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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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«
    »Ungefähr vor einer Woche. Ungefähr um die Zeit, als die Presse die Harteveld-Geschichte brachte.«
    »Mist.« Caffery sah Essex an, der auf seine Füße starrte.
    »Diamond«, sagte er.
    »Genau der«, seufzte Caffery. »Also gut.« Er richtete sich auf. »Was liegt an? Haben Sie dort drüben mit jemandem gesprochen?«
    »Niemand zu Hause.«
    »Sie waren drin?«
    »Nein, Mrs. Frobisher hat vor etwa zwanzig Minuten völlig aufgewühlt angerufen und gesagt, sie habe Schreie gehört. Die arme alte Schachtel ist außer sich vor Angst. Sie wollte uns eigentlich nicht mehr bemühen, weil sie dachte…«
    »Sie dachte, wir kümmern uns um die Sache?«
    »Ja.« Basset sah verlegen aus. »Mist, das wird dem Chief Superintendent gefallen.«
    »Tut mir leid.«
    »Nichts zu machen. Nichts zu machen.« Ein Geräusch drang aus dem Haus. Basset beugte sich über den Zaun und gab ihnen
ein Zeichen, ihm zu folgen. Die Haustür hatte sich geöffnet, Mrs. Frobisher, die ein blaues Patchworkkleid und Männerhausschuhe trug, stand auf der Schwelle. Eine Schildpattkatze schlängelte sich um ihre Beine.
    »Mrs. Frobisher.« Basset ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. »Schön, Sie zu sehen.« Einen Moment lang sah sie verständnislos auf seine Hand, ergriff sie dann und sah über seine Schulter auf Caffery und Essex. »Tut mir leid, darf ich Ihnen meine Kollegen, die Detectives Caffery und Essex vorstellen?«
    Sie nickte den beiden ernst aussehenden Männern zu.
    »Ich mache gerade Tee.«
    »Großartig.« Essex trat ein.
     
    Die Wohnung war sauber, aber unordentlich, in den Ecken lagen stapelweise Zeitschriften, und außer dem Duft von Tannennadelspray war ein leichter Geruch von Essen wahrnehmbar. Die Männer saßen auf abgewetzten Sesseln in einem Nebenraum der Küche und betrachteten Mrs. Frobishers ausufernde Sammlung von Nippes: Plüschtiere, eine Auswahl von Tankstellentassen und Fotos von Gregory Peck, die aus Magazinen ausgeschnitten und in unechte Silberrahmen gestellt worden waren.
    In der Küche führte Mrs. Frobisher Selbstgespräche, während sie blaugeblümte Tassen auf gestreifte Untertassen stellte. Sie nahm einen gehäkelten rosafarbenen Teewärmer hervor und öffnete eine Schachtel Cremetörtchen.
    »Es war gestern nachmittag gegen vier, weil ich mir gerade »Judge Judy« angesehen und eine Tasse Tee gemacht hatte.« Sie stellte das Tablett ab. Die Katze saß mit ordentlich zusammengestellten Pfoten unter dem Tisch und hatte zufrieden die Augen geschlossen. »Ich habe Tippy gerufen, sie bekam ein Tellerchen Milch, und dann habe ich draußen Stimmen gehört. Es war vor dem Haus, mit einer jungen Dame.«
    »Wie hat sie ausgesehen, die junge Dame?«
    »Für mich sehen sie alle gleich aus. Blond. Der Rock reichte
nur bis hier. Sie ist ziemlich beschwipst vor dem Haus rumgetorkelt. In der Einfahrt ist ihr schwindlig geworden, und er mußte sie reintragen. Danach hab’ ich keinen Mucks mehr gehört. Hab’ gar nicht mehr daran gedacht. Bis heute morgen, als ich plötzlich hörte…« Die Teetasse in ihrer Hand zitterte leicht. »Ich hab sie schreien hören. Und zwar so, daß mir das Blut gefror.«
    »Haben Sie einen Schlüssel für die untere Wohnung?«
    »O nein. Er ist nicht mein Mieter. Aber…«
    »Ja?«
    »Ich hab’ gesehen, daß er ein Fenster offengelassen hat, so eilig hat er’s gehabt fortzukommen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wohin er gegangen ist?«
    »Er hat noch eine andere Wohnung, das weiß ich. Irgendwo auf dem Land, glaube ich. Vielleicht ist er dorthin gefahren. »Sie sagten, ich sollte mir die Marke seines Autos merken.«
    »Und haben Sie’s getan?«
    Sie nickte. »Ein Peugeot. Die Marke kenne ich, weil meine Schwiegertochter ein solches Auto fährt.«
     
    Essex stieg durch das Strebenfenster ein, während Caffery in der Garage wartete und dachte, wie geschützt sie war, wie einfach es wäre, den Wagen ans Tor zu fahren, den Kofferraum zu öffnen und…«
    »Jack.« Essex öffnete die Tür. Sein Gesicht war bleich. »Er ist es. Wir haben ihn gefunden.«

49. KAPITEL
    D ie Räume der Wohnung waren dunkel, die Vorhänge waren dicht vorgezogen, die Luft roch säuerlich. Sie hatten sich von Mrs. Frobisher Tiefkühlbeutel geliehen, um sie über die Schuhe zu ziehen, und bei jedem ihrer Schritte lösten sich Flocken angetrockneter Substanzen von den klebrigen Teppichen.
    »Sehen Sie sich das an.« Essex stand in der Tür des Schlafzimmers. »Ist das zu glauben?« Jeder Zentimeter der Wände war mit

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