Der Waechter
weiterkämpfen konnte. Jenny konnte nicht tatenlos zuschauen und eilte zu Konrad. Noch im Lauf schleuderte sie einen gezielten Strahl Anspannung gegen Hauptmanns Schwertarm, der geradlinig auf Konrads Körper zufuhr. Hauptmanns Arm stockte. Konrad holte mit seinem Schwert seitlich aus und setzte zu einem gezielten Schlag auf Hauptmanns Hals an. Da bekam Jenny einen unsagbar schmerzhaften Stoß in die Seite. Der Gefährte Hauptmanns hatte Ludwig niedergestreckt und einen geballten Energieblitz auf sie abgefeuert. Durch den Stoß gegen Hauptmann hatte sie ihr Schutzschild vernachlässigt. Jenny stockte der Atem. Der Schlag hatte ihr Zwerchfell irritiert und sie konnte keine Luft holen. Sofort schnalzte ihre Anspannung in sie zurück, und gerade als Konrads Schwert auf Hauptmann zuraste, schoss dessen Schwert weiter geradlinig auf Konrads Bauch zu. Plötzlich stand die Erde still. Jenny schnappte nach Luft. Ihr Gehör setzte aus. Nichts drang mehr an ihr Ohr. Außer ihre eigene Stimme:
NEIN!
Luft strömte wieder in sie ein. Wie eine Flut von Schmerz. Konrad ging in die Knie, Hauptmann hob stolz den Kopf. Jenny ließ beide Hände nach vorn fahren und presste all die Anspannung, der sie mächtig war hinaus, gerade als Hauptman das Schwert aus Konrads Leib ziehen wollte. Alles um sie stand reglos. Benedict hatte den einen von Hauptmanns Leibwächtern im Schwitzkasten. Kehna hatte ihren Strahl auf Hauptmanns Kopf gerichtet. Jenny eilte zu Konrad lockerte Hauptmanns Griff um das Schwert, damit der es nicht herausziehen konnte. Dann löste sie die Verdichtung um Kehnas Strahl, der weiter auf Hauptmann zuraste und schließlich dessen Kopf nach hinten riss. Jennys Anspannung schnalzte in sie zurück. Konrad fiel nach vorn. Schnell zog sie ihn an den Schultern nach hinten, damit er nicht tiefer in das Schwert fiel. Jenny kniete neben ihn, umfasste die Wunde, in der das Schwert steckte.
«Konrad! Nein, bitte nicht!», schrie sie verzweifelt.
«Konrad!», hörte sie Benedict.
Ein weiterer Schlag traf Jenny in der Seite. Wieder einer von Hauptmanns Leibwächter. Es schmerzte schrecklich, aber nicht annähernd so sehr, wie der Ausdruck in Konrads Augen. Seine Augen verloren ihren Glanz, wurden stumpf. Jenny schrie aus voller Kraft. Sie sah, wie Konrads Licht sich in ihn zurückzog, nahm nur bruchstückhaft die Kampfgeräusche und das Stöhnen um sich herum wahr. Benedict kämpfte weiter. Jenny sah zu ihm und ließ einen wutentbrannten Stoß Anspannung auf seinen Gegner fahren. Der erstarrte und Benedict stieß zu. Dann sah sie zu Arthur, ließ auch seinen Gegner erstarren, bis Arthur ihm das Messer ins Herz gerammt hatte. Um Jenny drehte sich alles. Sie hatte kaum mehr Kraft. Sie wollte sie geben für diesen einen Kampf. Für den Kampf, der ihren Liebsten das Leben kosten würde. Sie konnte ihren Oberkörper kaum aufrecht halten, als sie auch den Gegner von Cynthia einfror. Cynthia hatte inzwischen nur noch einen Dolch, mit dem sie sich zur Wehr setzte. Ihr Schwert hatte sie verloren oder in einen der Dunklen gejagt. Auch Cynthias Stich war gezielt, und als Jenny die Anspannung um Cynthias Angreifer lockerte, fiel der kerzengerade nach vorn. Der Dolch bohrte sich ganz in ihn hinein. Mit gefletschten Zähnen beugte Cynthia sich zu dem Dunklen hinunter, drehte ihn mit einem Ruck um, zog ihren Dolch aus ihm heraus, wischte ihn sich an ihrer Jeans ab und steckte ihn zurück in ihren Gürtel. Als sie Jenny über Konrad, der am Boden lag, gebeugt sah, erstarrte sie. Dann rannte sie auf die beiden zu. «Konrad!», schrie sie laut. Jenny konnte kaum mehr denken. Übelkeit und Schwäche überwältigten sie nahezu. Nun mussten sie es ohne sie schaffen. Sie würde mit Konrad gehen. Da spürte sie seine Hand auf ihrer. Fest nahm er Jennys Hand und drückte sie. Seine Augen fixierten ihre, seine leeren, nahezu erloschenen Augen. Seine Lippen bewegten sich. Jenny konnte ihn nicht verstehen. Sie war kaum noch anwesend. Langsam beugte sie ihren Kopf zu ihm hinunter. Sie wollte ihr Gesicht an seinen Hals pressen, ihren Kopf auf seine Brust legen. So wie sie es in den wenigen Momenten der langersehnten Zweisamkeit getan hatte. So wollte sie bei ihm liegen und ebenso erlöschen wie er. Jenny legte ihre Brust auf seine, ihren Kopf auf seine Schulter, vergrub ihr Gesicht in seinem Hals. Noch spürte sie, wie Konrads Hand ihre hielt. Aufgeregte Stimmen flogen um sie herum. Auch das Klirren von Schwertern und ausgestoßene Flüche waren zu hören.
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