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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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sie sich blitzschnell in die Hocke fallen. Fast zeitgleich sah sie einen Arm über sich hervorschnellen und hörte wie die Faust des Bullen direkt über ihr, auf die Handfläche desjenigen knallte, der jetzt dicht hinter ihr stand.
    Jenny schaute nach oben.
    Es war Konrad. Breitbeinig stand er über ihr. Die linke Hand hatte er noch immer in der Manteltasche stecken, die rechte umfasste die Faust des Bullen. Wie ein Baumstamm ragte er hinter ihr in die Höhe. Sein Mantel flatterte einen Windstoß lang, dann stand er still.
    Der stinkende Typ glotzte Konrad mit aufgerissenen Augen an. Jenny war sich sicher, dass sie es ebenso tat, wenn auch aus einem anderen Blickwinkel. Sie traute sich nicht, aufzustehen. Es war als schwebten geschliffene Schwerter in der Luft über ihr und die erste Bewegung würde ihnen das Ziel zum Zustoßen preisgeben.
    Der Bulle versuchte seine Faust zurückzuziehen, aber es gelang ihm nicht, sie aus Konrads Umklammerung zu lösen. Dann stieß er die Faust weiter nach vorn. Doch Konrads hielt derart dagegen, dass das Handgeflecht sich kaum regte. Der Kahlschädel griff nach Konrads Kragen. Doch er kam nicht weit, denn sofort schoss Konrads andere Hand aus der Manteltasche und packte ihn noch im Anflug am Unterarm.
    Konrad selbst wankte nicht einmal, als der andere versuchte sich mit seinem bulligen Körper gegen ihn zu stemmen. Für Jenny sah es aus, als hielte Konrad eine faulige, stinkende Banane von sich. Nur dass die Banane zappelte.
    « Ich denke für heute hast du genug Prügel bezogen, Bulldogge », sagte Konrad in ruhigem Ton.
    Seine Stimme klang melodisch und klar. Ohne sie dabei anzusehen, deutete er mit einem Kopfnicken hinunter zu Jenny. « Oder willst du sie nochmal böse machen? » Konrad neigte seinen Kopf etwas zur Seite und machte ein nachdenkliches Gesicht, so als würde er es für ihn abwägen und meinte dann: « Du siehst mir nicht so aus, als könntest du noch eine Runde vertragen. »
    Ein kurzes spöttisches Lächeln huschte über Konrads Gesicht. Dann rammte er dem Bullen wieder seinen schneidend ernsten Blick in die Augen. Die Bulldogge machte demütig einen Schritt zurück. Konrad ließ ihn los, steckte aber seine Hände nicht sofort wieder in die Manteltaschen, sondern erst, als der Bulle sich mit gesenktem Blick und der Hand an der Nase an ihnen vorbeizwängte und leise vor sich hin brummend zurück zum Spielfeldrand ging.
    Ohne Jenny weiter zu beachten, sah Konrad in die Höhe und tastete die umliegenden Bäume mit den Augen ab.
    Jenny, noch immer völlig perplex in der Hocke sitzend, richtete sich langsam auf und sah Konrad an. Er mied ihren Blick, drehte sich um und ging.
    « Danke! », schoss es aus ihr hervor.
    Da wandte er sich um und sah sie an. Wie ein Pfeil jagte sein Blick in ihre Augen. Jennys Herz schlug wie die Flügel eines kleinen Vogels. In ihrem Bauch spürte sie einen großen, heißen Knoten. Konrad kam ein Schritt auf sie zu. Der Knoten in ihrem Bauch schien zu platzen und sich in einer warmen Flut durch ihren Körper zu ergießen. Konrads Gesicht war ihrem so nah, dass sie seinen Atem auf der Nasenspitze spüren konnte. Seine markanten Gesichtszüge, das starke Kinn und die schmalen, wellenartig geschwungenen Lippen kamen ihr noch etwas näher. Er wollte sie küssen! Fast hätte sie, ohne es zu wollen, die Augen geschlossen.
    Küss mich!
    Erschrocken zog sie ihren Kopf zurück. Konrad zuckte ebenso überrascht zusammen und trat einen Schritt nach hinten. Irritiert blinzelte er, sah schließlich zu Boden und ohne ein Wort drehte er sich um und ging zurück, von wo er gekommen war.
    Jenny öffnete den Mund, um ihm noch etwas hinterherzurufen. Doch da tauchte Yvonne auf.
    « Ach da bist du! », sagte sie zu Konrad. « Gehen wir wieder zurück? »
    Konrad antwortete nicht.
    Jenny versuchte sich etwas hinter den nächsten Baum zu schieben, damit Yvonne sie nicht sehen konnte. Doch unter ihren Füßen krachte ein Ast. Yvonne sah neugierig in ihre Richtung. Jenny hätte schon aus Luft sein müssen, um nicht gesehen zu werden.
    Belustigt lachte Yvonne auf, als sie Jenny entdeckte, und rief Konrad nach: « Ist die Krastl jetzt hinter dir her? » Dumm kichernd hüpfte sie ihm hinterher.
    Zu Jennys Enttäuschung antwortete Konrad nichts, sondern ging einfach weiter. Langsam zog sie sich wieder zurück ins Dickicht.
    Was war das?
    Jenny fühlte sich unwohl, als sie vor dem Vereinshaus an den Rauchergruppen vorbei musste. Nicht nur, weil Yvonne wahrscheinlich

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