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Der Waechter

Der Waechter

Titel: Der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Snyder
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Aber ich hab gemerkt, dass du auf mich abfährst. So süß, wie du mich angeschaut hast. »
    Jennys Unterkiefer klappte nach unten. Konnte er wirklich so blöd sein? Wenn er fand, dass sie ihn süß angeschaut hatte, wie musste man ihm dann bisher in seinem Leben begegnet sein? Hatte man ihm zur Begrüßung einen Elektroschocker auf die Brust gesetzt? Oder Pfefferspray in die Augen gesprüht?
    Jenny, jetzt hast du ein Problem!
    Ein großes, schweres, kahlköpfiges Brutalo-Problem.
    Ehe Jenny sich umdrehen und weglaufen konnte, hatte er sie schon mit seinen wulstigen Pranken an beiden Oberarmen gepackt. Eilig presste er sie mit dem Rücken gegen den nächsten Baum, drückte sein borstiges Gesicht an ihre Wange und begann sie wild abzuschlecken. Der Gestank von Zigaretten und abgestandenem Bier drang ihr in die Nase.
    Igitt! Ich kotz gleich!
    Jenny versuchte ihre Knie anzuziehen und ihre Hände nach oben zu nehmen, um sie ihm gegen die Brust zu stemmen. Doch er hatte sie derart eingekeilt, dass sie sich nicht regen konnte. Jetzt bekam sie richtig Angst. Er war zu stark und sie ihm völlig ausgeliefert.
    Wehr dich! Jetzt!
    Jenny bäumte sich innerlich auf. Seine kantigen Lippen fuhren über ihr Gesicht zum Mund und gewaltsam presste er ihr seine Zunge hinein. Panisch warf sie sich mit aller Kraft gegen ihn und zappelte unaufhaltsam mit den Beinen, um sie zwischen seine zu bekommen. Ein Glück für Jenny, dass er scheinbar in seiner gestörten Wahrnehmung glaubte, sie beabsichtige ihn damit an seiner Lieblingsstelle zu massieren, denn gierig stöhnte er auf und ließ ihren rechten Oberschenkel zwischen seine Beine schlüpfen. Während sie sich mit der oberen Hälfte ihres Körpers abmühte, ihn von sich zu drücken, ihren Kopf zur Seite zu drehen und seine Zunge herauszuwürgen, holte sie aus der unteren Körperhälfte alle Kraft heraus, zog das rechte Bein schwungvoll zurück und ließ das Knie mit geballter Kraft zwischen seine Beine, in sein Gehänge rasen.
    Sofort sackte der Bulle in sich zusammen, hielt sich seine Fortpflanzungswerkstatt und schrie schmerzerfüllt auf.
    « Bäh! Pfui Teufel », schleuderte sie ihm mitsamt ihrer Spucke entgegen. « Da kann ich ja gleich einen Aschenbecher ausschlecken, elendes Schwein. »
    Noch einmal spuckte sie. Wie hätte es anders sein sollen, als dass sie ausgerechnet jetzt einen leichten Schwindel verspürte. Sie senkte ihren Blick und sah sich in ihrem transparenten, leicht rosa schimmernden Schleier stehen. Eine kaum wahrnehmbare, hellblaue Kontur rahmte ihn ein. Diesmal glaubte Jenny, den Schleier sogar zu spüren. Wie eine sirupartige Masse haftete er an ihr, stabilisierte sie aber auch. Jenny schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf, bis sie wieder klarer sah.
    Ihr Angreifer torkelte, sich noch den Schritt haltend, in ihre Richtung und prallte beinahe gegen sie. Geistesgegenwärtig winkelte sie ihr Knie an und trat ihm mit ihrem Stiefelabsatz kraftvoll auf den Fuß. Schmerzerfüllt stöhnte er auf und hob das Bein, um sich an den Fuß zu fassen. Sofort nutzte sie die Gelegenheit, während er auf einem Bein hüpfte, drehte sich mit dem Rücken zu ihm, zog den rechten Arm an und rammte ihm den Ellenbogen zielgerecht in die Visage, so als würde sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Als sein Nasenbein brach, krachte es hörbar und Jenny erschrak selbst darüber. Er schrie so laut auf, dass ihn die ganze Partygesellschaft hundert Meter weiter gehört haben musste.
    Jenny war derart erstaunt über ihre Kraft und punktgenaue Koordination, dass sie vergaß davonzulaufen. Erst als der Kahlschädel sich wieder zu seiner vollen Größe aufrichtete und sie zwischen den Fingern hindurch, mit denen er sich die blutende Nase festhielt, anstarrte, begriff sie, dass ein verletztes Brutalo-Problem noch schwerer zu lösen war, als ein selbstverliebtes Brutalo-Problem. Doch es war zu spät sich umzudrehen und wegzulaufen.
    Der Bulle war ihr kräftemäßig weit überlegen. Es war besser, die Gefahr kommen zu sehen und nochmal das Knie sprechen zu lassen. Sein Gesicht hatte sich zu einer wütenden Fratze verzogen, Blut tropfte ihm aus der Nase. Er bleckte die Zähne wie ein Kampfhund und keuchte stoßartig aus den Mundwinkeln.
    « Du verschissenes Dreckstück », brüllte er und zog die geballte Faust nach hinten.
    Mit vollem Tempo ließ er sie auf Jennys Gesicht zurasen. Jenny reagierte so schnell, dass sie es selbst kaum mitbekam. Ohne seine Faust aus den Augen zu lassen, ließ

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