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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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zu wenig. Er hätte nie im Leben so viel Geld für Wein ausgegeben. Aber Dorothea wollte einen repräsentativen Bordeaux. Jetzt bekam sie eben Pauillac- und Parker-Punkte.

    »Ein Sixpack«, sagte Martin und fand sich cool.
    Der Franzmann rechnete kurz und sagte: »Ein’ündertzehn die Flaschö«.
    Martin schwieg vorwurfsvoll und zog sein iPhone aus der Tasche.
    Der Franzmann fürchtete sich offenbar vor einem Online-Preisvergleich und antwortete schnell: »Isch legö noch eine Flaschö drauf - siebön zum Preis von sechs.«
    Martin rechnete und kam auf einen Flaschenpreis von klar unter hundert Euro. Ob er jetzt einen guten Deal gemacht hatte oder nicht - er fühlte sich gut.
    »Okay«, sagte er und warf seine Kreditkarte auf den Tresen, die gute schwarze, die sich die meisten Ladenschwengel erst einmal ganz genau und mit wachsender Andacht anguckten, weil sie so was Feines nur höchst selten in den Händen hielten. Als Partner einer reichen Frau hatte man einige unbestreitbare gesellschaftliche Vorteile.

    Jochen hatte kurz überlegt, ob in seinem neuen Leben noch Platz wäre für Onanie. Er war zu einer klaren Entscheidung gekommen: Ja.
    Er hatte die braune Anzughose über den schweren Ohrensessel gelegt, der ihm seit Jahren als eine Art ausgelagerter Kleiderschrank diente und saß in Unterhose vor dem Rechner. Helle Flecken im Schritt machten sich nun wirklich nicht gut auf seinem einzigen Anzug.
    Über seinem Schreibtisch hing das Schild »Frauenparkplatz«. Das hatte er in seiner Zeit als Parkwächter gestohlen, als eine aufgebockte Russin ihren fetten Geländewagen so dämlich abgestellt hatte, dass die Kamera ihn und das Schild nicht sehen konnte. Als die Feministinnen den Frauenparkplatz erfanden, hatten sie bestimmt nicht an
Schwestern auf vierzehn Zentimeter hohen nadelspitzen Metallabsätzen gedacht.
    Man konnte über Russinnen viel Gehässiges sagen, aber eines war unstrittig: Sie waren eindeutig als Frauen zu erkennen. Die Reflexe funktionierten. Sie sahen nach Vermehrung aus, die auch Spaß bereiten durfte. Darwin hätte seine Freude gehabt.
    Jochen hatte seine Lieblingsseite aufgerufen: youporn.com . Hier gab es verdammt viele Russinnen. Die meisten kannte er schon, alte Bekannte. Und die waren weit unkomplizierter als die ganzen fremden Wesen da draußen. Jochen hatte vergessen, ein Taschentuch bereitzulegen. Egal. Die Unterhose war noch fast frisch. Und frischer Männerduft würde die lesbische Radio-Polizistin gleich gnädiger stimmen.

    Maik hatte gehofft, dass der weiße Mercedes verschwunden wäre, wenn er mit Henry vom Fußball zurückkam. Der Junge hatte beim Trainingsspiel einen Tritt vor den Knöchel abbekommen und sich nicht gegen eine Auswechslung gesträubt. Das war’s dann wohl mit dem Stammplatz in der Startelf. Und zu Hause lauerten Leni und Heinz.
    Maik schöpfte Verdacht, als er die Pappplatten sah. Da hatte jemand einen Karton säuberlich zerteilt. Heinz konnte sich tagelang mit Mülltrennung beschäftigen. Leni grinste merkwürdig, als er sein Haus betrat. »Geh doch mal in den Garten - Überraschuuung.« Ulrike kam aus der Küche und wischte sich die Hände an der Jeans trocken. Sie hatte bestimmt schnell was zu Essen warm gemacht, so wie seit sieben Jahren jeden Tag.
    Maik hasste Überraschungen, erst recht, wenn sie von seinen Schwiegereltern kamen.

    Heinz stand auf der Terrasse, hielt einen Schraubenzieher in der Hand und starrte stolz auf ein Monstrum in weißem Plastik.
    »Was ist das?«, fragte Maik ungläubig.
    »Ein Strandkorb«, sagte Heinz, »den hast du dir doch so gewünscht. Gab’s ganz günstig in der Metro .«
    Ulrike und Leni standen Schulter an Schulter und guckten erwartungsvoll wie Mütter an Weihnachten. Sie wollten glückliches Kinderlachen hören, der einzige Sinn des mütterlichen Daseins.
    Maik war fassungslos. Ein Gartenexperte mit einem missratenen Strandkorb auf der eigenen Terrasse - das ging nicht mal mehr als ironisches Zitat durch, wenn Jeff Koons den Korb geflochten hätte.
    »Macht sich doch toll«, sagte Leni. Maik überlegte, Heinz eine nackte Pam Anderson auf den Daimler zu sprühen und am nächsten Morgen zu sagen: »Sieht doch toll aus.« Wie konnte man diese missratene China-Kopie eines Strandkorbes hübsch finden, die nicht mal einen Schauer überstehen würde? Ein klarer Fall von emotionaler Erpressung; er hatte überhaupt keine Chance, dieses Geschenk abzulehnen - er würde nur als undankbar gelten.
    Was hätte Häuptling Cooler

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