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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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er, was Maler wie Rossetti und Burne-Jones an diesem Typ Frau so attraktiv gefunden hatten: Sie konnte weitere Themen ausdrücken, größere Gefühle widerspiegeln.
    Dr. Bellmer schaute hoch. Lucian schaute sofort weg. Es war ihm peinlich, dass sie ihn erwischt hatte, wie er sie so angestarrt hatte. Er deutete auf ein Gemälde an der Wand direkt hinter ihr. „Das sieht aus wie ein echter William Blake. Gehört es Ihnen?“
    „Nein, nein, es gehört der Phoenix Foundation. Einer der Vorsitzenden, Dr. Malachai Samuels, ist ein leidenschaftlicher Sammler.“
    „Seinen Namen habe ich schon einmal gehört.“
    Sie nickte. „Die Medien berichten immer wieder mal über ihn.“
    „Sammelt er nur Blake?“
    „Nein. Er sammelt alles Mögliche, Spielkarten, antike Pistolen …“ Sie schraubte ihren Füller zu. „James, ich möchte Ihnen gerne eine Behandlung mit Hypnose vorschlagen. Mit Hypnose kann man sehr schnell zu den unbewussten Erinnerungen vordringen, die oft an der Wurzel unserer Probleme liegen. Haben Sie schon Erfahrungen mit Hypnosebehandlungen?“
    „Ja. Ich habe Selbsthypnose gelernt. In einer Schmerztherapie.“
    „Wo haben Sie die Selbsthypnose gelernt?“
    Wieder war es einfacher und ungefährlich, schlicht die Wahrheit zu sagen.
    „Hier in der Stadt – im Schmerzzentrum der New York University.“
    „Gegen Ihre Kopfschmerzen?“
    „Nein. Das ist schon eine ganze Weile her.“
    „Wann war das?“
    „Ich bin als junger Mann einmal schwer verletzt worden.“
    „Können Sie mir erzählen, was damals passiert ist?“
    Er konnte mühelos jeden Moment jenes Abends vor zwanzig Jahren immer wieder aufs Neue durchleben. „Ich erinnere mich an fast nichts. Es war ein Unfall. Ich hatte fast drei Liter Blut verloren. Auf dem Weg ins Krankenhaus musste ich im Krankenwagen wiederbelebt werden, sonst wäre ich jetzt tot.“
    „Sie sprechen ziemlich beiläufig über den Tod. Das war eine extrem traumatische Erfahrung. Es tut mir wirklich leid, dass Sie das erleiden mussten.“
    „Es ist wirklich schon lange her … Es fühlt sich nicht an, als wäre das mir passiert.“
    „So ein einschneidendes Ereignis kann die Ausrichtung einesgesamten Lebens verändern.“
    „Bei mir hat sich, glaube ich, nicht viel verändert“, log er.
    „Wie lange hat es gedauert, bis Sie wiederbelebt wurden?“
    „Ungefähr neunzig Sekunden.“
    „Erinnern Sie sich an irgendetwas in diesen anderthalb Minuten?“
    Ihre Stimme war wie Rauch, der ihn umnebelte und ihn dazu bringen wollte, einfach loszulassen und sich ihr anzuvertrauen. Jetzt tat es ihm leid, dass er gekommen war. Er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Lucian hob die Hände, als werfe er die Frage in die Luft und wolle sie so loswerden.
    Er zuckte mit den Schultern. „Sie haben das sicher schon tausendmal gehört.“
    „Selbst wenn, ich höre es mir gerne noch einmal an.“ Sie lächelte. „Vielleicht findet sich hier ja eine Erklärung für das, was Sie gerade durchmachen.“
    „Da war ein warmes Licht, das einen Pfad erleuchtete …“ Er spürte, wie er in die Erinnerung glitt, und wehrte sich dagegen. „An der Kunstakademie“, sagte er flach und ohne jede Emotion, „habe ich gelernt, dass weißes Licht aus anderen Farben besteht – aus Rot, Grün und Blau. Ich konnte alle diese verschiedenen Farben sehen, als ob das Licht gebrochen wurde. Da war ein Geräusch, wie ein schlagendes Herz … Das ist alles wie aus dem Lehrbuch, nicht? Vollkommene Klischees?“
    „Reden Sie weiter.“
    „Alles sagen immer, dass sie ins Licht wollen. Also, ich nicht. Auf keinen Fall wollte ich in das Licht gehen.“
    „Warum nicht?“
    „Es war eine Strafe.“ Wo zum Teufel war das hergekommen? Eine Strafe?
    Dr. Bellmer nickte. „Danke, das reicht schon.“
    Er zuckte mit den Achseln.
    „Haben Sie schon einmal mit einem Arzt darüber gesprochen?“
    „Nein.“
    „Mit einem Freund? Verwandten? Ihrer Freundin?“
    „Nein, noch nie.“
    „Schämen Sie sich für das, was passiert ist?“
    „Müssen Sie das alles wirklich wissen?“
    Sie lächelte. „Es hilft mir. Ganz ehrlich.“
    „Na gut. Nein. Ich schäme mich nicht deswegen.“
    „Wenn Sie sich selbst in Hypnose versetzen, welche Art von Bildern benutzen Sie dabei?“
    Er beschrieb ihr knapp die Vorgehensweise, die ihr offenbar vertraut war, denn sie nickte beim Zuhören.
    „Ich verwende eine ganz ähnliche Methode. Wären Sie damit einverstanden, dass ich Sie hypnotisiere? Und dann sehen wir, ob

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