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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Alle im Innenhof starrten auf den Sicherheitschef. Lucian trat einen halben Schritt zurück. Und noch einen. Jetzt stand er hinter dem Hypnos. Niemand achtete auf ihn.
    Olshling gab eine Nummer in das Tastenfeld neben den Notausgängen ein und legte dann einen Finger auf den Fingerabdruckerkenner. Ein rotes Licht blitzte auf. Olshling hob den Kopf und blickte nach oben. Der Iris-Scanner blinkte grün. Keine Sekunde später schlugen laute, schrille Sirenen an. Der ohrenbetäubende Lärm füllte den ganzen Innenhof und übertönte sogar die Motorengeräusche des Hubschraubers.
    Larry Talbot stürzte sich auf Olshling, packte ihn am Hals und brüllte ihm ins Ohr: „Was zum Teufel soll das denn? Stell das ab! Stell den Alarm ab! Keine Tricks, du verdammter Bulle!“
    Olshling brauchte drei Sekunden, um den Code einzutippen, der den Alarm zum Schweigen brachte.
    Das Sirenengeheul brach abrupt ab.
    „Verflucht, was hat der Kerl vor?“, schrie Talbot.
    „Lass ihn!“, brüllte Samimi. „Es ist egal!“ Er schob Talbot aus dem Weg und schob die Tür auf. „Wir müssen hier so schnell wie möglich raus. Los, raus, alle raus!“
    Hinter ihnen sahen die Gäste, dass sich die Notausgänge öffneten, und die Menge bewegte sich vorwärts. Niemand wollte eine Sekunde länger im Museum bleiben, alle drängten nach draußen.
    Drei der Terroristen hielten die Menge zurück, sie schoben und stießen die panischen Gäste aus dem Weg. Die anderen beiden transportierten währenddessen den Hypnos durch den Notausgang und hievten ihn in ein Netz, das von der Schlinge herunterhing, die am Hubschrauber befestigt war. Dann stiegen alle Männer zu der Statue ins Netz, und der Hubschrauber stieg wieder höher. Ihr Abmarsch hatte alles in allem keine fünfundvierzig Sekunden in Anspruch genommen.
    Der Hubschrauber erhob sich über dem Beaux-Arts-Gebäude, und die Schlinge mit den sechs Männern und der antiken Statue schwang über den Baumgipfeln vor und zurück. Unter ihnen brachen die Gäste durch die Notausgänge. Obwohl die Gefahr vorbei war, wollten offenbar alle nur noch raus aus dem Gebäude.
    In dem Chaos wurde Jim Rand, ein Mitglied des Museumsvorstands, zu Boden gerissen; er hatte den Arm seiner Frau nicht losgelassen. Hitch Oster, der Vorsitzende des Museumsvorstands, brachte zwei ältere Damen, die beide in Tränen ausgebrochen waren, zu den Notausgängen. Nicht weit hinter ihm stolperte Marie Grimshaw und wäre beinahe gestürzt, hätte ihr nicht ein Fremder geholfen. Olshling wurde nach ihnen von der Menge ins Freie geschoben, obwohl er versuchte, sich der anstürmenden Masse entgegenzustellen. Die ganze Zeit hatte er den Hubschrauber und seine schwankende Beute nicht aus den Augen gelassen. Er konnte nur hoffen, dass Lucian Glass wusste, was er tat.

69. KAPITEL
    Keine fünfhundert Meter entfernt, tief im Park westlich vom Metropolitan Museum of Art, schwebte der Hubschrauber über einem kleinen weißen Lieferwagen, der auf dem verlassenen Verladeplatz hinter dem Schloss Belvedere parkte.
    Der Hubschrauber senkte die Schlinge, die Männer sprangen aus dem Netz und verluden die Statue in den wartenden Lieferwagen. Hicham Nassirs Plan hatte dafür dreieinhalb Minuten vorgesehen, sie schafften es sogar fünfzehn Sekunden schneller.
    Ali Samimi stieg vorne beim Fahrer ein, der sofort losfuhr. Sie rasten durch den Park zu einem sicheren Ort, der nur zweieinhalb Kilometer entfernt lag.
    Der Hubschuber flog in die entgegengesetzte Richtung davon. Die Verladung hatte im Schutz der Bäume stattgefunden, aus der Ferne konnte niemand etwas gesehen haben. Vielleicht konnte die Polizei sogar den genauen Ort ausmachen, an dem der Hubschrauber in der Luft stillgestanden hatte, doch bis sie das Schlösschen erreichten, war der Lieferwagen längst über alle Berge.
    Samimi warf einen Blick auf seine Uhr und stieß einen Fluch aus. Durch das Geplänkel im Museum hatten sie wertvolle Minuten verloren. Die Chance, dass er seinen eigenen Plan heute Nacht noch umsetzen konnte, wurde immer geringer. Wenn sonst nichts schiefging, war er wahrscheinlich sicher – aber er war nur knapp davongekommen. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass niemand etwas von diesem Lieferwagen wusste. Die New Yorker Polizei und das FBI waren gut, doch sie wussten nicht, nach welchem Fahrzeug sie fahnden sollten. Niemand würde sie finden.
    Samimi drückte auf einen Knopf am Armaturenbrett. Ein knirschendes Geräusch war zu hören, als die äußeren Seitenwände des

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