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Der Vogelmann

Der Vogelmann

Titel: Der Vogelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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tat, was er tun mußte; ihr Lebewohl sagen, das Nötige erledigen.
    Er holte die Schüssel des Cobra und öffnete die Tür zur Orangerie.

23. KAPITEL
    E r träumte von Rebecca, wie sie in der Straße gestanden hatte, während aus dem Fliederbusch Regen auf ihr Haar tropfte, und wachte um Viertel nach sechs abrupt auf. Veronica war bereits unten in der Küche, schnitt Brot und öffnete die Jalousien, um die Sonne hereinzulassen. Sie trug ein ärmelloses Kleid aus aquamarinfarbener Thaiseide. Unter ihren Achseln waren zwei dunkle Ringe zu sehen, als sie die Pfanne vom Herd nahm und ein Stückchen Normandiebutter auf die safrangelben Heringe gab. Sie schnitt Petersilie aus dem Terrakottatopf auf dem Fenstersims, und Jack, der verschlafen in der Tür stand, hatte keine Ahnung, wo dieser Topf hergekommen war.
    »Morgen.«
    Sie reckte den Kopf, sah ihn an und betrachtete das wirre Haar, das T-Shirt und die Boxershorts, die er neuerdings im Bett trug. Sie hatte bislang nichts dazu gesagt und würde ganz sicher jetzt nicht damit anfangen. Statt dessen nahm sie einen Teelöffel und fischte eine Vanilleschote aus der Kaffeekanne, goß eine Tasse ein und reichte sie ihm.
    »Morgen.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich gehe heute nicht ins Büro, sagen wir’s mal so.« Sie schüttelte die Pfanne und warf eine Handvoll geschnittener Kräuter hinein. »Das ist nicht für mich. Ich brächte keinen Bissen runter.«
    »Nach letzter Nacht?«
    »Ich fühle mich schrecklich. Ich hatte heute morgen Blut im Urin, und diese Heringe riechen wie Benzin.«

    »Ich wollte dich nicht aufwecken.« Er legte die Hand auf ihre Schulter. Ganz neutral. »Wie ist es gelaufen?«
    »Wie erwartet, denke ich.« Sie strich sich das Haar aus den Augen. »Was hat das eigentlich zu bedeuten?«
    »Hm?«
    »Dieses Ding im Flur?«
    »Oh. Ich ähm …« Pendereckis Barbie-Puppe lag noch immer in Klarsichtfolie eingewickelt auf seiner Samsonite-Tasche neben der Tür. Die ganze Nacht hatte das Bild ihn verfolgt, um zwei Uhr morgens war er aufgewacht und sicher gewesen, daß es ein Hinweis auf den Vogelmann war, er war aufgestanden, hatte die Puppe aus Ewans Zimmer geholt und sie in den Flur gelegt, damit er es nicht vergaß. »Nichts«, murmelte er. »Nur eine Idee.« Beiläufig nahm er ein gelbbraunes Stück Gemüse vom Schneidbrett. »Was ist das? Ginseng?«
    »Ingwer, du Dummkopf. Ich mache mein Dal Kofta für die Party.«
    »Bist du dir sicher wegen dieser Party?«
    »Natürlich bin ich mir sicher. Ich möchte wissen, ob alle wie Mike Kellermann aussehen.«
    »Mach dir bloß keine allzu großen Hoffnungen.« Caffery warf einen prüfenden Blick auf Pendereckis Garten. »Seit der Sache mit den Puppen hat er sich ruhig verhalten.«
    »Sei doch nicht so neugierig.« Sie träufelte Zitronensaft über die Heringe und nahm einen Teller. »Hier. Setz dich und iß.«
    Um sieben hatte er gegessen, sich rasiert und angezogen, Veronica, ich kann selbst bügeln, ich würde es sogar vorziehen selbst zu bügeln, und saß im Büro. Essex hatte Neuigkeiten.
    Er hatte schließlich Petra Spaceks Familie aufgespürt, und Rebecca hatte recht gehabt, Petra hatte auf Make-up allergisch reagiert und nie welches getragen. Keine Anzeichen einer allergischen Reaktion bedeutete, daß es entweder kurz vor oder erst nach der Tötung aufgetragen worden war.
    Aufgrund dessen, was Caffery über den Vogelmann wußte, bezweifelte er, daß es vor Eintritt des Todes geschehen war.

     
    Er zog sich ins Büro zurück, um eine Zigarette zu rauchen, bevor er und Essex nach St. Dunstan fuhren. Die Puppe, die in die Plastikhülle gewickelt war, lag in einer Silberschale auf dem Schreibtisch. Daneben lag ein blauer Aktendeckel, auf den als Kommentar eines anonymen Beamten aus der Asservatenabteilung mit Tesafilm ein fotokopierter Brief an Paul Condon aufgeklebt war, der von »Spanner«, der Gruppe für die Rechte der SM-Anhänger, stammte. Im Innern befand sich ein riesiger Stapel mit Fotos aller SM-Utensilien, die in den letzten zehn Jahren beschlagnahmt worden waren. Ausführlicher, als ihm lieb war, erfuhr Caffery hier alles über Spreiz- und Aufhängevorrichtungen, Penisknebel, Kettenschließen, D-Ringe, O-Ringe, Präparierscheren und Gummimasken mit zwei Nasenlöchern, damit der unten Liegende atmen konnte.
    Er dachte immer noch an die Male auf den Stirnen der Opfer. Vergeblich hatte er die Akte nach etwas durchsucht, was gewöhnlich zum Durchbohren der Haut benutzt wurde. Aber die Einschnitte an

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