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Der Vollstrecker

Der Vollstrecker

Titel: Der Vollstrecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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großes Fenster, vor dem ein imposanter viktorianischer Mahagonischreibtisch stand, und eine ganze Wand voller Fachbücher – ein Büro, das vornehmlich mit dem Ziel eingerichtet worden war, Klienten zu beeindrucken.
    Kelly Sanchez stand auf und kam ihnen entgegen. Sie war eine statueske Schwarze Ende dreißig mit glatten schulterlangen Haaren und rasiermesserscharfen haselnussbraunen Augen. Sie gaben sich die Hand, und Kelly studierte ausgiebig ihre Marken, bevor sie ihnen einen Sitzplatz anbot.
    Â»Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Gentlemen?«, fragte sie und zog sich wieder hinter ihren Schreibtisch zurück.
    Ohne allzu viel preiszugeben, erklärte Hunter den Zweck ihres Besuchs.
    Â»James Reed? Na, das nenne ich ein Gespenst aus der Vergangenheit.«
    Â»Sie waren Nachbarn, stimmt das?«
    Kelly nickte. »Aber das ist schon ewig her.«
    Â»Erinnern Sie sich noch an einen Jungen, den alle Strutter genannt haben, und die Clique, mit der er unterwegs war?«
    Kellys freundliche Miene verhärtete sich, und sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, wobei sie die beiden Detectives aufmerksam fixierte. »Ja, an die erinnere ich mich noch.«
    Â»Haben Sie oder Ihr Bruder damals einen von ihnen näher gekannt? Kannten Sie ihre richtigen Namen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der einzige Name, den ich je aufgeschnappt habe, war Strutter, und das war ein Spitzname. Ich wusste, wer sie waren, wenn ich sie auf der Straße gesehen habe, das hat mir gereicht. Ich habe mich jedes Mal umgedreht und bin in die andere Richtung verschwunden.«
    Â»In Strutters Gang gab es auch ein Mädchen, das Lipz genannt wurde, und einen Jungen mit Spitznamen JayJay. Kannten Sie die auch?«, hakte Garcia nach.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich habe Ihnen doch gerade gesagt, dass ich die Clique nicht näher kannte.« Ihr forschender Blick schweifte von Garcia zu Hunter. »Worum geht es hier eigentlich, Detective? James hat nie zu dieser Clique gehört.«
    Â»Ja, das wissen wir. Waren Sie und Ihr Bruder mit James Reed befreundet? Kannten Sie ihn gut?«
    Â»Wir waren Spielkameraden, aber ich würde nicht sagen, dass wir uns besonders gut kannten.«
    Â»Wissen Sie noch, ob er mit Strutter und seiner Gang ausgekommen ist?«
    Kelly lachte trocken. »Niemand ist mit Strutters Gang ausgekommen. Wir haben getan, was wir konnten, um ihnen aus dem Weg zu gehen.«
    Â»Auch James?«
    Â»Vor allem James. Aber er hatte es schwer.«
    Â»Wieso?« Sein Lederstuhl knarzte, als Hunter sich vorbeugte.
    Kelly zuckte mit den Schultern. »James war auf der Compton High. Seine Mutter war dort Lehrerin, und ich glaube, einige von den Kids aus Strutters Gang hatten bei ihr Unterricht. James musste es jedes Mal ausbaden, wenn sie schlechte Noten bekamen oder nachsitzen mussten.«
    Â»Oder suspendiert wurden«, fügte Garcia leise hinzu.
    Â»Strutters Gang hat ihn ständig aufs Korn genommen. Er hat mehr abbekommen als die meisten.«
    Â»Was war mit Ihnen und Ihrem Bruder?«
    Â»Wir waren auf einer anderen Schule, auf der Centennial High. Für uns war es einfacher, ihnen aus dem Weg zu gehen.« Kelly stützte die Ellbogen auf die Armlehnen ihres luxuriösen Ledersessels und legte das Kinn auf die Faust. »Ab und zu haben sie uns belästigt, aber es war nichts Extremes. Meistens haben sie uns bloß irgendwelche Sauereien an den Kopf geworfen.«
    Â»Und bei James?«, fragte Garcia.
    Sie schüttelte den Kopf. »James war ziemlich schüchtern und gehemmt. Keine Ahnung, ob das der Grund war oder ob es daran lag, dass seine Mutter Lehrerin war, jedenfalls hat ihm Strutters Gang regelmäßig das Leben zur Hölle gemacht.« Kelly strich sich die Haare hinter die Ohren. Ihr Blick wanderte nach rechts oben ins Leere. »James hatte diesen kleinen weißen Hund. Er war richtig niedlich und ziemlich verspielt. Ein echtes Energiebündel. Sogar meine Mom mochte ihn, und sie war definitiv kein Hundemensch.« Bei der Erinnerung nahm ihr Gesicht einen traurigen Ausdruck an. »Eines Tages war der Hund verschwunden, und James war ganz außer sich. Er hat vermutlich an jede Haustür in unserer Nachbarschaft geklopft, aber niemand hatte ihn gesehen. Ich glaube, er hat in der Nacht kein Auge zugemacht. Ich kenne nicht jedes Detail der Geschichte, aber am nächsten Morgen stand ein Pappkarton vor seiner Tür. Darin lag der kleine Hund. Ohne

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