte man für solche Flüge keine Schlinge zum Lastentransport, mit der man Tausende von Kilos verfrachten konnte. Es konnte nur einen einzigen Grund geben, warum solch eine Schlinge von dem Hubschrauber über dem Museum herunterhing.
    Der Fluchtplan war idiotensicher, einfach perfekt. Bis auf ein kleines Detail.

68. KAPITEL
    Die westliche Seite des Flügels mit der amerikanischen Kunst grenzte direkt an den Central Park, und wie die Decke bestand diese Wand im Charles Engelhard Court vollständig aus Glaspaneelen. Genau in der Mitte befanden sich zwei breite, alarmgesicherte Notausgänge, ebenfalls aus Glas.
    „Öffnen Sie die Türen!“, brüllte der Anführer der Terroristen Olshling an. „Na los!“
    Der Sicherheitschef blickte zu Lucian und wartete auf seine Anweisung.
    Von allen Agenten im Art Crime Team hatte Lucian in den letzten acht Jahren am engsten mit dem Met zusammengearbeitet. Deshalb kannte er sich mit allen Sicherheitssystemen genauestens aus. Ohne eine biometrische Fingerabdruck-Erkennung und einen Iris-Scan ließen sich die Türen nicht öffnen. In ihm regte sich etwas, das sich wie Hoffnung anfühlte. Lucian kannte jetzt den Fluchtweg der Eindringlinge, und er glaubte nicht, dass sie wirklich vorhatten, die Bomben zu zünden. Sie hatten es auf Hypnos abgesehen und wollten nur noch mit der Statue wegkommen.
    Verdammt! Das würde Lucian nicht zulassen!
    Aber er musste sich darauf verlassen können, dass Olshling genau zuhörte und mitdachte und nicht nur reagierte. Normalerweise hätte Lucian keine Sekunde an dem Sicherheitschef gezweifelt. Doch auch wenn man jemanden gut kannte, konnte man nie wissen, wie er sich in einer Krisensituation verhalten würde.
    „Mach, was sie wollen, Nick. Alles. Schalte die Alarmanlage aus. Mach schnell“, wies Lucian ihn an, dann trat er zur Seite. Er befand sich jetzt links von der Statue. Auf ihrer rechten Seite, näher bei den Notausgängen, stand einer der Terroristen. Es war der brutale Kerl, der die zweite Statue von oben mit hierher transportiert hatte. Er ließ die Augen nicht vonOlshling, der immer noch vor den Glastüren stand.

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