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Der Visionist

Der Visionist

Titel: Der Visionist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose M J
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Wagen?“, erkundigte sich Nina.
    „Das Kennzeichen wurde am Vortag von einem Jeep gestohlen, der einem Anwalt in Santa Monica gehört.“
    „Also tappen Sie völlig im Dunklen?“ Ninas Stimme klang angespannt. Opfer wurden wütend; Lucian war daran gewöhnt. „Wir wissen, dass es diese Gemälde wirklich gibt, und dass ihr Besitzer, wer auch immer er ist, sie gekauft hat, um sie einzutauschen, was bedeutet, dass es sich bei diesem Eigentümer wahrscheinlich nicht um einen typischen Sammler handelt. Wir wissen, dass sowohl die iranische als auch die griechische Regierung die Rücküberstellung der Statue in ihre jeweiligen Länder fordern, somit könnten sie hinter dieser Sache stecken. Das Anwaltsbüro Weil, Weston & Young wurde von der iranischen Regierung engagiert, um diesen Austausch abzuwickeln, und wir haben …“
    „Ich höre wohl nicht recht?“ Rand richtete seine ganze Wut auf den Museumsleiter. „Warum haben wir nichts davon gewusst?“
    Weil legte die Handflächen auf den Tisch, als müsse er das Holz darunter spüren. „Mein Büro hat Ihnen allen diesbezüglich ein Schreiben übersandt. Sie müssten es letzte Woche erhalten haben. Mein Vater und ich haben seit fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr. Ich selbst habe von den Anwälten des Museums davon erfahren.“ Er sprach mit seiner üblichen Ruhe, aber als er seine Hände bewegte, bemerkte Lucian feuchte Flecken auf dem Tisch, wo sie gelegen hatten.
    „Das Anwaltsbüro Ihres Vaters arbeitet für die iranischeRegierung, die versucht, uns eine berühmte Skulptur wegzunehmen? Hier liegt ein massiver Interessenkonflikt vor!“, schnarrte Rand.
    „Davon kann keine Rede sein!“, schaltete sich Hitch Oster ein. „Weil hat erklärt, dass er mit der Kanzlei nichts zu tun hat. Er ist nicht dort angestellt und profitiert in keiner Weise von seiner Verbindung. Genau darum sollte dies weder uns noch unser Vertrauen in ihn in irgendeiner Weise beeinträchtigen.“ Er wandte sich von Rand, den er offensichtlich nicht sonderlich respektierte, ab, und den drei Männern am Tischende zu. „Also – wie werden Sie uns unsere Bilder beschaffen?“
    „Ich würde Ihnen allen gerne jemanden vorstellen“, sagte Lucian. Deborah Mitchell sah auf, als die Tür des Konferenzraumes sich öffnete und der FBI-Agent hinausging.
    „Sie werden erwartet.“

34. KAPITEL
    Wenn der physische Organismus sich auflöst, überlebt die Seele. Sie zieht dann in einen anderen Körper ein.
    – Paul Gauguin –
    Mit einem Streifen 600er Schmirgelpapier glättete Charlie Danzinger die Unterseite der bis zu den Oberschenkeln reichenden Tunika der Statue und genoss den Prozess, die letzten Handgriffe an seine Reproduktion zu legen. Dieser neue Hypnos war keine exakte Kopie, weil ein erheblicher Teil der Originalstatue fehlte, aber er hatte sich bei seiner Rekonstruktion auf antike griechische Textbeschreibungen der bedeutendsten chryselephantinen Kultstatuen gestützt.
    Er trat zurück und nahm seine Arbeit in Augenschein. In der letzten Woche hatte er große Fortschritte gemacht. Hypnos stand nur noch wenige Tage vor seiner Vollendung und erstrahlte im gleißenden Licht. Gold und Silber glänzten, Smaragde und Rubine funkelten; Onyx, Karneol, Lapislazuli und andere Halbedelsteine schimmerten. Die Griechen, die diesen Gott einst angebetet hatten, mussten von seiner Pracht und majestätischen Ausstrahlung überwältigt gewesen sein.
    Bei der Arbeit hörte Danzinger klassische Musik, aber das wiederholte laute Klopfen an der Tür übertönte seinen Chopin.
    „He rein.“
    Tyler Weil, Deborah Mitchell und Nicolas Olshling traten ein, gefolgt von dem FBI-Agenten, den Danzinger schon letzte Woche kennengelernt hatte. Der Puls des Restaurators beschleunigte sich. Er war es nicht gewohnt, dass jemand außer Marie in sein Atelier kam, und es war ihm nicht recht. Dieser Teil des Museums war abgelegen, und außer von Leuten seiner Abteilung wurde er nur selten gestört. Und das gefiel Danzinger so. Unterbrechungen machten ihn nervös. Genauso wie Veränderungen. An zeitloser Kunst zu arbeiten war beruhigendund tröstlich. Dinge zu reparieren und wieder ganz zu machen gab ihm das Gefühl, ebenfalls ganz zu sein. Fast.
    „Wir brauchen Ihre Hilfe“, begann Weil ansatzlos, aber dann hielt er inne, um die Statue zu betrachten – nicht das Original, sondern die Reproduktion. Die beiden anderen Männer taten es ihm gleich. Obwohl sie sie schon letzte Woche gesehen hatten, sah Danzinger, dass sie

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