Der Vogelmann
verstehe.«
»Einer mit denen von Craw und einer mit denen von Wilcox.«
»Er hat sie gefahren.«
»Er behauptet, sie nicht einmal zu kennen. «
»Also gut.« Caffery trat von der Tür zurück. »Weiß der Super Bescheid?«
»O ja. Wir haben ihn auf dem Weg zum Chief Superintendent erwischt.« Diamond lächelte, rollte die Ärmel hinunter und knöpfte sie sorgfältig zu. »Er klärt die Sache mit Greenwich ab. Wir geben dem kleinen Dreckskerl die Gelegenheit, hereinzukommen und freiwillig ein paar Fragen zu beantworten. Und wenn er nicht mitspielen will, nehmen wir ihn fest. Wir wollen nicht, daß er wieder nach Hause geht und auf Nimmerwiedersehen verduftet.«
»Sie begreifen vermutlich, worauf er hinauswill«, sagte Essex, und Caffery spürte, daß ihm der Geduldsfaden riß.
»Ich denke schon«, sagte er kalt. Er wandte sich zum Gehen und hielt kurz, die Hand auf den Türknopf gelegt, inne. »Essex.«
»Sir?«
»Ich möchte trotzdem die Obduktionsfotos auf meinem Schreibtisch haben.«
24. KAPITEL
M rs. Frobisher zog ihren Mantel aus und hängte ihn sorgfältig an den Haken in Detective Bassets Büro in Greenwich. Den Hut und die Handschuhe behielt sie an.
»Eine Tasse Tee, Mrs. Frobisher?«
Sie lächelte. »Das wäre sehr nett.«
Basset behielt sie heimlich im Auge, als er die Jalousien öffnete und den Wasserkocher andrehte. Er verspürte ein leichtes Unbehagen in der Magengegend. Mrs. Frobisher war dem Personal des Polizeireviers von Greenwich wohlbekannt: Während der letzten sechs Monate war sie häufig hier aufgetaucht, um sich über alles mögliche zu beklagen, angefangen von den Schlägereien in dem Sozialwohnungsblock gegenüber bis hin zu dem Lärm und Dreck städtischer Bauarbeiten und dem asozialen Verhalten des Mieters in der Wohnung unter ihr. Sie weigerte sich, ans Umweltamt abgeschoben zu werden, und die jeweils diensthabende Belegschaft betrachtete sie als Teil der montagmorgendlichen Misere.
Bis zu diesem Montag, als sie wie üblich um zehn Uhr morgens und trotz des heißen Sommertags in ihrem besten Hut und Mantel am Schreibtisch des Sergeants eine Meldung machte, die ihn nach dem Telefonhörer greifen ließ. Detective Inspector Basset, der am letzten Wochenende einer der ersten CID-Beamten im Betonwerk war, sagte die morgendliche Besprechung mit dem städtischen Verbindungsbeamten ab und lud Mrs. Frobisher in sein Büro ein.
Wie ein Spatz saß sie auf der Stuhlkante und sah aus dem Fenster in die Sonne hinaus, die auf die gestreifte Markise von
Mullins Milchladen in Royal Hill schien. »Hier ist es aber hübsch«, seufzte sie. »Absolut reizend.«
»Danke«, antwortete Basset. »Das finde ich auch. Also…« Er legte die Teebeutel auf einen Löffel und warf sie in den Abfallkorb. »Also, Mrs. Frobisher, unser Sergeant am Empfang sagte mir, sie hätten Unannehmlichkeiten gehabt. Sollen wir uns darüber unterhalten?«
»Ach, das? Das geht schon seit Monaten so, und keiner hat die geringste Notiz davon genommen.« Sie zog die Handschuhe aus, legte sie in die dazu passende Einkaufstasche aus rehbraunem Kunstleder und zog den Reißverschluß zu. Der Hut blieb auf dem Kopf. »Jede Woche bin ich hergekommen, habe aber bis jetzt kein Glück gehabt. Niemand wollte mich anhören. Ich bin vielleicht alt, aber nicht dumm. Ich weiß, was sie sagen: Verrückte alte Hexe, sagen sie, ich habe sie gehört.«
»Ja, ja.« Er reichte ihr die Tasse. »Das tut mir leid, Mrs. Frobisher. Aufrichtig leid. Es ist nur so, daß Sie in der Vergangenheit einen oder zwei unserer jungen Beamten zu sich gerufen haben, und ich glaube, sie hatten den Eindruck …«
»Nur wegen der Füchse! Um diese Jahreszeit haben die eben ihre kleinen Liebeleien und derlei Dinge. Und der Lärm, den sie machen. Es hört sich an, als würde eine Frau schreien, und man kann ja gar nicht vorsichtig genug sein, nicht in der heutigen Zeit und in meinem Alter.« Sie nahm den Tee und stellte ihn aufs Knie. »Als mein George noch lebte, hat er Steine nach ihnen geworfen. Jedenfalls hat er den Unterschied zwischen dem Schrei einer Frau und dem eines Fuches gekannt.« Sie beugte sich vor, froh, ein offenes Ohr zu finden. »Ich bin in Lewisham geboren, wissen Sie, Detective, und ich lebe jetzt seit fünfzig Jahren in der Brazil Street. Die Gegend ist mir ans Herz gewachsen, trotz allem. Ich hab’ gesehen, wie die Deutschen den Ort bombardiert haben, dann hat ihn die Sozialverwaltung in die Finger gekriegt, dann die Ausländer und jetzt
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