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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Ägypten gab es auch Krokodile, genau wie in Florida. Sie haben an den Ufern des Nils gelebt und waren extrem gefährlich. Angeblich waren die Krokodile die gefährlichsten Tiere, mit denen es die Ägypter zu tun hat ten.“
    „Hatten sie denn keine Bären?“, krähte der Junge mit dem blauen Fleck.
    „Frag doch nicht so blöd!“ Veronica runzelte die Stirn. „Natürlich gab es in Ägypten keine Bären!“
    „Vielleicht hat’s ja doch welche gegeben“, erwiderte der Junge.
    Tyler wollte gerade einschreiten, als das Handy in seiner Hosentasche anfing zu vibrieren.
    Es war seine Assistentin. Sie ließ ausrichten, dass Nicolas Olshling ihm dringend etwas unten in der Poststelle zeigen müsse.
    Tyler Weil war seit fünf Monaten Direktor des Met, und dies war vielleicht die erste ernsthafte Krisensituation. Er musste die Führung abbrechen. Sein Magen zog sich zusammen, als er den lichtdurchfluteten Saal nach den Lehrerinnen absuchte, um ihnen Bescheid zu geben.
    Fünf Minuten später stand er in der fensterlosen Poststelle von New Yorks größtem Museum und starrte auf den Inhalteiner Holzkiste. Was vor ihm lag, konnte Weil nur als Tragödie beschreiben. Wie gebannt starrte er auf eine zitronengelbe Sonne, die über einem wässrig-blauen Meer schien. Die strahlende Kugel – zumindest was davon übrig war – stach ihm in die Augen. Ihm war, als hätte jemand ein Messer in seine Seele gejagt. Dabei war es die Seelandschaft von Matisse, die zerstört worden war.
    Wie eine Leiche lag das Gemälde auf dem Tisch aus rostfreiem Stahl. Es war grob in Streifen zerschnitten worden. Nur am oberen Rand hielt ein Keil aus gebeiztem Holz die langen, schmalen Fetzen noch zusammen.

11. KAPITEL
    Nicolas Olshling, der Sicherheitschef, hielt ein Stemmeisen fest in der Hand, als wolle er sich damit gegen den schrecklichen Anblick verteidigen. Wahrscheinlich hatte er damit die Kiste geöffnet, die zerbrochen auf dem Boden lag.
    „Warum tut jemand so etwas?“, fragte Weil. Niemand sagte etwas, doch er hatte auch nicht mit einer Antwort gerechnet.
    Für Olshling und die übrigen Mitarbeiter in der Poststelle musste es so wirken, als habe der Mann mit dem eckigen Kinn die Situation vollkommen unter Kontrolle. Er prüfte das zerstörte Bild, er schätzte den Schaden ab und entschied daraufhin, wie zu verfahren sei. Keiner von ihnen sah, dass der Direktor des größten und bedeutendsten Museums von New York, dem ein Sicherheitspersonal von sechshundert Wächtern und über tausend Mitarbeitern unterstand, Tränen in den Augen hatte.
    „Kann jemand Marie Grimshaw holen? Sie soll in die Packstation kommen“, sagte er, ohne sich umzudrehen. Weil wollte die Kuratorin der Abteilung für Europäische Kunst an seiner Seite haben. Sie würde wissen, um welches Gemälde von Matisse es sich handelte. „Sagen Sie ihr bitte, es sei dringend.“
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der zerstörten Leinwand zu. Vage bekam er mit, dass Olshling hinter ihm zuerst einen, dann noch einen Anruf machte. Dieser letzte Anruf alarmierte das Art Crime Team des FBI. Genau richtig , dachte Weil und war dankbar, dass Olshling die Sache selbst in die Hand nahm und nicht auf Anweisungen wartete. Für solche Fälle gab es ein Protokoll, dem sie zu folgen hatten. Die Behörden mussten sofort verständigt werden.
    Für Weil war das Metropolitan Museum of Art eine große Burg, die von einer Armee von Soldaten beschützt wurde, mit Olshling als ihrem General. Sein Job erforderte Flexibilität, immer neue Ideen, Geheimhaltung und Kooperationsfähigkeit.Der Sicherheitschef arbeitete seit fünfzehn Jahren im Met, und nie war etwas vorgekommen. Weil hatte sich darauf verlassen, dass er sich in diesen Teil des Museumsbetriebs nicht einzumischen brauchte, weil alles in guten Händen lag. Bisher war dieses Vertrauen gerechtfertigt gewesen, und Tyler Weil hatte andere Abteilungen auf den neusten Stand bringen können. Die Sicherheitsabteilung des Met agierte als voll funktionsfähige, unabhängige Einheit im Haus.
    Bei jedem Eingang überprüfte Sicherheitspersonal die Aktenkoffer, Handtaschen und Einkaufsbeutel der vier Millionen Besucher, die jedes Jahr das kulturelle Mekka mitten in New York aufsuchten. Hunderte von weiteren Wächtern patrouillierten durch die hohen Ausstellungssäle, bewachten die Schätze und warnten die Besucher mit leiser Stimme, wenn sie zu nahe an ein Objekt herantraten. Dazu kam eine ganze Armada von Frauen und Männern, die ausgebildet waren,

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