Der Vogelmann
Abfalltonne gesehen haben?«
»Genau das habe ich gesagt.« Sie sah ihn an, als wäre er schwer von Begriff. »Das habe ich gesagt. Vögel.«
»Und was für Vögel? Große? Tauben? Krähen?«
»O nein, nein. Nein, nein. Kleine.« Sie zeigte mit ihren arthritischen Fingern eine Spanne von etwa sechs Zentimetern. »Ganz winzige, die man im Käfig halten würde, wenn man keine Katze hat. Mit roten Federn, mit rötlichen Federn.«
»Könnte es sich um Finken gehandelt haben?«
Sie hielt inne, eiweißfarbene Katarakte wanderten über ihre Augen. »Ja, genau. Genau. Es waren Finken, darauf würde ich wetten.«
»Gut.« Basset wischte sich die Stirn ab. »Gut.« Er beugte sich vor und legte die Hände auf den Tisch. »Also. Würden Sie Ihre Geschichte einem meiner Kollegen erzählen?«
»Wird er etwas dagegen unternehmen?«
»Er wäre sicherlich sehr interessiert.«
Erfreut über die Aufmerksamkeit, lehnte sich Mrs. Frobisher zurück. »Ich würde mich besser fühlen.« Sie faltete die Hände auf dem Schoß. »Kommt er, um mit mir zu sprechen?«
»Ich rufe ihn sofort an.«
Basset setzte sich auf die Schreibtischkante und rief die Fernsprechzentrale von Croydon an, um sich nach Shrivemoor durchstellen zu lassen. Er beobachtete Mrs. Frobisher, die ihren Tee trank, während es in der Leitung klickte und die Verbindung hergestellt wurde. Ihm war leicht übel.
Essex erschauerte, als die blicklosen, vergißmeinnichtblauen Augen der Puppe ihn anstarrten. »Lassen Sie die Fenster nicht offen, sonst wird das Ding lebendig. Haben Sie je Dr. Who gesehen?«
Caffery stützte den Kopf auf die Hände. Die Müdigkeit saß tief in seinen Muskeln. »Gemini hat gelogen.«
»Ja. Das waren schlechte Neuigkeiten.« Er sah sich im Büro um. »Wohin soll ich die Fotos legen?«
»Mit einem Wort hätte er der Sache eine andere Wendung geben können. Ja. Ja, ich habe Shellene gekannt. Ja, ich habe sie mit Drogen versorgt, habe Sex mit ihr gehabt oder was er sonst noch alles mit ihr angestellt hat. Wir wissen, daß er die Mädchen gefahren hat, er hätte es bloß sagen müssen.« Caffery lehnte sich in seinem Stuhl zurück und öffnete die Hände. »Alles, was wir an Beweisen haben, ist die Blutgruppe von dieser Probe; bei dem Glück, das wir haben, wird sie übereinstimmen.« Das Telefon auf seinem Schreibtisch begann zu klingeln. Er starrte es verdutzt an. »Haben wir einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung?«
»Diamond macht sich gerade auf den Weg, ihn zu besorgen. Dann bestelle ich ihn zur Vernehmung ein.«
»Jesus.« Caffery klopfte ungeduldig auf den Schreibtisch. »Unsere Möglichkeiten sind damit erschöpft. Hoffentlich kommt bei den Befragungen in St. Dunstan etwas heraus.« Er griff nach dem Hörer, aber es hatte zu klingeln aufgehört. »Mist.« Er sank in seinen Stuhl zurück und rieb sich das Gesicht.
»Wollen sie die jetzt oder nicht?«
Caffery nickte und streckte die Hand aus. »Ich glaube, ich weiß, woher die Male an den Köpfen stammen.« Er ließ die Fotos aus dem Umschlag gleiten und breitete sie auf dem Tisch aus. »Da. Sehen Sie es? Diese Einschnitte, ganz sauber. Krishnamurthi ist immer noch nicht sicher, welcher Gegenstand benutzt wurde.«
»Aber Sie schon?«
»Ja.«
»Nun?«
»Die Löcher sind Nadelstiche.«
»Nadelstiche?« Er nahm das Foto von Shellene in die Hand, hielt es dicht ans Fenster und kniff die Augen zu. »Gut. Ich bin Ihrer Meinung. Wozu dienten die Stiche?«
»Erinnern Sie sich daran, was Kayleighs Tante gesagt hat?«
»Was?«
»Sie sagte, Kayleigh habe ihre Frisur verändert.«
»Ja.«
»Kayleigh hatte diese Muster nicht. Ihr Haar hatte fast die gleiche Farbe wie die Perücke. Shellenes Blond war dunkler. Goldblond, nicht aschblond.«
»Und?«
»Er mußte an Kayleighs Kopf nichts annähen, weil das nicht nötig war. Er schnitt ihr Haar so, wie er es wollte. Erinnern Sie sich an die Perücke, die der Täter unserer Meinung nach trug? Ihre Perücke aus Dressed to Kill ?«
»Ja?«
»Nicht er hat sie getragen. Es waren die Mädchen. Er hat sie angenäht, damit sie nicht herunterrutschte, wenn er mit den Leichen seine Spielchen trieb. Als er die Perücke abnahm, riß die Haut und ist zwischen den Stichen aufgeplatzt. Er will, daß alle Mädchen gleich aussehen.« Caffery schob die Fotos in den Umschlag zurück. »Das ist der Zweck des Make-ups und der Brustverstümmelungen. Er fertigt Klone an. Wahrscheinlich behält er sie tagelang bei sich im Bett.« Er stand auf und
Weitere Kostenlose Bücher