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Der Vollzeitmann

Titel: Der Vollzeitmann
Autoren: Achim Achilles
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Menschen lieben, der Pfandflaschen in öffentliche Kübel warf.
    Zu Hause holte er sich erst noch mal einen runter. Die Vorstellung, dass Frau Kackdie-Wandan und ihre Freundin aus der lesbischen Liga schmutzige Sachen miteinander machten, erregte ihn.

20 UHR

    Als Maik auf die Terrasse trat, reichte Heinz ihm eine Flasche Bier. Manchmal war sein Schwiegervater ganz okay, vor allem, wenn seine Frau nicht in der Nähe war: »Alles klar, mein Junge?«, fragte der Alte. Maik nickte.
    »Papa, darf ich Ketchup?«, fragte überraschend artig von drinnen Anna.
    »Aber klar, mein Engel«, sagt Maik.
    »Danke«, sagte Ulrike von drinnen, »vielen Dank, lieber Mann.«
    Maik blickte fragend ins Wohnzimmer, wo Mütter und Kinder aßen.
    Anna grinste.

    »Ich habe den Kindern gerade verboten, noch mehr Ketchup zu essen - das ist Zucker pur«, grollte Ulrike.
    Maik zuckte die Schultern und sagte zu Anna: »Du hast gehört, was Mami gesagt hat: kein Ketchup.«
    »Aber du hast es mir erlaubt!«
    »Aber nur, weil du mich gelinkt hast.«
    Anna schwieg beleidigt. Dann fragte sie: »Papi, darf ich noch in die Badewanne?«
    »Klar«, sagte Maik.
    »Nein«, entgegnete Ulrike, »das habe ich ihr eben verboten.«
    »Vielleicht verbietest du zu viel«, sagte Maik und hasste sich im gleichen Moment für sein vorlautes Mundwerk. Solche Sätze durfte er gerade mal denken, aber niemals aussprechen, schon gar nicht, wenn Leni dabei war.
    Sie trug schon wieder ihren Was-hat-er-denn-schon-wieder-Blick, hielt aber immerhin die Klappe.
    »Mami will nicht, dass du badest, Engel«, sagte Maik aus Lust an der Provokation. Er dachte an Fee.
    Ulrike war rot angelaufen.
    Sätze, die mit »Aber Mami will nicht …« begannen, endeten fast immer mit einem ordentlichen Zoff.
    Dem Partner via Kind mitzuteilen, dass man ihn für einen ziemlichen Nervbolzen hielt, war eine der perfidesten Waffen - Ehe-Napalm. Man zog die Kinder auf die eigene Seite, stellte den anderen bloß, mühte sich aber immer um einen bis ins Schleimige reichenden Ton scheinbaren Kooperationswillens.
    Ulrike stand auf. »Ich mache mich fertig für die Seilers«, sagte sie wütend.
    Sie ließ Maik einfach mit müden Kindern, Schwiegereltern und einem abgefressenen Tisch allein - keine schlechte Rache.

    Vorwurfsvoll sagte der Schwanz: »Du hast dich nie um mich gekümmert!«
    Attila schwieg beschämt. »Stimmt«, gab er zu, »ich dachte immer, du kommst allein zurecht.« Der Schwanz schüttelte den Kopf: »Immer im Dunkeln, immer im Mief, das hält doch kein Schwanz aus. Ich brauche auch mal frische Luft oder besser noch einen Ausflug in einen schummrigen feuchten Klub, wo ich mal so richtig tanzen kann. Ich tanze sehr gerne.«
    Attila stellte sich seinen Schwanz in einem weißen John-Travolta-Anzug vor.
    »Ich verspreche dir, dass ich dich in Zukunft besser behandeln werde, wenn möglich kommst du fortan jeden Tag an die frische Luft.«
    »Okay«, sagte der Schwanz, »das freut mich wirklich.«
    »Aber dafür musst du mir einen Gefallen tun!«, erklärte Attila.
    Der Schwanz guckte fragend.
    »Du musst heute Nacht alles geben, wirklich alles. Nicht nur dumm rumstehen, sondern die beste Sahne pusten, die je bei dir im Beutel geschlagen wurde.«
    Der Schwanz guckte skeptisch. »Das wird nicht so leicht«, sagte er zögerlich.
    »Wo ist das Problem?«, fragte Attila.
    »Ich bin aus der Übung«, erklärte der Schwanz.
    »Du hast mein vollstes Vertrauen«, sagte Attila feierlich, »außerdem machen wir gleich noch ein bisschen Aufwärmgymnastik.«
    Der Schwanz konnte von Glück sagen, dass er nicht zu Attilas Untergebenen zu rechnen war. Dann hätte er ihm einfach eine erstklassige Performance befohlen und ihn rausgeschmissen, wenn er nicht gespurt hätte.

    Aber Schwänze entzogen sich den üblichen Hierarchien. Sie hatten ihren eigenen Kopf, brauchten extrem viel Zuspruch und funktionierten dennoch nicht immer zuverlässig. Aber wie sollte man sie wirkungsvoll sanktionieren? Am Ende saßen sie doch am längeren Hebel und konnten mit ihren Launen alles kaputt machen.
    Von ihrer ins Zickige spielenden Psyche her waren Schwänze fast wie Frauen.

    Martin schöpfte bereits Verdacht, als er die breite Spur von Blumenerde sah, die sich durchs Treppenhaus zog. Die Geranienschwuchteln waren immer noch da. Als er die Wohnung betrat, wurden seine schlimmsten Vorahnungen zur Gewissheit. Otto lümmelte vor dem Fernseher und beobachtete gebannt, wie ein Gerichtsmediziner den Mageninhalt einer
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