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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Kohlestrichen auf den Hintergrund geworfen.
    »Ich dachte mir schon, daß Sie das herauspicken würden«, murmelte Joni unter der Tür stehend. »Das bin ich.«
    Die Männer drehten sich um.
    »Sie ist Stripperin, wissen Sie.« Rebecca trat neben sie und hielt einen Eiskübel mit Bierflaschen in der Hand.
    »Das wissen wir«, sagte Essex.
    »Ja.« Joni hatte die Hände in die Taschen gesteckt und streckte eine Hüfte heraus. »Das dachte ich mir schon.«
    Rebecca kam herüber und stellte sich hinter die beiden an der Staffelei.
    »Haben Sie das hier gemalt?« frage Caffery. »Im Atelier?«
    »Nein, nein. Ich habe es im Pub angefangen. Ich war gerade dabei, letzte Hand anzulegen.«
    »Sie arbeiten viel mit den Mädchen? Und wissen eine Menge über sie?«
    »Sie sind keine Ungeheuer, wissen Sie.« Sie lächelte ihn an und hielt dabei den Kopf zur Seite geneigt, als hätte er sie zum Lachen bringen wollen. »Ich habe selbst eine Weile gestrippt. Es hat mir die Kunstakademie finanziert. Das Goldsmith.«
    »Vielleicht sollten wir, ähm.« Er sah sich im Zimmer um. »Hören Sie, warum setzen wir uns nicht und unterhalten uns.«
    »Äh.« Rebecca stellte den Eiskübel auf den Boden und wischte sich die Hände ab. Der Kübel hatte einen kleinen dunklen Fleck auf ihrem Cordsamtkleid hinterlassen. »Na, das hört sich aber bedrohlich an.«
    »Grausig« , stimmte Joni zu.
    »Vielleicht ist es das. Vielleicht ist es das.«

    »Also gut, wenn’s schon so schlimm wird«, verkündete Rebecca und holte gekühlte Bierflaschen aus dem Eiskübel, »dann brauche ich jedenfalls was zu trinken.« Sie reichte Essex eine Flasche. »Kann ich Sie verführen und die Geschichte dann den Zeitungen verkaufen?«
    Essex zögerte nicht. »Ja, dann.«
    Sie reichte auch Caffery eine Flasche, der sie wortlos annahm, ging dann zum Fenster hinüber, setzte sich mit angezogenen Knien auf den Sims und hielt ihre Flasche an die schmalen Fesseln gedrückt. Essex stand neben der Küchentür, trat unbehaglich von einem Bein aufs andere, fummelte mit dem Verschluß der Flasche herum und warf verstohlene Blicke auf Jonis Brüste.
    »Also gut«, sagte Jack und räusperte sich. Er stand in der Mitte des Zimmers. »Zur Sache.«
    Ohne Umschweife und Beschönigung teilte er ihnen die Fakten über die fünf Frauen in dem nur ein paar Straßen entfernten Leichenschauhaus mit sowie deren Verbindung zu dem Pub. Als er fertig war, schüttelte Joni ungläubig den Kopf. Jetzt grinste sie nicht mehr. Der Spaß war vorbei.
    »O Mann. Das ist ja furchtbar.«
    Rebecca saß bewegungslos da und starrte ihn mit ihren klaren katzenhaften Augen entsetzt an.
    »Sollen wir eine Pause machen?«
    »Nein, nein.« Sie kauerte sich fester zusammen, umschlang mit zitternden Armen ihre Beine und hatte die Knie bis unters Kinn gezogen. »Nein, machen Sie weiter.«
     
    Caffery und Essex warteten geduldig, bis sich die beiden Frauen von dem Schock erholt hatten. Sie redeten fast eine Stunde, zuerst fassungslos: »Sagen Sie es noch einmal: Shellene, Michelle und Petra ?«, und wurden später dann konstruktiver, als sie die reinen Fakten durchgingen und selbst Spuren verfolgten. Dabei entpuppte sich das Dog and Bell als Treffpunkt für die ansässige Drogen-Prostituierten-Szene. Wie es schien,
stand alles, was in East Greenwich passierte, in irgendeiner Verbindung mit dem schäbigen kleinen Pub auf der Trafalgar Road. Hier hatten Rebecca und Joni auch Petra Spacek, Shellene Craw und Michelle Wilcox kennengelernt. Sie glaubten auch Opfer Nummer vier zu kennen.
    »Stark gebleichtes weißblondes Haar, ja?« Joni hielt eine Strähne ihres eigenen Haars hoch. Sie war inzwischen nüchtern und hatte einen klaren Kopf. »Wie meines. Und hier eine Bugs-Bunny-Tätowierung …«
    »Das stimmt.«
    »Das ist Kayleigh.«
    »Kayleigh?«
    »Ja, Kayleigh Hatch. Sie ist eine, Sie wissen schon…« Sie machte eine Bewegung, als setze sie sich eine Spritze. »Sie ist wirklich süchtig.«
    »Adresse?«
    »Weiß ich nicht. Sie wohnt bei ihrer Mutter, glaube ich. In West London.«
    Caffery notierte den Namen. Er saß inzwischen in der Nähe der Staffelei auf einer kleinen Holzbank. Rebecca hatte weitere Bierflaschen aus der Küche geholt, sich einen Stuhl herangezogen und saß nun, nach vorn gebeugt, die schlanken Arme locker um die Knie geschlungen, weniger als einen halben Meter von ihm entfernt. Unschuldig: Aber Jack empfand ihre Nähe als unerträglich.
    Er sah zu Joni hinüber.
    »Noch etwas.«
    »Ja?«
    »Sie

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