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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als sofort das Gerücht zu streuen Jenny wäre hinter Konrad her, sondern auch, weil sie keinesfalls mehr dem Kahlschädel begegnen wollte. Bei dem ganzen Spektakel hatte Jenny total die Zeit vergessen. Nina und Eva standen schon fertig angezogen an der Garderobe und warteten auf sie.
    « Was ‚n mit dir los? », fragte Nina. « Du siehst aus wie ein gerupftes Huhn. »
    Während sie auf Ninas Vater warteten, erzählte Jenny den beiden Mädchen, was ihr passiert war. Den Teil mit Konrad ließ sie aus. Den wollte sie für sich behalten. Ihr kleines Geheimnis.
    « Wir gehen jetzt sofort zurück und erzählen allen, was dieser Drecksack gemacht hat und dann bekommt er richtig die Fresse poliert! Der wollte dich vergewaltigen, das Schwein! » Nina war außer sich.
    Eva gaffte Jenny mit offenem Mund an. « Genau das machen wir! », pflichtete sie Nina bei.
    « Ich glaub kaum, dass er wieder zurückgegangen ist. Jeder hätte ihn doch gefragt, wer ihm die blutige Nase verpasst hat und dann hätte er gestehen müssen, dass ein Mädchen ihn platt gemacht hat », antwortete Jenny.
    Oh mein Gott!
    Sie war tatsächlich einer Vergewaltigung entgangen! Erst jetzt wurde ihr klar, was für ein unglaubliches Glück sie gehabt hatte, dass Konrad da gewesen war.

7. Kapitel

    Jenny trägt ihre Sporttasche über der Schulter. Es ist dunkel, aber noch früh am Abend. Sie ist müde und will nach Hause. Mit der einen Hand zieht sie den Reißverschluss der Jacke zu, mit der anderen bindet sie den Schal fester um den Hals. Gerade biegt sie in den kleinen Messeplatz ein, als sie ein ungutes Gefühl überkommt. Unsicher bleibt sie stehen und sieht sich um. Aus dem kleinen Park neben dem Messeplatz dringt ein dumpfes, rot-braunes Licht durch das Buschwerk. Wie in Trance geht sie darauf zu, betritt den Rasen des Parks. Sie ahnt, dass es ein Fehler ist. Sie spürt, dass jemand Angst hat, dass jemand Schmerzen hat. Es schmerzt sie selbst. Ihr Kopf dröhnt. Ihr Magen dreht sich um vor Übelkeit. Es ist, als ob ihr jemand den Atem aussaugt. Einige Meter vor sich sieht sie einen Jungen auf dem Boden liegen. Er trägt eine grüne Windjacke und einen roten Rucksack. Über ihm steht eine dunkle, große, hagere Gestalt in einem braun-roten Dunstgewand. Sie hat dieses Szenario schon einmal gesehen. In einem ihrer Träume. Sie weiß, was vor sich geht. Sie schaut an sich hinunter. Diesmal ist sie nicht transparent. Sie ist voll und ganz da. Ein dünner rosa Dampfschleier umgibt sie. Sie versucht, zu schreien und ihren Körper in Schwingung zu bringen. Doch diesmal entweicht ihr tatsächlich ein lauter Schrei. Sofort dreht sich die hagere Gestalt zu ihr um, macht eine blitzschnelle Bewegung, erstarrt, als er sie sieht. Sein Antlitz ist ein flackerndes, verschwommenes Etwas.
    « Du? », sagt er mit röhriger Stimme, als habe er sie erkannt.
    Ohne zu zögern, nutzt er Jennys Erstaunen und schleudert ihr einen tiefroten, spitzen Dunststrahl entgegen.
    Der Schmerz, der sie aus sich herausreißt, ist fast unerträglich.

    Der Traum lag auf Jenny, wie ein schwerer Schlammsack. Nur mit viel Anstrengung kam sie voran, als wate sie durch tiefen Morast.
    Ich hab das Träumen so was von satt!
    Sie musste Nina davon erzählen. Oder auch Eva, selbst wenn die sie für bekloppt hielt. Ihr selbst würde es danach besser gehen.
    Sie wird‘s überleben!
    « Na du! Wie geht’s? Süße Träume gehabt? », begrüßte Eva Jenny, als sie allein in Hütteberg zustieg.
    Sie macht es mir wirklich leicht.
    Nachdem Jenny ihren Traum zu Ende erzählte hatte, sah Eva bedrückt drein. Nun bekam Jenny das Gefühl, Eva trösten zu müssen.
    « Es war ja nur ein Traum, oder meinst du, er bedeutet irgendwas? Ach, es war nur ein Traum! »
    « Woher kamst du in dem Traum, dass du dich im Dunkeln am Waldrand rumgetrieben hast? », fragte Eva, als sie aus dem Bus stiegen.
    « Ich glaub vom Handballtraining oder von einem Spiel. Jedenfalls hatte ich die Trainingssachen dabei », antwortete Jenny. « Aber es war ja nur ein Traum. Und glaub mir: Wenn ich im Dunkeln etwas Merkwürdiges im Park sehen würde, würde ich ganz bestimmt nicht einfach reinlatschen. Ich bin ja nicht bescheuert. Da hätte ich viel zu viel Schiss. »
    Eva brach in schallendes Gelächter aus.
    « Was ist so witzig daran? », fragte Jenny.
    « Du und Schiss! Was für ne Lachplatte! »
    « Nein, wirklich! », versicherte Jenny. « Ich hab nur ne große Klappe. Aber in solchen Dingen bin

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