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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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dennoch quasselte er weiter, kratzte sich das Gesicht und hörte mit seinem Gefasel nicht auf.
     
    Als Essex aus der Wohnung trat, hatte es aufgehört zu regnen. Er ging in den Garten, wo sich die Kräne der Baustelle gegen
den aufklarenden Himmel abzeichneten, und dort fand er Jack, der in der Mitte des Rasens auf etwas starrte, das im hohen Gras lag.
    »Jack?«
    Er gab keine Antwort.
    »Jack? Was ist?«
    Caffery sah ihn mit leerem Blick an. Schweigend deutete er auf etwas auf dem Boden.
    »Was ist das?« Essex kam näher. Zu Jacks Füßen lag ein Fahrrad im Gras. Es war grau und weiß gestrichen. Es lag auf der Seite, als wäre es dort hinausgeworfen worden. »Ein Fahrrad?«
    »Es gehört Rebecca«, sagte Caffery leise.
     
    Auf dem Rückweg zum Auto rief er in ihrer Wohnung an. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Er hinterließ eine Nachricht und rief in Shrivemoor an.
    Marylin nahm ab. »Jack, gut. Ich hatte gerade Jane Amedure am Apparat. Das Haar, es stimmt überein. Die möchte, daß Sie…«
    »Marylin, hören Sie mir zu. Sagen Sie Steve, wir haben etwas gefunden. Ich brauche die Territorial Support Group. Und ein forensisches Team: Fiona Quinn, Logan. Wir sind in der Brazil Street, Lewisham.«
    »In Ordnung, in Ordnung, bleiben Sie dran.« Er hörte, wie sie murmelnd mit jemandem sprach. Dann kam Maddox an den Apparat.
    »Jack? Wo sind Sie?«
    »In Lewisham. Brazil Street.«
    »Welche Nummer in der Brazil Street?«
    »34A.«
    Maddox schwieg einen Moment. Im Hintergrund schrie jemand aufgeregt. Maddox räusperte sich. »Jack, wir haben einen Treffer gelandet bei dieser Adresse. Sie ist uns bereits untergekommen. Auf Hartevelds Telefonrechnung. Er hat an dem Morgen, nachdem Craw verschwunden war, zweimal jemanden
in der Brazil Street 34A angerufen, und zweimal in der Woche, in der er sich umgebracht hat. Logan und Betts sind jetzt auf dem Weg zu Ihnen.«
    »Er ist es, Steve!«
    »Was haben Sie gefunden?«
    »Fotos, Chirurgenkittel, Skalpelle. Sein Name ist Malcolm Bliss. Er hat Angst gekriegt und ist abgehauen. In einem blauen Peugeot. Er hat jemanden bei sich.«
    »O Gott.« Maddox klang erschöpft.
    »Ich glaube, er fährt irgendwohin aufs Land. In etwa zehn Minuten habe ich eine Adresse. Ich möchte, daß uns die Territorial Support Group begleitet.«
    »In Ordnung. Marylin setzt sich mit den Einsatzzentralen in Verbindung, also eine Lagebesprechung in Greenwich in, sagen wir, dreißig Minuten?«
    »Sagen wir, in zwanzig.«

50. KAPITEL
    C affery und Essex waren überrascht, im Büro von St. Dunstan Lola Velinor anzutreffen; ihr hübsches schwarzes Haar war zu einem Knoten geschlungen, und über einem marineblauen Leinenkostüm trug sie eine schlichte Perlenkette. Jetzt verstanden sie, daß Peaces Leiche nicht zufällig in Lolas Vorgarten gefunden worden war.
    »Ich wußte nicht, daß Sie in der Personalabteilung arbeiten.«
    »Sie haben mich nicht gefragt.«
    »Wer ist hier der Chef?«
    »Ich.«
    »Und Bliss?«
    »Malcolm? Malcolm ist mein Assistent. Er hat Urlaub.«
    »Er kannte Harteveld.«
    Sie reckte den Kopf und runzelte die Stirn. »Ja. Das habe ich gesagt, als Sie mich befragt haben. Na und?«
    Essex setzte sich an ihren Schreibtisch, beugte sich vor und redete mit vertraulich zur Seite geneigtem Kopf und in sanftem Ton auf sie ein. Aber Caffery war ungeduldig.
    »Erzählen Sie ihr keine verdammten Lebensgeschichten, Paul. Wir brauchen die Adresse!«
    Lola Velinor sah zu ihm auf, wandte ihr markantes byzantinisches Gesicht nach oben und kniff ihre großen Augen zusammen. »Ich muß Ihnen gar nichts geben, Detective.«
    »Da sind Sie im Unrecht: Paragraph 17, Artikel 19, ich kann die Unterlagen sofort beschlagnahmen, wenn ich will.«
    »Schon gut, schon gut.« Essex hob die Hand. »Jack, wir wollen die Sache ruhig angehen.«

    Lola Velinor schloß ihre Lippen und neigte anmutig den Kopf zur Seite. Schweigend erhob sie sich und führte sie in den dunklen Raum hinter dem Büro, wo Wendy, die ins Personalbüro zurückversetzt worden war, zwischen riesigen Aktenschränken saß und still wie eine Maus Tee trank.
    »Detective Caffery!« Wendy stand auf. »Ich mache Ihnen eine schöne Tasse…«
    »Wendy.« Lola Velinors lange Kieferknochen arbeiteten kaum merklich unter ihrer Haut. »Geben Sie Detective Caffery alle Unterlagen über Malcolm.«
    »Malcolm?«
    »Ganz recht.«
    »Oh.« Sie drehte sich zu dem Aktenschrank, der neben ihr stand, und zog eine Schublade auf. Sie kniff ihr kleines

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