Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
Vom Netzwerk:
Sexualpartner, manche bis zu einer Dauer von vier Monaten, dennoch keine ernsteren ansteckenden Krankheiten, bevorzugt Madonna, Goldkrone /Prosecco auf Eis und Doggy Style hart. Bleibt nicht zum Frühstück, ruft nicht wieder an, unkompliziertes Handling.« Das wäre mal eine geldwerte Information, die ihm das Leben wirklich leichter machen würde.
    Lars hatte höllische Angst vor diesen Drama-Queens, die nur wegen ein bisschen Sex auf einmal mit Liebe kamen und noch auf der Treppe, dreißig Sekunden, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, schon die erste SMS absetzten: »Es war einzigartig mit Dir. Würde Dich total gern wiedersehen, auch länger.« So begannen Dramen. Früher hatte Lars auf solche SMS zurückhaltend geantwortet, um die Braut erstmal wieder herunterzukühlen. Inzwischen antwortete er gar nicht mehr.
    Das Problem war ja nicht, dass es zu wenige Frauen gab auf der Welt, sondern eindeutig zu viele, die sehr oft und sehr dringend und sehr unkompliziert einfach nur eine Nummer brauchten, gern auch eine schnelle. Kam es dann allerdings wirklich dazu, vollführten nahezu alle einen radikalen Bewusstseinswandel:
    Am Ende wollten sie doch Liebe, oder ein Nest, zwei kräftige Arme, die sie hielten, eine starke Schulter zum Anlehnen
- der übliche Kleinanzeigentext eben. Am schlimmsten waren die Enddreißigerinnen, die festgestellt hatten, dass man im Nachtleben nicht in Würde altern konnte. Plötzlich wollten selbst die härtesten Disco-Mäuse Kinder und Endreihenhaus mit Salzteigtürschild. Nichts war eben peinlicher als Frührentnerinnen, die ihr welkes Fleisch auf der Tanzfläche flattern ließen.
    »Am Ende wollten sie doch Liebe, oder ein Nest, zwei kräftige Arme, die sie hielten, eine starke Schulter zum Anlehnen - der übliche Kleinanzeigentext eben.«
    Lars dagegen wollte Triumphe. Wenn Sofas sprechen könnten, dann hätte seins eine Menge zu erzählen. Wie viele Frauenhintern hatten ihre Abdrücke wohl schon in dem Leder hinterlassen? Wie oft hatte er am Morgen danach mit dem Küchenlappen und zwei Tropfen Spüli den getrockneten Schlorz vom Leder gewischt. Er betrachtete es seit jeher als gutes Karma, den Küchenlappen noch eine Weile weiterzubenutzen.
    Lars rechnete: Er besaß das Sofa seit ungefähr fünf Jahren, das machte selbst zurückhaltend gerechnet mindestens hundertfünfzig Übungseinheiten. Jahrelang hatte sich Lars eingebildet, es ginge ihm bei der Turnerei um Sex. Stimmte aber gar nicht. Die ewige goldene Regel lautete: Von zehn Frauen konnte man vier vergessen, drei zur Not noch mal wiedertreffen, zwei waren halbwegs okay, aber nur eine war die geile, wunderbar lockere, fröhliche Supersau. Diese Regel galt für jede willkürlich zusammengestellte Zehnerreihe,
ob auf dem Kirchentag, der Love Parade, beim Lauftreff oder im Einwohnermeldeamt.
    Es wäre nun allerdings hochgradig dämlich, zehn Abende, Nächte und vor allem Morgen zu investieren für einen einzigen guten Fick. Die anderen neun waren aber dennoch wichtig, zur Überprüfung, dass alles noch stimmte, dass der Erfolg zuverlässig kam.
    Es ging nicht um Sex, sondern um Kerben im Colt, wie bei einem Desperado. Was zählte, war allein die Zahl der Umgelegten. Während der Desperado allerdings das Hirn aus dem Schädel des Gegners spritzen sehen musste, reichte Lars der Moment, da die Dame sich aufs Sofa goss. Da wusste er bereits, dass er gewonnen hatte. Alles war möglich, prima, er musste gar nicht mehr abdrücken.
    Meistens wollte er auch gar nicht. Wie oft war er schon drauf und dran gewesen zu sagen: »So, meine Liebe, das war’s für heute. War wirklich ein schöner Abend mit dir. Aber ich leg’ mich jetzt pennen. Kannst gern hierbleiben, auf dem Sofa. Hier ist das Bettzeug. Schlaf schön.«
    Aber körperlicher Einsatz war nun mal der Preis. Die Frau wollte keinen Killer, der sich damit zufrieden gab, wenn sich sein Gegner in den Staub warf und winselte. Sie wollte zur Strecke gebracht werden. Und hinterher Liebe.
    Lars hoffte insgeheim, dass Tanja eingeschlafen war, wenn er aus der Dusche zurückkommen würde. Er hatte ihr viel Wodka und wenig Redbull ins Glas gefüllt und außerdem noch einen Joint gerollt. Eine solche Dröhnung wirkte fast immer. Er würde ihr eine Decke überwerfen und sich leise in sein Bett verziehen. Zumal Tanja es abgelehnt hatte, sich auch unter die Dusche zu begeben.
    Lars wurde übel bei dem Gedanken, dass ihm gleich noch zehn Stunden Piste ins Gesicht gedrückt werden würden.

Weitere Kostenlose Bücher